Neuigkeiten gibt es vom Deutschen Konsulat in Las Palmas de Gran Canaria, denn am 1. Juli 2019 übernahm Wolfgang Schwarz die Position als Konsul und löste den Konsul Herbert Kügel ab. Wir hatten die große Freude ihn am 16. August im Konsulat in der Nähe der Touristenenklave Parque Santa Catalina zu besuchen und ein sehr angenehmes, offenes und interessantes Gespräch mit ihm führen zu dürfen. Starallüren scheinen ihm fremd zu sein. Galant und charmant kommt uns eine charismatische Persönlichkeit entgegen und begleitet uns in sein Büro. Unzählige Stapel Papier, fein säuberlich in Reih und Glied platziert, lassen das Arbeitspensum erahnen.
Mit der Besetzung einer Persönlichkeit dieses Formats werden die deutschen Bürger auf den Kanrischen Inseln sicherlich begeistert sein. Hier erlaube ich mir ein kurzes Porträt und einige Ausschnitte unseres Gesprächs abzudrucken. Der Diplomat par excellence steht Rede und Antwort und gibt wohlbedacht der Wortwahl kompetente Auskunft und seine Sicht, auch bei schwierigen Themen und bleibt durchwegs in jeder Sekunde ein Gentleman.
Der 1961 in Rottweil Geborene absolvierte im Anschluss an das Abitur den Wehrdienst und studierte anschließend an der Fachhochschule des Bundes in Bonn. Ab dann war die Welt sein Zuhause, denn der Cosmopolit wechselte alle vier Jahre seinen Dienstort. Die erste Position hatte er im Referat für entwicklungspolitische Zusammenarbeit im afrikanischen Cotonou in Benin.
Danach folgte eine schicksalhafte Tätigkeit als Vizekonsul der Aussenstelle der Botschaft Madrid in Santa Cruz de Tenerife, wo er seine Gemahlin kennenlernte. „Damals war die Struktur der deutschen Auslandsvertretungen auf den Kanarischen Inseln noch anders. Es gab zwei berufskonsularische Vizekonsulate, eines in Las Palmas de Gran Canaria und eines in Santa Cruz de Tenerife. Mitte der 90-er Jahre wurde die berufskonsularische Vertretung in Las Palmas zum Konsulat erhoben. Dieses Konsulat wird heutzutage sehr effizient unterstützt durch unsere Honorarkonsulen auf Teneriffa, La Palma und Lanzarote, sodass eine bürgernahe konsularische Betreuung der deutschen Staatsbürger sichergestellt ist.“
Wir erfahren, dass die Familie den Konsul bei all seinen Aufgaben in alle Länder stets begleitete. Von Teneriffa aus ging es nach Bilbao in Spanien und danach, ab 1996, als Kanzler im Generalkonsulat Karachi in Pakistan. Von 2000 bis 2004 war er im Organisationsreferat im Auswärtigen Amt Berlin. Als Kanzler, ergo - Leiter der Verwaltung, war Herr Schwarz an den Botschaften in San José auf Costa Rica von 2004 bis 2007 tätig, danach in Lima (Peru) bis 2011 und anschließend in Teheran (Iran) bis 2015. Von 2015 bis 2019 wechselte er wieder nach Berlin und zwar in die Personalverwaltung des Auswärtigen Amts. Und, wie schon eingangs erwähnt, übernahm er die Position des Konsuls des Deutschen Konsulats in Las Palmas de Gran Canaria im Juli dieses Jahres.
Wie ist es in so vielen Ländern gearbeitet zu haben, die von sehr unterschiedlichen Kulturen geprägt sind oder wo die politische Situation weniger stabil ist? „Ich weiß überwiegend Positives zu berichten aus den Ländern und habe viele wertvolle und liebenswürdige Menschen kennengelernt, nicht zuletzt abseits der offiziellen Kontakte. Ich konnte aus jedem Land viel Freude ziehen, denn jedes hat seine eigene eigene Schönheit. Vieles davon durften wir auf zahlreichen Reisen kennenlernen, wie beispielsweise die kulturelle und landschaftliche Vielfalt Perus oder die tropische Pflanzenwelt Costa Ricas. Besonders erlebnisreich waren Pakistan und der Iran, wo uns besonders die Stadt Isfahan beeindruckt hat.
Haben Sie sich auf den Kanaren bereits eingelebt und wie setzten Sie Ihre Schwerpunkte hier an?
„Zu den Kanarischen Inseln und insbesondere zu Teneriffa habe ich eine tiefe Verbundenheit, denn in meiner ersten Berufung auf unserer Nachbarinsel lernte ich meine Frau kennen, eine Tinerfeñerin und wir haben einen Sohn und eine Tochter. Meine Familie begleitete mich auf allen Dienstorten und zwei Mal im Jahr versuchen wir nach Teneriffa zu kommen, meine zweite Heimat. Meine Kinder haben durch die Auslandstätigkeiten viel für ihr Leben gelernt, besonders Sprachen, denn sie verinnerlichen diese viel schneller als Erwachsene. Mein Sohn spricht inzwischen ganz passabel persisch. Insofern gibt es hinsichtlich der jetzigen Tätigkeit keine großen Überraschungen. Die konsularische Betreuung läuft sehr gut und nach der anfänglichen Orientierungsphase stehen ab Oktober gewisse protokollarische Gepflogenheiten, die man üblicherweise in dieser Position wahrnimmt, an.“
Darunter fallen Antrittsbesuche, denn das Deutsche Konsulat in Las Palmas de Gran Canaria ist ein Ort der bilateralen Repräsentation von Deutschland in Spanien. Es dient der Pflege und Entwicklung von Beziehungen und unterstützt deutsche Staatsbürger mit umfangreichen Dienstleistungen. Touristen nehmen den Großteil der Zeiten in Anspruch, wie wir erfahren, denn in Anbetracht der Vielzahl der Urlauber kommt es immer wieder zum Verlust von Reisedokumenten und das Konsulat ist für die Ausstellung der Ersatzdokumente verantwortlich. Herr Konsul Schwarz vervollständigt: „Die konsularischen Einzelfälle sind vielschichtig und bestehen insbesondere aus standesamtlichen Tätigkeiten, Anfragen aus dem Bereich Erb- und Familienrecht, Beurkundungen sowie natürlich in der Ausstellung von Pässen und Personalausweisen. Auch der Kontakt zu den hier einsitzenden deutschen Strafgefangenen gehört zu den konsularischen Aufgaben. Neben den Konsulartätigkeiten im eigentlichen Sinne, spielt auf den Kanarischen Inseln auch die Zusammenarbeit mit den deutschen Schulen auf Teneriffa und Gran Canaria eine große Rolle.
Wir studierten einige Statistiken über Tourismus bzw. die Bevölkerung und tauschten uns diesbezüglich aus. Dankenswerterweise stellte mir der Konsul die Zahlen der auf den Kanarischen Inseln lebenden deutschen Residenten zur Verfügung (siehe Seite 30).
In den letzten zwei Jahren ist ein Rückgang der deutschen Residenten sowie der Touristen zu verzeichnen.1) Wie sieht dies der Konsul?
„Deutsche Touristen sind sehr preisbewußt und in dieser Hinsicht stehen die Kanarischen Inseln natürlich im Wettbewerb zu zahlreichen anderen, teilweise kostengünstigeren Destinationen. Während in den letzten Jahren - insbesondere aus Sicherheitsgründen - einige Reiseländer weitgehend gemieden wurden, was den Kanaren zugute kam, orientieren sich deutsche Urlauber nun wieder verstärkt in Richtung dieser anderen Reiseziele. Es ist richtig, dass die Zahl deutscher Urlauber auf den Kanarischen Inseln dieses Jahr hinter den Erwartungen zurückbleibt. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass sie sich in den Vorjahren auf einem außergewöhnlich hohen Niveau befand. Ebenfalls eine große Rolle bezüglich deutschen Touristenzahlen spielt der Wegfall von Fluglinien, wie Air Berlin und Germania, der bisher nicht vollständig durch andere Fluggesellschaften kompensiert werden konnte.
Die Zahl der Residenten ist in den letzten beiden Jahren gesunken, hat dies Auswirkung auf die konsularische Tätigkeit?
„Da der Großteil unserer Tätigkeit mit Touristen zu tun hat, wirkt sich eine etwas geringere Zahl an Residenten bisher nur unerheblich aus. Wir stellen natürlich fest, dass die auf den Kanaren ansässige deutsche Bevölkerung im Durchschnitt immer älter wird. Übersiedlungen jüngerer Menschen, z. B. weil sie auf den Kanaren ein Unternehmen gründen wollen, sind eher selten. Abseits des Tourismus ziehen die Kanaren aus den verschiedensten Gründen eher wenig deutsche Investitionen an. Die schnelle Expansion von Lidl ist jedoch ein Beispiel dafür, dass Investitionen hier sehr erfolgreich sein können.
Spanien hat im Juli dieses Jahres die meisten illegalen Migranten aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Flüchtlingssituation?
Die Flüchtlingssituation wird sich auf den Kanarischen Inseln aufgrund ihrer geografischen Lage wahrscheinlich nicht so dramatisch zeigen wie in den Anrainerstaaten des Mittelmeers. Grundsätzlich muss man zwei Themen voneinander trennen und zwar Nothilfe und Zuwanderungskontrolle. Einen Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren, gebietet die Humanität. Dies ist internationales Völkerrecht und ein Schiffskapitän ist dazu verpflichtet zu helfen. Das große Thema, an dem - nicht zuletzt auf gemeinsamer europäischer Ebene - gearbeitet werden muss, ist die Zuwanderungskontrolle, wobei auch die Armutsbekämpfung in den Herkunftsländern und die dortigen politischen Rahmenbedingungen, insbesondere was Frieden und Sicherheit angeht, eine große Rolle spielt.
Wir danken für das Gespräch und wünschen viel Erfolg! Julija Major
1)Viva Canarias Nr. 154 vom 1.8.2019 „Tourismusentwicklung 2009 bis 2019“
2)Bevölkerungsstatistik Siehe Bericht in dieser Ausgabe