Was haben Madonna, Yves Saint Laurent und viele andere Prominente gemeinsam? Richtig, sie haben ein Domizil in Marrakesch, der Hauptstadt Marokkos. In den letzten Jahren mehr denn je. Angelockt vom Klima haben inzwischen Wohlhabende aus aller Welt in Marrakesch einen Erst- oder Zweitwohnsitz erworben, was die Grundstückspreise in die Höhe schießen ließ und einen Bauboom auslöste. Was macht die Faszination aus? Hier Teil 1.
Marrakesch - UNESCO Weltkulturerbe
Marrakesch hat knapp eine Million Einwohner und liegt in einer Ebene nördlich des Atlas Hochgebirges, das die Scheidelinie bildet zwischen dem feuchteren Klima im Norden und der extremen Trockenheit der Sahara. Das sind die nüchternen Fakten. Marrakesch ist aber auch eine der vier Königsstädte und hat eine fast tausendjährige Geschichte und das ist spür- und sichtbar. Offiziell gilt der 7. Mai 1070 als Gründungsjahr. Wegen der vielen architektonisch bedeutenden Gebäude wurde „Die Perle des Südens“ wie die Stadt häufig bezeichnet wird, im Jahr 1985 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Orient trifft auf den Westen
Keine zwei Flugstunden von den Kanaren entfernt kann man in den Orient eintauchen und diese faszinierende Welt kennenlernen, wenn man offen ist für Neues. Dann werden Sie reich belohnt, aber stellen sie sich ein, dort ist alles anders. Es fängt schon am Flughafen an, denn hier wird französisch gesprochen, einer der offiziellen Sprachen. Es ist einfach schön anzuhören, wenn man mit „Madame“ und „Bonjour“ angesprochen wird und spätestens jetzt bereue ich, dass ich meine Französischkenntnisse in den letzten Jahren derart vernachlässigt habe. Die Beamten tragen weiße Handschuhe und Kappen zu ihren dunkelblauen Uniformen, so die Polizei wie ich später feststellen durfte.
Beim Verlassen des Flughafens ist man im Orient angekommen. Die Sonne scheint und der blaue Himmel heißt uns willkommen. Es stehen einige Pavillons mit Sitzmöglichkeiten, für die Raucher. Davor befinden sich die Taxis und Busse. Letztere fahren pünktlich ab für wenig Geld. Man kann sich aber auch ein Taxi nehmen. Die erstrahlen nicht in dem sauberen Glanz wie jene auf den Kanaren. Jetzt kommt die erste Lektion: Handeln. Es ist immer ratsam vor der Fahrt nach dem Preis zu fragen, denn hier gehört handeln dazu, gerade wenn Sie kurze Strecken oder nachts fahren.
Ich nächtigte in dem wunderbaren Hotel Opera Plaza, nicht zu weit weg vom Schuss aber auch nicht mitten in der Altstadt. Es verfügte über alle Annehmlichkeiten und beim Betreten fällt mir auf, dass es gut riecht nicht nach Putzmittel oder ähnlichem. Gerüche sind für den Orient wichtig und zählen zum Wohlbefinden dazu. Man kann seinen Aufenthalt auch in einem der vielen Riads verbringen. Das ist gerade Trend. Warum? Es sind ehemalige Herrschaftshäuser, Luxus intim, mit erholsamen Innenhöfen, schönen Zimmern und familiärer Atmosphäre. Da haben Sie die Möglichkeit noch mehr eingebunden zu sein.
Zur Orientierung - Start per Bus, prachtvolle Paläste
Egal ob New York, Rom oder London, zuerst buche ich immer einen Sightseeing Bus. Es ist die beste Art sich zu orientieren und einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Sehenswürdigkeiten kann man dann sofort ansehen, denn wer nicht zumindest einen der vielen Paläste besucht hat, der hat wirklich etwas versäumt und keine Ahnung was mit orientalischer Üppigkeit gemeint ist. Die Gebäude sind mit unbeschreiblich schönen Verzierungen an den Wänden, Decken und im Innenhof versehen. Zu sehen sind Holzschnitzarbeiten der Extraklasse und Mosaike, die ihresgleichen suchen. Oft sind die einzelnen Teilchen nicht größer als ein Fingernagel und wurden Stein um Stein zu einem großen Ganzen zusammengefügt (Siehe Foto links oben und darunter). Die Stadt umgibt eine etwa zwölf Kilometer lange Mauer aus dem 12. Jhdt. (Siehe Foto 02). Sie ist so wie der Königspalast (Koutoubia-Moschee, Foto 01) mit seinem dominierenden Minarett, dem Wahrzeichen der Stadt, in zartem Orange gefärbt. So will es der König.
Durch den Kern der Altstadt (Médina) ziehen sich unzählige mit Kopfsteinpflaster ausgelegte enge Gassen und auch hier lohnt sich immer wieder der Blick nach oben zu den Torbögen mit den reichen Verzierungen.
Mut zur Farbe
Im Orient hat man mehr Mut zur Farbe und dabei auch noch das gewisse Gespür, wie diese miteinander harmonieren. Manchmal sind es auch kuriose Kombinationen, die dann trotzdem schön wirken wie z. B. Apfelgrün mit Türkis? Immer wieder war ich beeindruckt, denn hinter dezenten Türen öffnet sich eine andere Welt: Der Innenhof. Meist befindet sich in der Mitte ein Brunnen, umgeben von Pflanzen, der für eine frische Luft und ein angenehmes Ambiente sorgt. Das war auch bei den Palästen der Fall, wo das Herzstück der Innenhof war und in den Nischen rundum, die mit vielen gemütlichen Polstern ausgelegt waren, ruhte „Mann“ und unterhielt sich.
Eine pulsierende Stadt
Die Stadt ist grün und das ist dem Wasserreichtum durch das Atlas-Gebirge sowie den Niederschlägen zu verdanken. Zypressen, Dattelpalmen, Kiefern und jede Menge Olivenbäume sind zu sehen und nicht zuletzt Rosen. In vielen Straßen und Alleen säumen riesige Rosenbüsche die Straßen.
Vom Bus aus sieht man das rege Treiben auf der Straße und immer wieder entweicht mir ein Schmunzeln, denn es sind alle erdenklichen Fahrzeuge zu sehen, wie z. B. Autos, bei welchem ich mir über die Fahrtauglichkeit nicht mehr ganz so sicher bin, Motorräder mit Anhänger, Pferdekutschen, Eselskarren, Mopeds bis hin zum Kamel. Zu Fuss ist es noch einmal abenteuerlicher, denn ich bin an unsere Straßenver-kehrsverordnung gewöhnt. Eine Einheimische meinte einfach drauf losgehen... Als Europäer traute ich mich manche Straßen gar nicht zu überqueren aber immer wieder blieb ich stehen, um das pulsieren der Stadt aufzusaugen und diese exotische Welt zu erleben. Genauso vielfältig wie die Fahrzeuge sind die Menschen. Gerade in der Innenstadt merkt man, dass Marrakesch auch vom Tourismus lebt.
Sehr lange Tradition: Der Handel und das Kunsthandwerk
Die Marokkaner sind in vielen Sparten wahre Künstler, sei es beim Teppich knüpfen, Schmieden, in der Lederverarbeitung oder als Kunsthandwerker. Davon können Sie sich auch auf einem der größten Marktplätze der Welt überzeugen, dem Djemaa el Fna. Diesen werden wir Ihnen in unserem zweiten Teil präsentieren. Es gibt sogar Innenarchitekten, die eigens nach Marokko fahren und edle Accessoires, Stoffe oder Möbel einkaufen und es sich liefern lassen.
Der Handel hat in Marrakesch eine ebenso lange Tradition wie die Stadt besteht und fast Alle sind mehrsprachig. Das heisst, wenn Sie der französischen Sprache nicht mächtig sind, mit Englisch, Deutsch oder Spanisch kommen Sie durch. Auch hier gilt das Motto: Handeln, aber fair. Man erfährt einen Preis, bietet ein Gegenangebot an und trifft sich irgendwo in der Mitte. Machen Sie es mit ein wenig Humor, das kommt besser an als sich arrogant-schnippisch wegzudrehen. Überhaupt kommt Freundlichkeit gut an und wird gedankt.
Die Menschen sind ehrlich, offen und kennen keine Arroganz. Diebstahl wird noch mit Hand abhacken bestraft. Auf den Straßen, wird so wie in vielen Städten auf der Welt, natürlich auch gebettelt, nicht mehr oder weniger. Ein höfliches „Nein, Danke“ reicht. Ich empfehle aber den Augenkontakt nicht zu halten, denn dann kriegen Sie die Person nicht mehr los. Eine kleine Eigenheit: In Marokko ist es fast Pflicht, Behinderte oder Blinden etwas zu spenden und es soll zudem dem Spender Glück bringen.
Speis und Trank
Das ist ein eigenes Thema, denn nirgendwo schmecken die Orangen süßer, die Nüsse intensiver, die Oliven besser etc. Marrakesch gilt neben Casablanca als Gourmet-Zentrum und damit sind nicht nur die Huhn- oder Lammgerichte aus dem Tajin gemeint, und auch die köstlichen Desserts sind unwiederstehlich. Es gibt für jede Geldbörse das Passende. Man kann aber auch für wenig Geld sehr gut speisen. Leider habe ich den Rahmen gesprengt und kann daher auf dieses Thema erst in unserem zweiten Teil näher eingehen. Ich hoffe Sie haben Appetit bekommen.
Fortsetzung in Teil 2