Ausgabe Nr.
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J M upload 29.12.2019, Viva Edition 159 | Print article

Lebensmittelverschwendung - Klimasünder? Wie sie ihre Lebensmittel richtig lagern und Verschwendung vermeiden

Fast ein Viertel aller weltweit produzierten Nahrungsmittel wandern in den Müll während gleichzeitig über 821 Millionen Menschen auf der Welt Hunger leiden!1)

In der EU werden jährlich 88 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeschmissen, obwohl sie oft noch verzehrt werden könnten. Der Wert der Nahrungsmittel entspricht geschätzten 143 Milliarden Euro.2) Großbritannien ist die Nummer 1 in Europa der Lebensmittelverschwender mit 14,3 Millionen Tonnen jährlich, was einer Menge von 280 Kilogramm pro Einwohner entspricht. Gleich dahinter reiht sich Deutschland mit 10,3 Millionen Tonnen. Diese Zahlen sind noch nachvollziehbar, zumal es sich um die bevölkerungsstärksten Nationen handelt. Bemerkenswert sind die Zahlen von den Niederlanden, die 9,4 Millionen Tonnen verursachen, also fast gleich viel wie Frankreich, und dabei zahlenmäßig nicht einmal ein Drittel der Einwohner haben (siehe Skizze). 

Ein Blick über den ‚großen Teich‘: Amerika liegt mit 295 Kilogramm „Food waste“ pro Einwohner und Jahr übrigens an erster Stelle. 

Lebensmittelverschwendung als Klimasünder: Acht Prozent der Treibhausgas-Emmissionen sind der Lebensmittelverschwendung zuzuschreiben. Das Deutsche Bundesamt beziffert die jährliche Treibhausgasmenge auf 38 Millionen Tonnen. 

Die Besteuerung von CO2-Emmissionen wird den Klimawandel nicht verhindern können und man sollte intensivere Bemühungen in anderen Lösungsansätzen vorsehen, wie beispielsweise den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung auf dieser Welt. 

Warum beeinflusst „Food Waste“ den Klimawandel? Für jedes Nahrungsmittel verbrauchen wir Ressourcen und benötigen Energie bei der Produktion, bei der Verarbeitung, beim Transport, bie der Verpackung bis hin zum Einzelhandel. 216 Millionen Kubikmeter Wasser werden für gut 43.000 km2 landwirtschaftlich genutzte Fläche benötigt.

Zudem verwenden wir Mineral- und Wirtschaftsdünger und Pflanzenschutzmittel, die die Umwelt belasten und letztendlich wie ein Boomerang auch uns. Was in der Erde ist, das ist auch in den Pflanzen und gelangt in unseren Organismus und wir werden immer ‚kränker‘ (siehe steigende Krebserkrankungen weltweit).

Die meiste Verschwendung herrscht bei Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Eiern vor. Sehr wenig bei Kartoffeln, Weizen und Ölen. 

Wie kommt es zum „Food Waste“?

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die zu dieser Situation geführt haben, wie z. B. ständige Lockangebote (Familienpackungen etc.), die zum Kauf animieren, die Manipulation durch die Werbebranche nach optisch makellosem Essen, die sehr knappen Mindesthaltbarkeitsdaten, falsche Lagerung. Konsumenten haben verlernt ihrem Urteilsvermögen und ihren Sinnen zu vertrauen. Prüfen Sie mit allen Sinnen: riechen, schauen, tasten. 

Ein paar Anregungen gegen „Food Waste“

1. Richtig einkaufen

- Kaufen Sie bewusst ein, am besten mit einer Einkaufsliste.
- Planen Sie ihr Wochenmenü bzw. kaufen Sie frische Lebensmittel zeitnah und nicht zu lange im Voraus.
- Gehen Sie nicht hungrig einkaufen, denn dann neigt man zu überbordenden Käufen, die gar nicht kurzfristig konsumiert werden (können).
- Verwerten Sie Lebensmittel vor dem Ablaufenoder frieren diese ggfs. ein. Das ist eine wirtschaftliche Variante und Sie haben immer Frisches zu Hause. Beschriften Sie die Behälter mit dem Datum, um den Überblick zu bewahren. Obst und Gemüse hält sich 11 bis 15 Monate, Rind und Geflügel mindestens 9 Monate, Fisch und fettreiches Fleisch ca. 6 Monate.

2. Richtig lagern

Gemüse - wasserhaltiges Gemüse nicht in den Kühlschrank (z. B. Gurken, Auberginen, Zucchini), da sie schnell schimmeln. Ideal bei Zimmertemperatur oder noch besser (falls vorhanden) im Keller bei 15 °C lagern. 

• Tomaten geben Ethylen ab und sollten daher nicht gemeinsam mit frischem Blattsalat im Gemüsefach des Kühlschranks gelagert werden, da dieser schneller welkt. Geben Sie Tomaten in eine eigene Frischhaltebox oder lagern Sie sie bei Zimmertemperatur.

• Beim Obst muss man grundsätzlich zwischen nachreifenden und nicht nachreifenden Sorten unterscheiden, um diese richtig zu lagern und damit ihre ‚Lebenszeit‘ zu verlängern. Letztere sind beispielsweise Trauben oder Kirschen, diese sollten zeitnah verzehrt werden.

Darüber hinaus gibt es Obst, das das natürliche Gas Ethylen selbst abgibt, welches den Reifeprozess beeinflusst  (Äpfel, Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen, Bananen) bzw. darauf empfindlich reagiert (Bananen, Kiwis, Birnen, Wassermelonen, Zitrusfrüchte).

• Verschiedene Obstsorten am besten nicht zusammen in einer Schüssel lagern.

• Südfrüchte benötigen Kühlung, wie z. B. Kiwi oder frische Feigen. Nicht jedoch in den Kühlschrank sollen Bananen, Mangos, Ananas, alle Zitrusfrüchte und Avocados, sofern diese noch nicht reif sind (Anm.: ideal bei Zimmertemperatur ohne Lichteinfall. Sie zählen zu den ethylen-abgebenden Obstsorten und lassen anderes Obst schneller reifen.) Reife Avocados mit Kern können 2 - 3 Tage im Kühlschrank gelagert werden.

• Marmelade kann Monate bis Jahre nach Ablauf gegessen werden, auch wenn die Farbe etwas blasser wird. Reifes Obst zu Marmelade zu verarbeiten ist eine gute Möglichkeit Nahrungsmittel zu ‚retten‘ und ist sehr einfach zu machen.

Milch und Milchprodukte

• Frische Milch, Joghurt, Quark und Sahne sollte man im mittleren Kühlschrankfach verstauen und nicht in der Tür, da dies der wärmste Ort des Kühlschranks ist. 

• Joghurt hält sich viel länger als angegeben (Monate, falls ungeöffnet). Wenn sich Flüssigkeit absetzt, dann ist es natürliche Molke und weiterhin genießbar. Nicht verzehren sollte man es, falls sich Schimmel oder Bläschen gebildet haben oder vergoren oder alkoholisch riecht. 

• Butter hält sich in der obersten Etage des Kühlschranks am längsten und hält sich Wochen bis Monate. Ungenießbar ist Butter, wenn sie dunkelgelb ist und ranzig oder stechend riecht oder schmeckt.

• Eier können 1 bis 2 Wochen länger gegessen werden als das Mindest-  ablaufdatum angibt. Speisen mit rohen Eiern oder beim Verzehr von rohen Eiern sollte man das Datum allerdings berücksichtigen. Tipp: Genießbare Eier bleiben in einem mit Wasser gefüllten Behälter unten, während ungenießbare sich aufrichten bzw. sogar oben schwimmen.

• Käse sollte in die Mitte des Kühlschranks. (Achtung: Nicht luftdicht verpacken, lieber Käsepapier oder Käseglocke verwenden)

• Brot kann man vielseitig weiterverwenden, wenn es trocken ist (z. B. für Paniermehl, Knödel oder Croutons). Falls es schimmelig ist, sollte es entsorgt werden. Lagern sollte man es bei Zimmertemperatur im Brotkasten oder Keramiktopf.

Viellleicht finden Sie ein paar Anregungen, die Ihnen Geld sparen und noch dazu einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten.     Julija Major

Fotos: Großbritannien und Deutschland sind die größten Lebensmittelverschwendenden Länder Europas. Niederlande verursacht fast gleich viel „Food Waste“ wie Frankreich (Quelle: United Nations Food and Agriculture Organization vom 14. Oktober 2019.

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Verweise

1)Fusions, 2016

2)United Nations Food and Agriculture Organization (FAO) vom 14. Oktober 2019.