Spätestens seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sehen wir in Europa, wie wichtig ein Energiemix ist und lernten auch, welche Bedeutung und welchen hohen Anteil das Gas im Energiekonsum in einigen Ländern hat. Die EU versucht alternative Anbieter zu finden, denn zu ungewiss ist eine zuverlässige Energieversorgung durch Russland und im Winter steigt der Bedarf noch an. Allerdings zeigen sich nun auch die Herausforderungen und die Komplexität, die mit der Gasversorgung verbunden sind.
Um Erdgas zu transportieren, wird es bei -160 °C verflüssigt und in Flüssiggas-Terminals, den sogenannten LNG-Terminals (Liquified Natural Gas) gelagert. Diese sind der logistische Knotenpunkt, um in das jeweilige Gasnetz eingespeist oder über Pipelines weitertransportiert zu werden.
In einem komplizierten technischen Verfahren kann in diesen LNG-Terminals durch die Wiederverdampfungsanlagen das verflüssigte Gas wieder in gasförmigen Zustand zugeführt werden (Regasifizierung).
Diese Terminals spielen bei der Sicherung der Energieversorgung eine Schlüsselrolle. Das wurde in der von Russland provozierten Gaskrise mehr als evident. Manche Staaten wurden sich nicht nur der Abhängigkeit bewusst, sondern auch, dass sie über gar keine ausreichende technische Infrastruktur verfügen, um dies kurzfristig ändern zu können. Deutschland plant beispielsweise den Bau von drei LNG-Terminals.
Eine temporäre Aushilfe bzw. Überbrückung könnten auch die flexibel einsetzbaren FSRU Einheiten (Floating Storage and Regasification Units) bieten. Wenn Sie nicht zur Regasifizierung verwendet werden, können sie auch als riesige LNG-Tanker fungieren. Dies bedeutet, dass diese FSRUs eine Betankung von kleineren Schiffen ermöglichen, auch ohne Lagerinfrastrukturen eines Hafens nutzen zu müssen. Das ist besonders in kleineren Häfen, die nicht über eine entsprechende Infrastruktur verfügen, von Vorteil. Es ist auch eine Betankung auf hoher See möglich. Die Lagerkapazität solcher FSRUs variiert und liegt zwischen 126.000 und 173.400 Kubikmeter. Die EU versucht derzeit ihre Importkapazitäten durch FSRUs zu erhöhen.
Spanien ist in der glücklichen Situation, neben einer äußerst geringen Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen, über acht LNG Terminals zu verfügen (siehe Skizze o. re.) und reiht sich nach Norwegen auf den zweiten Rang in Europa.
Die Enagás Aktiengesellschaft mit Sitz in Madrid wurde 2002 gegründet und ist einer der größten, weltweit operierenden Betreiber von Energieinfrastrukturen mit Fokus auf Europa. Das Unternehmen betreibt vier LNG-Terminals in Spanien (Barcelona, Cartagena in Murcia, Huelva und Gijón) und ist an zwei weiteren in Bilbao und Valencia beteiligt.
Enagás verfügt zudem über drei unterirdische Speicher mit dem primären Ziel der Absicherung der Energieversorgung Zentralspaniens. Diese Speicher befinden sich in Gaviota, Serrablo und Yela in einer Tiefe von etwa 2,3 km. Das Fassungsvermögen liegt bei 1050 Mm3 Gas. Zum Unternehmen zählen die modernsten und größten Tanker der Welt, die über die entsprechende Technologie zum Entladen und Umladen verfügen. Das Gasnetz ist an sechs Punkten mit Nachbarstaaten verbunden (jeweils zwei mit Portugal, Frankreich und Afrika).
Im Jahr 2011 hat Enagás ihre internationale Expansion mit dem Erwerb von Anteilen der Firma Altamira in Peru sowie in Mexiko, Chile und den USA gefestigt.
Zudem hat Spanien die Betriebsaufnahme der brachgelegenen Anlage in El Musel (Gijón) aufgrund der aktuellen Versorgungskrise in der EU beschlossen.
Siehe auch Spaniens Energiemix reduziert Abhängigkeit von (russischem) Gas