Das von Touristen noch nicht überlaufene Dorf La Aldea de San Nicolás ist eines der wenigen authentischen Orte auf Gran Canaria. Fast 98 Prozent des Gemeindegebiets sind aufgrund der einzigartigen Fauna und Flora unter Naturschutz gestellt worden, so viel wie in keiner anderen Gemeinde. Dort befinden sich folgende Parks: Parque Rural del Nublo, Tamadaba, Integral de Inagua und Sondernaturschutzgebiet Güi Güi.
La Aldea de San Nicolás liegt im Westen der Insel und ist schwer zu erreichen, denn unzählige Kurven müssen gemeistert werden, sei es von Agaete aus im Norden oder vom Süden aus. Für die Bewohner war es einst mitunter schneller zum Einkaufen mit dem Boot zur Nachbarinsel Teneriffa zu fahren, als in die nächst gelegene größere Stadt auf Gran Canaria.
La Aldea ‚versteckt zwischen Felsen‘
Die Gegend wurde manchmal auch ‚Wilder Westen‘ genannt und eher von schwindelfreien Abenteurern freiwillig befahren. Mit Fertigstellung des ersten Teilstücks der Autobahn GC-2 bis El Risco im April 2017 wurde die Strecke allerdings um knapp 200 Kurven begradigt, was die Anfahrt nun verkürzt hat. Für die anstrengende Fahrt entschädigen bei weitem die traumhaften Ausblicke, die sich entlang dieser Steilküste ergeben.
Aufgrund dieser schwer zugänglichen Lage erwägte man während des ‚Kalten Kriegs‘ zum Schutz des Mittleren Atlantiks sogar eine nukleare Raketenstation zu errichten. In diesem Gemeindegebiet befinden sich einige wahrhaft geheime Schätze, wie z. B. der Strand von Güi Güi1), El Charco Azul2) mit seinem entzückenden Wasserfall zwischen Felsen und nicht zuletzt den Kakteenpark Cactualdea.3)
Im Monat September feiern die Einheimischen ihr Patronatsfest zu Ehren von San Nicolás, das einige außergewöhnliche Spektakel beinhaltet. Die ansonsten so fleissigen Dorfbewohner legen sich nämlich auch beim Feiern mächtig ins Zeug und das schon seit vielen Jahren.
Fiesta del Charco anno dazumal ...
Schauplatz ist nach wie vor der Charco an der Küste von La Aldea, eine nahe am Meer befindliche ‚Pfütze‘. Diese füllt sich während der Flut mit Wasser und zieht sich mit der Ebbe naturgemäß wieder zurück und übrig bleiben Fische. Die cleveren Altkanarier betäubten die Fische mit dem Saft der Kratzdistel und des Wolfsmilchgewächses und so war es dann ein Leichtes die langsam schwimmenden Fische einzufangen.
Daran orientiert sich die „Fiesta del Charco“, die jedes Jahr am 11. September zelebriert wird - also einen Tag nach dem Ehrentag des Schutzpatrons der Gemeinde San Nicolás de Tolentino.
Dabei fischten die Menschen nackt in der Manier der indigenen Bevölkerung. Über die Unzüchtigkeit dieses Brauchs war der Bischof Venegas bei seinem Besuch im Jahr 1766 derart entsetzt gewesen sein, dass er das Fest verbot. So drohte bei Zuwiderhandlung eine Strafe von 15 Tagen Gefängnis, 4 Dukaten Geldstrafe oder gar die Exkommunikation. Die Abgeschiedenheit des Dorfs hatte auch seine Vorteile, denn diesen beschwerlichen Weg nahm man eher selten auf sich und so geriet er nicht in Vergessenheit. Es hat auch Vorteile ein wenig „weg vom Schuss“ zu leben.
... und heute
Heute zieht dieses Spektakel zig tausende Dorfbewohner bzw. Gäste der ganzen Insel an, die sich mit voller Inbrunst der Feierlaune anschließen.
Am 11. September, pünktlich um 17.00 Uhr, gibt der Bürgermeister den offiziellen Startschuss. Erst danach darf die weiße Markierung von den Teilnehmern überschritten werden. Sie laufen dann um die Wette und versuchen mit ihren bloßen Händen so viele Fische wie möglich zu fangen. Wer bei der anschließenden Kontrolle das höchste zappelnde Gewicht auf die Waage bringt, ist ein Jahr lang der König bzw. die Königin der Fiesta del Charco und in ganz La Aldea eine angesehene Person.
In Anlehnung an die altkanarische Art des Fischens, wird natürlich ohne jegliche technische oder natürliche Hilfsmittel um die Wette ‚gefischt‘. Nach den Bestimmungen dieses Festes sollen die Teilnehmer im kanarischen Outfit ins Wasser springen. Man toleriert zwar noch Straßenkleidung, aber keinesfalls Badehosen oder Bikinis. Auch bei den technischen Hilfsmitteln gibt es Beschränkungen. Die Fische dürfen nur in Körben, Tüten oder im Rock eingesammelt werden. Angeln, Netze oder andere Massenfischfanggeräte sind höchst verpönt. Das Fiestaprogramm bietet auch ansonsten jede Menge Unterhaltung. Petri heil.
PROGRAMM
Di., 3. Sept., 21.00 Uhr
Folklorefest „Noche de Taifas“ mit La Alameda
Do., 5. Sept., 21.00 Uhr
Theater „La Gaviota“ im Kulturzentrum
Fr., 6. Sept., 20.30 Uhr
Folklore-Tanzfest „El Charco“ mit den Gruppen Idayra und La Aldea am Plaza Proyecto Desarrollo Comunitario
23.30 Uhr: Pop-Nacht mit Peter Garaje und Los 600's auf der Plaza La Alameda.
Sa., 7. Sept., 10.00 Uhr
Romería-Ofrenda entlang der Avda. de San Nicolás
21.00 Uhr: Kirmes mit Live-Bands (Olga Cerpa und Mestisay) am Plaza Proyecto Comunitario.
23.30 Uhr: Salsa Nacht mit Virginia Guantanamera und dem Orquesta Panamaribe auf der Plaza La Alameda.
So., 8. Sept., 17.00 Uhr
Seniorentanz im Centro de Mayores
23.00 Uhr: Kirmes
Mo., 9. September
10.30 Uhr: Viehmesse auf der Avda. de San Nicolás.
17.00 Uhr: Bajada de la Rama mit der Banda de Agaete.
23.30 Uhr: Kirmes mit Live-Musik und Feuerwerk um Mitternacht.
Di., 10. September - Hauptfesttag „Día de San Nicolás“ und Feiertag in der Gemeinde
11.00 Uhr: Eucharistie, Prozession
18.00 Uhr: Romería-Ofrenda
22.30 Uhr: Folklore-Tanzfest
23.30 Uhr: Kirmes mit Live-Musik.
Mi., 11. Sept. - Fiesta del Charco (Feiertag in der Gemeinde)
Ab 10.00 Uhr: Zusammenkunft und dann gemeinsamer Umzug bis zum Charco am Hafen wo um 12.00 Uhr ein Tanzfest stattfindet
17.00 Uhr: Start des Wettfischens im Barranco La Aldea
21.00 Uhr: Musik, Humor und Gala am Plaza Proyecto Comunitario.
Sa., 14. September
19.00 Uhr: Subida de la Rama Plaza.
23.00 Uhr: Kirmes mit Live-Musik von Leyenda Joven.