Die spanische Regierung hat eine neue Berechnungsmethode für einen regulierten Stromtarif für Privatkonsumenten, den so genannten PVPC (Voluntary Price for the Small Consumer), beschlossen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Tarifpreise weniger volatil und weniger von kurzfristigen Marktveränderungen beeinflusst zu machen. Im Folgenden werden wir den Unterschied zwischen der alten und der neuen Berechnungsmethode für Strom sowie die Auswirkungen auf die Verbraucher darlegen. Die Information wurden in Zusammenarbeit mit Mar Vicente des Blogs Papernest für Nachhaltigkeit, neue Tendenzen und Energie erstellt.
Die Neue Berechnungsmethode Einer der Hauptunterschiede ist die Art und Weise, wie der Preis pro Kilowattstunde (kWh) berechnet wird. Bislang hing der kWh-Preis vollständig vom täglichen Marktpreis ab. In einer täglichen Energieauktion wurde die Höhe für den folgenden Tag festgelegt (Day-Ahead-Market).
Zukünftig soll der Preis davon weniger stark von täglichen Schwankungen beeinflusst werden und längere Durchrechnungszeiträume zur Preisfestlegung berücksichtigt werden. Die Umstellung beginnt am 1. Januar 2024 und soll schrittweise bis 2026 angepasst werden (siehe nachfolgende Tabelle).
Mit der neuen Methode wird der Strompreis pro kWh spätestens ab 1. Januar 2026 nur mehr zu 45 Prozent vom täglich festgelegten Preis bestimmt werden. Zur Berechnung der restlichen Prozent auf hundert fließen anteilsmäßig die Monats-, Quartals- und Jahrespreise ein. Ziel ist es, dass sprunghafte Marktschwankungen, wie es durch den unvorhergesehenen Angriffskrieg auf die Ukraine der Fall gewesen war, abzuschwächen.
Die neue Berechnungsmethode tritt am 1. Januar 2024 in Kraft.
Was bedeutet das für die Konsumenten?
Es wird zu geringeren Schwankungen der Strompreise führen und den Konsumenten eine größere Sicherheit bei der Planung der Haushaltsausgaben bieten.
Allerdings ist dadurch auch der Anreiz für die Konsumenten, Strom in den „Schwachlastzeiten“ (Uhrzeiten mit den günstigeren Tarifen) zu verbrauchen, weniger attraktiv. Für die Stromnetzbetreiber wird es schwieriger werden, die Spitzenzeiten mit Strom zu beliefern, insbesondere, da mit dem steigenden Anteil der erneuerbaren Energieträger am Strom-Mix in Spanien die Produktionsmenge mehr schwankt.
Neu ist auch …
Die neuen Strompreistarife können zukünftig auch von Unternehmen (EPUs oder KMUs) in Anspruch genommen werden, die bisher ausgeschlossen waren. Voraussetzung ist, dass es sich um Kleinunternehmen handelt, die:
- weniger als 2 Mio. Euro Jahresumsatz erwirtschaften
- weniger als 10 Beschäftigte haben
- Achtung: Auf den neuen Rechnungen können die Stromhändler die Position „Sozialbonusfinanzierung“ berücksichtigen und wie bisher zur Anwendung bringen.
Was denken die Experten über dieses neue Berechnungsmodell?
Organisationen, wie z. B. der Verbraucherschutz, sehen im neuen Berechnungsmodell für die Strompreise noch keinen ausreichenden Schutz vor extremen Strompreisschwankungen für Konsumenten gegeben. Insbesondere in den Spitzenzeiten, wenn die Tarife am höchsten sind, werden die zur Anwendung kommenden kWh-Preise hoch sein und gleichzeitig werden die Anreize den Strom in den Schwachlastzeiten zu verbrauchen verringert. Das könnte sich auf die Energietransformation nachteilig auswirken.
Online-Verbrauchspreisrechner, z. B. unter: comprador-tarifas.es
comprador-energetico.es
ACHTUNG: Sparen!
Es gibt noch bis Ende des Jahres eine Vielzahl an äußerst interessanten Subventionen zur Umrüstung auf erneuerbare Energieträger, z. B. Photovoltaikanlagen. In unserer nächsten Ausgabe werden wir ausführlich darüber bereichten nach unserem Interview mit Marktleader LEDTSE aus Las Palmas de Gran Canaria (siehe Seite 2).