Die Loro Parque Stiftung arbeitet seit 1994 mit Hauptsitz auf Teneriffa für das Wohlergehen der Tiere und die Erhaltung der vom Aussterben bedrohten Artenvielfalt. Nahezu 120 Projekte in über 30 Ländern wurden so bisher mit mehr als 17 Millionen USD finanziert und durchgeführt. So sollten Sie wissen, dass von jeder gekauften Eintrittskarte ca. 10 Prozent des Erlöses direkt in diese Stiftung fließen und jeder Besucher des Loro Parque dadurch seinen Teil zum Schutz und zur Arterhaltung beiträgt. Ein schönes Gefühl.
Meeresbewohner im Fokus
Ein großer Teil der Schutzprojekte und –maßnahmen betrifft Papageien, worüber Sie bereits in der VIVA Ausgabe Nr. 107 lesen konnten, in der wir Ihnen die Zuchtstation vorstellten. Nun möchten wir Ihnen auch den anderen Teil der Arbeit der Stiftung präsentieren – nämlich den der Meeressäuger. Da wir leider nicht alle Projekte vorstellen können, haben wir uns hier die vier, unserer Meinung nach, inte-ressantesten und wichtigsten Projekte ausgesucht …
Darüber hinaus habe ich meine Freundin und kompetente Partnerin in Sachen Meeresangelegenheiten, Mareike Müller vom Diving Center Nautiko gebeten, diesen Beitrag für die Viva zu erstellen. Sie verfügt aufgrund ihrer jahrelangen Unterwasseraktivitäten, ihrem Wissensdurst und Engagement in Umweltschutzprojekten über die nötige Kompetenz.
Delfine (1)
Die Wildpopulation der Großen Tümmler (Tursiops truncatus) wird derzeit auf ca. 600.000 Tiere geschätzt, wobei sich 256 in Europa in Menschenobhut befinden. Der Erhaltungsstatus wird in der Roten Liste der IUCN als stabil und nicht gefährdet eingestuft. Das Ziel dieses Projektes ist es, die Einflüsse langlebiger organischer Schadstoffe und Schwermetalle auf Delfine zu erforschen, um einen guten Startpunkt zur Förderung angemessener Schutzmaßnahmen auszuarbeiten.
Einfach gesagt, wird hier der Gesundheitszustand der hiesigen Delfine rund um die Kanarischen Inseln mit anderen Großen Tümmlern und Meeressäugern aus verschiedenen Meeresregionen weltweit miteinander verglichen und bestimmt. Dafür werden natürlich keine Delfine gefangen genommen, sondern es werden gestrandete Große Tümmler untersucht, wenn nötig aufgepäppelt und anschließend wieder in ihre blaue Freiheit entlassen. Im Falle von toten Tieren ist die pathologische Untersuchung von enormer Bedeutung. Die Todesursache lässt wichtige Rückschlüsse zu und hilft die Lebensgewohnheiten der Tiere besser zu verstehen (Was haben sie gefressen? Sind Gifte vorhanden? Etc.)
Seit 2006 wurden ca. 243.333 USD in dieses Projekt investiert, wobei die Universität von Las Palmas de Gran Canaria und SANICET (Schutzorganisation der Meeressäuger rund um die Kanarischen Inseln, Madeira, Azoren und Kap Verde) lokale Partner sind. Das Forschungsteam veröffentlichte bereits vier wissenschaftliche Studien in renommierten Fachzeitschriften als Ergebnis dieses Projektes.
Meeresschildkröten (2)
Seit 2006 steht die Echte sowie die Unechte Wasserschildkröte auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources). Die Unechte Karettschildkröte (span. Tortuga Boba, zool. Caretta caretta) ist die bekannteste Vertreterin der Meeresschildkröten. Von acht Spezies sind fünf vom Aussterben bedroht!
Als Tauchlehrerin werde ich oft gefragt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass wir während unserer Tauchgänge vor Gran Canaria einer Meeresschildkröte begegnen … Leider kommt das in den Gewässern vor Gran Canaria seltener vor, obwohl in den letzten Wochen vermehrt Begegnungen gezählt wurden. Umso erfreulicher ist es, dass sich die Loro Parque Stiftung auch für die Erhaltung der Meeresschildkröten einsetzt und seit dem Jahre 2008 schon mehr als 103.784 USD investiert hat. So werden mit diesen Mitteln innovative Technologien zur Heilung verletzter Tiere finanziert, Auffangstationen unterstützt und Aufklärung in Bezug auf die fortschreitende Meeresverschmut- zung betrieben. Dank dieser Arbeit können jährlich 90% der ca. 200 auf den Kanarischen Inseln gestrandeten Meeresschildkröten geheilt und wieder ausgesetzt werde. Im Jahr 2014 konzentrierte man sich gezielt auf die Zucht und Auswilderung der Unechten Karettschildkröte, um den Wildbestand dieser stark gefährdeten Art (EN) wieder aufzustocken.
Neu: Schutz der Hammerhaie (3)
Erst in diesem Jahr wurde auch der Hammerhai (Spyrna sp.) in das Programm der Loro Parque Stiftung aufgenommen. Aufgrund von Überfischung und einer sehr geringen Fortpflanzungsrate wird der Hammerhai von der IUCN weltweit als stark gefährdet (EN - siehe Skizze am Ende) eingestuft. Die Populati- on der in der freien Wildnis lebenden Hammerhaie ist unbekannt. Genau da- mit beschäftigt sich die Organisation ElasmoCan, die in diesem Jahr bereits mit 35.567 USD von der Loro Parque Stiftung unterstützt wurde.
In Zusammenarbeit mit lokalen Fischern werden Hammerhaie markiert, vermessen und katalogisiert. Ziel hierbei ist zunächst die Anzahl der wildlebenden Hammerhaie rund um die Kanarischen Inseln zu bestimmen und zukünftig zu beobachten.
Zu guter Letzt stellen wir Ihnen das Projekt zur Erhaltung des Engelhais (Squatina Squatina) vor. Als langjähriger VIVA Leser können Sie sich vielleicht an unseren Bericht in der VIVA Canarias Nr. 56 erinnern, in der wir Ihnen bereits den Engel der Meere ausgiebig vorstellten. Wir als Tau- cher können kaum glauben, dass der Engelhai in der Ro- ten Liste der IUCN als am „stärksten gefährdet“ (critically endangered) gekennzeichnet wird, da wir hier vor Gran Canaria, im Gegensatz auch zu den anderen Kanarischen Inseln, mehrmals wöchentlich Sichtungen melden können.
Das ist nämlich ganz und gar nicht selbstverständlich, da die Wildpopulation fast vollständig ausgerottet ist.
Lokaler Partner ist auch hier die non-pro t Organisation ElasmoCan, die durch die Loro Parque Stiftung in diesem Jahr erstmals ca. 38.390 USD bereitgestellt bekommen hat. Dadurch ist es möglich, nicht nur ausreichende Auf- klärungsarbeit zu leisten, sondern gezielt an 6 verschiedenen Küstenabschnitten Gran Canarias (rund 27.000m2) „Ausschau zu halten“. Leider ist es noch nicht gelungen, die Engelhaie erfolgreich und langfristig zu markieren, aber durch Fotos und persönliche Begegnungen werden die entdeckten Tiere nach Größe, Geschlecht, der vor- gekommenen Wassertiefe und -temperatur katalogisiert. Ziel ist es auch wie bei den Hammerhaien, einen Überblick der verbleibenden Wildpopulation zu bekommen und zukünftig vergleichen zu können.
Zum Glück gibt es immer mehr Menschen und Organisationen, wie die Loro Parque Stiftung, die mit ihrem uner- müdlichen Engagenement Hoffnung in den Erhalt unserer Natur aufkeimen lassen. Nur Wissen schafft Bewusstsein und hilft beim Umweltschutz. Sie können die Arbeit gerne auch unterstützen (siehe Kasten linke Seite).
Mareike Müller