Scheren, oder nicht scheren? Das ist hier die Frage. Mit diesem adaptierten Shakespeare-Zitat möchte ich diesen interessanten Bericht beginnen. Während manche Hundebesitzer den Gang zum Hundefriseur als reine Geldverschwendung halten, unterziehen andere ihre Vierbeiner einem regelmäßigen Radikalschnitt, damit „sie nicht so schwitzen“ oder „Luft an die Haut kommt“. Ja, das sind oft Aussagen besorgter Hundebesitzer. Doch damit richten sie unter Umständen mehr Schaden als Nutzen an. Denn bei manchen Rassen, wie z. B. Fellschnauzen, besteht das Fell aus einem Deck- und einem Unterhaar. Mit einer Kurz- oder sogar Kahl-Rasur fängt die Tragödie an. Es kann nämlich zu einer dauerhaften Schädigung des Fells oder zu einem gänzlichen oder teilweisen Ausfall des Haares führen. Ein Hund kühlt sich über die Zunge (Hecheln) und hat eine andere Hautbeschaffenheit als wir Menschen!
Das bedeutet, sie bekommen viel leichter einen Sonnenbrand, und die Konsequenz daraus ist drastischer. Denn die Sonnenstrahlen können die feinen Blutgefäße (Kapillaren), welche die Hautschichten durchziehen, verletzen. Wie bei einer Verödung verschmelzen diese Gefäße dann regelrecht zusammen (Clipper-Alopezie) und folglich können die Haarwurzeln nicht mehr versorgt werden. Der natürliche Witterungsschutz des Hundes vor Hitze und Kälte wird dadurch zerstört. Das ist auch mitunter der Grund, warum auf den Kanaren mit den starken Sonnenstrahlen viele an Hautkrebs erkranken.
Hunde Spa: Der feine Unterschied
Andere Besitzer statten einem Hundefriseur regelmäßig einen Besuch ab, denn die geliebten Vorzeige-Exemplare sollen hübsch sein und fachmännisch zurecht gemacht werden. Den richtigen Laden zu finden, ist für Tiere genauso schwer wie für uns Menschen. Wer sein Tier liebt, der möchte dass es gut behandelt wird und nicht nach dem zurecht Trimmen stundenlang in einem engen Käfig ausharren muss.
Wie beim Zahnarzt, beim guten Restaurant oder sogar beim Friseurbesuch spielt auch hier die Mundpropaganda eine nicht zu unterschätzende Rolle, man informiert sich. Man möchte schließlich, dass der Hund fachmännisch und gut betreut wird. So sind wir auf die junge Spanierin Sara Monina Navarro gestoßen. Erst im März 2015 hat die Jungunternehmerin ihren Hundefriseursalon „Oh My Dog“ in San Fernando de Maspalomas eröffnet. Doch in dem Beruf ist sie schon seit mehr als fünf Jahren. Bevor sie den Schritt in die Selbständigkeit wagte, lagen viele Momente der Frustration vor, als sie als Hundefriseurin für einen großen Veterinär der Nähe arbeitete. Wenn der Punkt kommt, an dem man nicht mehr wegsehen kann und nicht mehr hinter der Art und Weise der Geschäftstätigkeit stehen kann - dann muss man gehen. Es war ohnehin lange Zeit Saras Traum ihren eigenen Salon zu führen und es schien der richtige Moment zu sein. Das Know-How hatte sie sich sowohl in der Ausbildung als auch in vertiefenden Fachkursen angeeignet, wie z. B. bei der renommierten Isabella Jones.
Auf den Kanaren hat der Stellenwert von Hunden noch lange nicht das Niveau erreicht wie jener in unseren Heimatländern, wo die Haustiere ein integriertes Familienmitglied sind.
Philosophie mit Herz: Sara Monina Navarro
Saras große Liebe zu Tieren, ihre Philosophie und ihre Professionalität sind schon beim Betreten des pinkfarbenen Ladens „Oh My Dog“ evident. Pink, zieht sich als Farbe durch die Wände, ihren Visitenkarten und Flyer. Ein durchgängiges Corporate Design, wie das die Fachleute nennen. Der Laden ist einladend und offen. Es gibt keine trennenden Wände, wo sich dahinter „mögliche Geheimnisse verbergen“. Gleich werden wir von mehreren Vierbeinern begrüßt, zwei davon sind Saras Lieblinge und zwar Suso, der braune Pudel sowie Perry Lui, ein Mischling von der Straße.
„Bei uns können die Hunde frei laufen. Ich möchte nicht, dass sie traumatisiert vom Friseur gehen, sondern es als Wohlfühloase wie bei einem Spa-Besuch betrachten. Daher werden sie nicht weggesperrt, sondern können mit den anderen spielen, so lange, bis ihr Herrchen oder Frauchen wieder kommt. Ich habe sogar ein eigenes Spielzimmer mit jeder Menge Spielzeug, wie z. B. Stofftiere, Bälle, Stricke etc.“ erklärt mit Sara ihre Philosophie. Sie fährt fort: „Mit Absicht habe ich die Schaufenster nicht zugeklebt. Ich möchte, dass die Passanten reinschauen können. Erst jetzt beginnen Spanier sich langsam intensiver mit ihren Tieren zu beschäftigen, doch es ist noch ein langer Weg. Es ist einfach traurig, wie manche Landsleute hier ihre Haustiere behandeln. Ich sehe das als meinen Beitrag zur Bewusstseinsbildung“, sagt sie mit leidenschaftlicher Überzeugung. Das spiegelt sich auch in der Zusammensetzung ihrer Kundschaft wieder, die hauptsächlich aus Ausländern besteht. Die Liste führen unangefochten die Deutschen vor Holländern und Österreichern an. Auch einige Schweizer und Skandinavien zählen inzwischen zu ihren Kunden.
Der richtige Schnitt für jede Hunderasse
Die richtige Behandlung für jede Rasse ist wichtig. Es herrscht ein großer Irrglaube vor, dass die Hunde unter ihrem Fell schwitzen und es deswegen gut ist, sie ganz kurz abzuscheren. Diese Aussage von Sara haben mir auch zwei Friseure und ein Veterinär bestätigt. Sie leiden unter der starken Sonne oder bei Sonnenbrand. Bei einigen Rassen empfiehlt es sich sogar das Fell gar nicht zu schneiden, wie z. B. beim Deutschen Schäferhund oder dem Rough Collie. Die Länge der Haare sollte also mindestens zwei bis drei Zentimeter lang sein. Eine übermäßige Unterwolle ist auch nicht gut, denn diese kann zur Überhitzung führen, da sie die Sonnenhitze blockiert und es so zu keiner kühlenden Luftzirkulation kommt.
Bei anderen Rassen sieht es wieder anders aus. Vor Jahrzehnten war das kein so großes Thema, doch die Umweltverschmutzung führte dazu, dass man die Hunde regelmäßig waschen sollte. Das gleiche gilt, wenn das Fell extrem verfilzt ist. Auch Sara greift nicht zur Maschine, sondern trimmt das Fell von Hand. Zuvor wird der Vierbeiner gewaschen Sie verwendet nur hochwertige Marken wie Nogga, Bubbel oder Karatin und das in jeder erdenklichen Variation, so wie es ihr Klientel erfordert. Es gibt volumenspendendes Shampoo für Pudel, oder andere für gelocktes, glattes, langes oder kurzes Fell. Danach werden die Hund mit einem Fön getrocknet, bevor ihre Maske artgerecht zurechtgeschnitten wird. Danach trimmt Sara den Rest des Hundes. Die Ohrenreinigung zählt standardmäßig dazu und natürlich auch das Schneiden der Nägel.
Inzwischen ist das Angebot in der Hundefriseurbranche ganz schön beachtlich. Es gibt farbige Haarsträhnen zum anklipsen und sogar eine Maniküre/Pediküre. Zwei Kunden wollten sogar, dass die Nägel ihrer Vierbeiner bemalt wurden wie uns Sara schmunzelnd erklärt, doch das ist eher eine Ausnahme. Das klassische Hunde-Spa ist eher die Norm. Als verantwortungsbewusstes Frauchen bin ich glücklich endlich einen Salon gefunden zu haben, wo ich meinen Juan gut aufgehoben weiß.
KONTAKT
Hundefriseursalon „Oh my Dog“
Inhaberin der Peluqueri Canina: Sara Molina Navarro
C/Alcalde Antonio Martín López, nº 4, local 2 in San Fernando de Maspalomas (Nähe Tulpenkreisel)
Geöffnet: Montag bis Freitag von 10 bis 13.30 und 16-19.00 Uhr, Dienstag und Sonntag geschlossen, Samstag mit Terminvereinbarung.
Tel. und Whatsapp: 680 834 221 (telefonisch leider nur auf spanisch, man kann gerne auch gleich direkt hinkommen und alles vor Ort besprechen)
Preise:
- Baden, Fönen und Schneiden: 19 Euro
- Baden und Fönen: 13 Euro
- Spa und Massage: 20 Euro
- (Die Behandlungen beinhalten Nägel schneiden, Ohren reinigen und Analdrüsen leeren. Die Preise können je nach Zustand des Fells der Hunde um ein bis fünf Euro variieren.)