Ausgabe Nr.
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J M upload 19.01.2023, Viva Edition 195 | Print article

Neue Steuern und Beiträge für Selbständige in Spanien ab 2023

Am 1. Januar 2023 tritt ein neues Beitragssystem für Selbstständige in Kraft, das auf dem Nettoeinkommen basiert und der Schutz von Einzelpersonengesellschaften sowie Autónomos im Falle der Einstellung der Tätigkeit verbessert wird. Der Ministerrat hat dies und die dazugehörigen Verordnungen per Königlichem Dekret Nr. 13/2022 vom 26. Juli gebilligt.

Neues Berechnungsmodell

Ziel dieser Reform ist es, dass Selbstständige die Versicherungsbeiträge auf der Grundlage ihres realen Einkommens zahlen, da sie derzeit, unabhängig von ihrem Umsatz, die Beitragsbemessungsgrundlage selbst wählen können. Das neue Dekret sieht vor, dass sich die Höhe der Mindestquoten am Realeinkommen orientiert, die in einem Stufenplan festgelegt ist (siehe Tabelle). Die Quote würde demnach 230 Euro bei einem Realeinkommen bis zu 670 Euro betragen und steigt bis auf 500 Euro bei über 6.000 Euro Einkommen an. Die Quoten steigen schrittweise in den darauffolgenden zwei Jahren an und berücksichtigen die wirtschaftliche Unsicherheit sowie die Auswirkungen der Inflation auf selbständig Erwerbstätige.

Wer profitiert?

Das neue gestaffelte Beitragssystem wird etwa drei Millionen spanische Selbständige betreffen. Die ATA Vereinigung (Asociación de Autónomos) weist darauf hin, dass der Gesetzesentwurf nicht praktikabel sei, vor allem, da Selbständige je nach Tätigkeit bestimmte Ausgaben absetzen können und womit das System diskriminierend sei. Die Regierung geht jedoch von der Idee aus, Selbständige mit ArbeitnehmerInnen gleichzusetzen und somit die gleichen Beiträge einzufordern - obwohl wir alle wissen, dass Selbständige niemals die gleichen Rechte haben werden wie Unselbständige.

Die spanische Regierung verteidigt das neue, auf dem Einkommen basierenden, Berechnungssystem, u. a. mit folgenden Argumentationen.

- Bei Einkommen von 1.300 bis 1.700 Euro bleiben die Beiträge mehr oder weniger gleich, bei zwei von drei Selbstständigen werden die Quoten sinken während sie bei höheren Einkommen ansteigen werden.

- Gegenwärtig liegen die monatlichen Renten von ‚Autonómos‘ durchschnittlich um 500 Euro unter jenen von Angestellten.

- Selbständige mit einem monatlichen Einkommen von unter 670 Euro können in Spanien kein würdevolles Leben führen und daher ist anzunehmen, dass der- oder diejenige die Schattenwirtschaft nutzt.

Problemstellungen des neuen Berechnungssystems

• Es wird versucht, zwei unterschiedliche Systeme von Arbeitsbeiträgen in Bezug auf die Verpflichtungen anzugleichen

• Abschreckung vom Unternehmertum, da die Flexibilität verloren geht.

• Durch die Änderungen werden über 45-Jährige aus dem Spiel genommen

• Für Selbstständige wird es schwerer Personal einzustellen

• Förderung der Schattenwirtschaft

• Drohende Preissteigerungen, um die erhöhten Ausgaben zahlen zu können.

• Mögliche Abwanderung von Selbstständigen in Länder mit besseren Besteuerungssystemen (z. B. Portugal)

• Fehlende Reform in Bezug auf die Arbeitslosigkeit von Selbständigen

• Unstimmigkeit zwischen Regierung und Verbänden der Selbstständigen

Julija Major, Text in Zusammenarbeit mit Gestorias Laborgest Asesores