Dieses Mal zieht uns das Universum in seinen Bann, denn wir besuchen das einzige öffentlich zugängliche Observatorium auf Gran Canaria wo sich zudem ein Meteorit Museum befindet, eines der bedeutendsten Spaniens. Es befindet sich in Temisas, wenige Kilometer hinter Agüimes. Schon von weitem ist die strahlend weiße Kuppel des Observatoriums zu sehen, das sich hoch oben auf einem Bergrücken am Ortsrand von Temisas befindet. Wir fahren die schmale Straße hoch. Das letzte Stück ist ein Schotterweg der an einem kleinen Parkplatz vor dem Observatorium endet. Allein der Ausblick bei wolkenlosem Himmel ist die kurze Fahrt wert. Es ist herrlich. Von hier oben überblickt man die Gegend bis zum Meer.
Das Observatorium und Museum
Uns begrüßt José L. García, der Direktor des „Museo Canario de Meteoritos“, das vor acht Jahren von einer Privatstiftung ins Leben gerufen wurde und aus einem Gremium von Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik geleitet wird. Präsident ist der jeweilige Bürgermeister von Agüimes. Vor drei Jahren entschloss man sich das Meteoritenmuseum auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Spuren des Universums
Der Wissenschaftler und Sammler war schon seit Kindheit an vom Universum fasziniert und mit 15 Jahren entdeckte er offiziell seinen ersten Meteoriten. Dabei handelt es sich um Festkörper kosmischen Ursprungs, die ihre Spuren auf unserem Planeten hinterlassen haben. Wenn diese nämlich den interplanetaren Raum verlassen und in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen, dann bezeichnet man sie als Meteoroiden. Auf ihrem Flug durch den Erdorbit erreichen sie nämlich extreme Geschwindigkeiten von bis zu 42 Kilometer pro Sekunde! Doch der Flug durch die Erdatmosphäre bremst die Geschwindigkeit und die Oberfläche erhitzt sich oftmals so stark, dass sie schmelzen oder verdampfen. Dies ist als Leuchterscheinung am Himmel zu beobachten.
Erreichen sie allerdings den Erdboden, dann nennt man sie Meteoriten. Sie bestehen zumeist aus Silikatmineralien oder Eisen-Nickel-Legierungen und unabhängig von ihrer chemischen Zusammensetzung zählt man sie zu den Steinen.
Für Wissenschaftler ist es höchst interessant diese auf unserem Planeten nicht vorkommenden Gesteine zu studieren und zu analysieren, da sich im Sonnensystem entstehen und so wertvolle Einblicke in dessen Frühzeit geben können.
Schwarzer 'Stein' auf weißem Sand
Auf der ganzen Welt fallen regelmäßig Meteoriten auf die Erde, doch sind sie häufig für Laien optisch schwer auszumachen. Das heißt, dass sie in manchen Orten wie z. B. in der Antarktis oder in der Sahara leicht ausfindig gemacht werden können, da sie aufgrund ihrer schwarzen Schmelzkruste schwarz bzw. dunkel sind. Auch José begibt sich regelmäßig auf Expeditionen, im Besonderen in der Sahara. Dort entdeckte man auf einer vergleichsweise kleinen Fläche rund 65 Meteoriten. Vor 25 Jahren begann man anschließend mit der systematischen Suche und fand rund 30 Meteoriten in Libyen, Marokko, Algerien und dem Oman. Heute sind es mehr als 3.000. Auch José war mehrmals dort, zuletzt im April 2015. Allerdings beginnen die Behörden sukzessive die Ausfuhr dieser wertvollen Funde zu verbieten und kontrollieren das auch zunehmend.
Wissenschaft ohne Grenzen
Der weltweit größte Fund eines Meteoriten wurde in Hoba (Namibia, Afrika) gemacht. Dort fand man einen 60 Tonnen schweren Koloss. mit etwa 60 Tonnen Gewicht schlug in Hoba (Namibia) ein. Trotz des enormen Gewichts misst dieser Quaderförmige Stein nur um die drei mal drei mal einem Meter. Man schätzt dass er vor 80.000 Jahren auf die Erde einschlug. Heute ist es ein Nationaldenkmal.
Viele Stücke befinden sich im Privatbesitz des Leiters. Er bzw. das Museum ist Mitglied im wissenschaftlichen Programm IDENMET, das Meteoriten identifiziert, geochemisch analysiert und klassifiziert. Aus aller Welt strömen die Fachleute einmal im Jahr nach Agüimes, um sich hier mit gleichgesinnten Forschern auszutauschen. José gibt regelmäßig Kurse und arbeitet für verschiedene Universitäten wie z. B. in Barcelona.
Klein, aber fein
In einem etwas spartanischen Versammlungsraum sind die Wände mit Poster tapeziert, die allesamt Sternenkonstellationen und andere Informationen aus dem Weltall darstellen. Von dort aus führt eine Tür in das wohl kleinste Museum, das ich bisher besucht habe. Nichtsdestotrotz hat es seine Faszination und zwar aufgrund seiner Funde, die bis zu 4,6 Milliarden Jahre alt sind (zum Veranschaulichen: 4.600.000.000 Jahre).
Für José García, der praktisch sein Leben lang gesucht und gesammelt hat, sind die Meteoriten unbezahlbar und nicht nur aus wissenschaftlichen Apekten heraus. Ausgestellt ist ein Teil aus seinem Fundus. Einer seiner Meteoriten, der sich natürlich nicht in diesem Museum befindet, hat einen Wert von etwa 300.000 Euro – doch verkaufen kommt für ihn nicht in Frage. Zu sehen sind Meteoriten vom Mond, vom Mars und vom Asteroiden Vesta. Die Funde stammen aus der ganzen Welt, von Mexiko, Südamerika bis hin zur Sahara. Schließlich durfte ich so einen Meteoriten auch in die Hand nehmen und irgendwie bin nun auch ich fasziniert, wo ich ein Milliarden Jahre altes Zeugnis unseres Universums berühren darf.
Auch Sterngucker und Fotografen
Wir verlassen das Gebäude und begeben uns über eine Metalltreppe hoch zum Observatorium, das bis zu zwanzig Personen Platz bietet. Dort finden sich regelmäßig Privatleute, Hobbyastronomen, Forscher oder Fotografen ein, um einen Blick ins All zu werden. Für letztere besteht sogar die Möglichkeit die Kamera an das Teleskop anzuschließen und seine eigenen Fotos zu machen.