Es war einmal: die ersten Siedler
Auf Geheiß der kastilischen Krone war das 15. Jhdt. auf den Kanarischen Inseln geprägt von einem blutigen Unterwerfungskampf bis schließlich Insel um Insel erobert werden konnte. Die Zahl der anno dazumal hier lebenden Urbevölkerung wurde drastisch reduziert, bis auf wenige Tausende und mit ihrem Untergang verschwand ihre Kultur. Nur mühevoll und mit viel aufwändiger Recherche und Archäologiearbeit kam und kommt sukzessive Neues zum Vorschein. In den vergangenen Jahren wurde der Archäologie vor dem Hintergrund der Identitätsfindung und -klärung deutlich mehr Aufmerksamkeit und damit einhergehend finanzielle Mittel seitens der Behörden zur Verfügung gestellt.
Wer waren die Altkanarier? Viele Fragen, wenig Antworten
Welche Bevölkerungsströme besiedelten die Kanarischen Inseln? Wieso und woher kamen sie wirklich? Gab es soziale Aspekte zwischen mumifizierten bzw. nicht mumifizierten Bestattungen und welche Praktiken waren wo am meisten verbreitet?
Die investigative Arbeit des Museo Canario bringt immer wieder interessante Aspekte über das Leben und den Tod der Urbevölkerung ans Licht. Im Rahmen eines bereits 2011 initiierten Forschungsprogramms unter der Leitung von Teresa Delgado, Konservatorin des Museo Canario, sowie Wissenschaftler Néstor López Dos Santos vom forensischen Forschungszentrum CIFOR (Centro de Investigaciones Forenses), lieferte nun wieder neue Erkenntnisse.
Seltsamerweise stammen praktisch alle Mumien aus der Sammlung des Museo Canario aus Acusa und Guayadeque, teilweise in gut erhaltenem Zustand und alle wurden von Forschern des 19. Jhdts. gefunden. Dank dem archäologischen Interesse des Anthropologen Dr. Chil1) wurden sie umfassend zusammengetragen und u.a. in dem sehenswerten Museo Canario, neben anderen interessanten Aspekten, wie z. B. Töpferwaren, Bekleidung, Nahrung und die größte Sammlung der Pintaders2), zu sehen.
Neue Methoden, neue Erkenntnisse
Mit neuen Methoden, die der Fortschritt in der Wissenschaft mit sich bringt, wurden neuerdings Zähne und Knochen aus dem Fundus des Museums untersucht, um Fragen hinsichtlich der Ernährung, der erlittenen Krankheiten und der Lebenserwartung zu beantworten. Dies ist dank des hervorragenden Erhaltungszustandes der Mumien, den Leichentüchern, den mit der Zersetzung der Leiche verbundenen Insekten sowie Grabbeigaben möglich.
Mumie Nr. 8 wurde bisher in die Zeit der Eroberung von Gran Canaria, Ende des 15. Jhdts., datiert. Doch aufgrund der durchgeführten Kohlenstoff-14-Analyse steht fest, dass dieser Mann irgendwann zwischen den Jahren 415 und 560 n. Chr. gestorben ist, also lange Zeit davor.
Die Wissenschaftler kamen zu der Überzeugung, dass der soziale Rang des Altkanariers sich nach dem Tod in der Bestattungsart widerspiegelt. Zwar wurden alle zumindest in Leichentücher gehüllt und einer Prozedur unterzogen bevor sie endgültig in Grabhügeln, Höhlen oder Gruben bestattet wurden. Der soziale Unterschied lag in der Anzahl der Schichten sowie in der Qualität der verwendeten Materialien.
Das Museo Canario ist heute ...
... das bedeutendste Geschichtsmuseum auf Gran Canaria und eines der wichtigsten des Archipels. Es umfasst die bei weitem größte Sammlung an Mumien und Skeletten (fast tausend) sowie ‚Pintaderas‘, den Besitzmarken der Altkanarier (214 Exemplare). Besonders interessant ist zudem die Sammlung von teils sehr gut erhaltenen Töpferwaren aller Inseln. Ein überschaubares und interessantes Museum, das Sie bei Ihrem Aufenthalt besucht haben müssen, wie wir meinen. jm