‚Navidad’ ist in Spanien noch nicht vorbei, im Gegenteil. Zwar sind durch Hollywoods Exportschlager – dem Weihnachtsmann - die traditionellen Bräuche auch hierzulande verwestlicht, aber die echte Bescherung erfolgt durch die drei Weisen Caspar, Melchior und Balthasar aus dem Morgenland. Die Heiligen Drei Könige repräsentieren die damals bekannten Kontinente: Europa, Afrika und Asien. Gold, Weihrauch und Myrrhe stehen bei der Bescherung heutzutage nicht auf dem Plan, sondern die Erfüllung der individuellen Wünsche. Ergo: Die Einkaufszentren platzen aus ihren Nähten und verlocken mit Rabatten dazu, noch allerletzte Einkäufe zu tätigen. Wer nicht auf extreme Menschenansammlungen steht, der sollte die großen Zentren bis nach dem Dreikönigstag meiden.
Navidad auf den Kanaren
Bei den hiesigen Temperaturen versteht es sich von selbst, dass zur „Nochebuena“ (Heiligabend) kein deftiges Essen à la Deutschland auf den Tisch kommt. Ein typisches Weihnachtsessen gibt es auf den Kanarischen Inseln nicht, Hauptsache der Tisch ist reichlich gedeckt und bietet für jeden ‚Gusto‘ ein passendes ‚Schmankerl‘.
Protagonist in der Weihnachtszeit ist die spanische Nationaldelikatesse „Jamón Serrano“,1) traditionell im Ganzen gekauft und in einer speziellen Haltevorrichtung eingespannt. Damit bietet sich über die ganze Weihnachtszeit eine köstliche Leckerei für Zwischendurch. Regionaler Käse, Oliven, Sardellen & Co. fehlen ebensowenig wie die Klassiker „papas arrugadas“. Ebenso beliebt ist der Schweinebraten „Pata asada“, kalt oder warm gegessen. Weit verbreitet sind Fisch- und Meeresfrüchtegerichte.
Die mürben Zimtplätzchen „Polvorones“ werden oftmals zum Nachtisch kredenzt, allerdings empfiehlt es sich ein Getränk griffbereit zu halten. Auch um den typischen „Turrón“ kommen Sie in keinem Geschäft herum, der sich palettenweise in verschiedenen Varianten stapelt. Allerdings sollten Sie beim Verzehr dieser süßen Nougattafeln aus Honig, Zucker, Ei und Mandeln über gute Zähne verfügen, denn ansonsten könnte es sich um echte ‚Plombenzieher‘ handeln.
Der Dreikönigskuchen
Zum Dreikönigstag fehlt bei keiner Familie der traditionell mit Schokolade und Schlagsahne zubereitete Kranzkuchen „Roscón de Reyes“. Diese runde, reich mit Mandeln, getrockneten Zitrusfrüchten und Zucker verzierte Briochemasse erinnert an eine Krone und es gibt den Kuchen mit oder ohne Füllung. Im Inneren ist eine Münze oder kleine Figur versteckt und wer beim Verzehr auf diesen „Schatz“ trifft, ist für das kommende Jahr der Glückspilz. In Haushalten mit Kindern darf dieser kulinarische Protagonist nicht fehlen!
Jedes Jahr werden in Spanien etwa 30 Millionen dieser Kuchen verspeist. Dies hat einen derart großen Stellenwert, dass die Konsumentenvereinigung OCU (Organización de Consumidores y Usuarios) jedes Jahr Ende Dezember eine Analyse der angebotenen Dreikönigskuchen durchführt. Dabei werden die Angebote der größten Supermarktketten untersucht und vom Kakaogehalt bis hin zum Preis-Leistungsverhältnis bewertet. Der Kilopreis schwankt zwischen 9 und 20 Euro. Doch am besten ist immer noch ein selbst gebackener Kuchen. Erlaubt ist, was schmeckt!