Diesen Glaskünstler entdeckte ich bei einer der größten Kunsthandwerksmessen von Gran Canaria und zwar am Faro de Maspalomas, die alljährlich im August über die Bühne geht. Ursächlich ist Glas Art auf den Kanaren kein typisches Kunsthandwerk, doch der aus Argentinien stammende Künstler Pablo Arrigo bringt diese Sparte auf den Archipel. Ich besuchte ihn in seinem Atelier in El Salobre, wo er an diesem Tag alles hübsch aufgeräumt hatte, wie er mir mit folgenden Worten verriet: „Normalerweise sieht es hier eher chaotisch aus und überall liegen Teile herum“.
Fest der Farbe
Seit 2001 lebt Pablo auf Gran Canaria und das Kunsthandwerk ist seine zweite große Leidenschaft nach dem Musizieren. „Davon kann man hauptberuflich nicht leben, es ist eher ein Zubrot. Meine Liebe gehört auch der Musik und mit einer Freundin, einer Violinistin, trete ich in Hotels als Sänger und Gitarrist“ auf, erklärt er mir.
Unter dem kommerziellen Namen „Holi Art“ vermarktet er seine sogenannten Vitrofusionen. Dieser leitet sich von einem großen Volksfest in seiner Heimat ab. Beim alljährlichen Holi Festival handelt es sich um ein Freudenfest der Farben, das die Hindus in Indien ursprünglich im Frühling zelebrierten. Daher spiegeln sich in seinem Logo die vielen Farben wider.
Seine optisch ansprechenden Objekte zogen meine Aufmerksamkeit auf sich, die durch ihre Individualität und Kreativität bestechen, ohne durch unnötiges Schnickschnack überladen zu wirken. Pablo experimentiert ständig und das Schwierigste an seiner Arbeit ist die Ideenfindung, wie er sagt. Wenn das Konzept ausgereift ist, dann macht Pablo sich an die Realisierung, wenngleich dort aufgrund des Werkstoffs auch immer wieder Überraschungen auftreten. Entweder bricht das Glas oder die Effekte zeichnen sich anders ab, als geplant.
Man kann seine Arbeit als Recycling-Kunst betrachten. Er sammelt überall und ständig Glas. Zersprungene Fensterscheiben etc., für ihn ist der Grundstoff wertvoll. Diesen schneidet er jeweils in zwei gleich große Stücke. Einen davon bemalt er mit verschiedenen Farben und Chemikalien, die jeweils unterschiedliche Auswirkungen beim Brennvorgang hervorrufen, wie z. B. die „Blasenbildung“ (siehe Foto 01). Damit er diese richtig zuordnen kann, hat er auf die Tigel ein Musterglas (siehe Foto 02) geklebt. Danach legt er die Stücke auf die Schablone im Brennofen, die mit sogenanntem Kaolinpulver bestreut ist, damit sie nicht kleben bleiben. Keine offene Flamme, sondern ein Computer regelt den Brennprozess in diesem Edelstahlcontainer, der eher an eine Weinpresse erinnert. Langsam steigt die Temperatur bis ca. 800 °C. Der komplette Produktionsprozess eines Objekts nimmt in etwa sechs Stunden in Anspruch. Dann steigt die Spannung, denn erst jetzt sieht Pablo, was aus seiner ursprünglichen Idee wirklich geworden ist. Auf jeden Fall etwas sehr Außergewöhnliches und Ästhetisches, wie ich meine.
Die Möglichkeiten sind vielfältig, wie z. B. Zierteller (Foto 01), Waschbecken (Foto 03), Ziergegenstand (Foto 04), Kerzenständer (Foto 05), Recycling Aschenbecher oder Teller (Foto 06), Glasskulptur (Foto 07).