Abseits der Touristenenklaven liegt nur wenige Kilometer entfernt ein Anwesen der besonderen Art, das des außergewöhnlichen Künstlers Justus Frantz. Es ist nicht nur eine Wohlfühloase für anspruchsvolle Ruhesuchende, sondern seit mehr als zehn Jahren auch Austragungsort des alljährlichen Finca Festivals mit einer erlesenen Auswahl an klassischen Konzerten.
Schon von weitem thront die gleichnamige Finca auf dem Berghang von Monte León. Auf etwa 20 Hektar Fläche dominiert sie mit ihrer üppigen Vegetation und dem wunderbaren Farbenschauspiel die Umgebung. Was von der Ferne schon beeindruckt, wird im Inneren der Finca noch weit übertroffen. Wir hatten gleich doppelt Freude, da wir den großen Pianisten persönlich antreffen und die Gelegenheit zu einem Gespräch nutzen durften.
Wir parken das Auto an der Straße und entscheiden uns den kurzen Aufstieg auf Pflastersteinen zu Fuß zu gehen. José, die gute Seele des Anwesens, führt uns durch großzügig angelegte und lichtdurchflutete Flure zur Terrasse, wo der Maestro noch im Gespräch mit Gästen vertieft ist. Der ästhetische Anspruch des Hausherrn ist in vielen Details ersichtlich. Hübsch arrangierter Blumenschmuck oder liebevoll zusammengetragene Antiquitäten vermischen sich mit moderner Architektur und verschmelzen mit der Natur. Unzählige Sitzgelegenheiten auf dem Anwesen laden ein, die Natur zu genießen, sei es am Teich, am Pool, am Rasen oder einer der vielen Terrassen.
Justus Frantz empfängt uns mit einem kräftigen Händedruck und mit wachen interessierten Augen. Die guten Manieren sind nicht nur an seiner Körperhaltung und Sprache ersichtlich und so stellt er uns seinen Mann des Vertrauens und Verantwortlichen für die Gaumenfreuden auf der Finca vor, den aus Passau stammenden Christian Heumader. Bescheiden winkt der Koch den Hinweis von Frantz beiseite, dass er sogar eine Michelin-Auszeichnung aus Deutschland sein eigen nennen darf. Doch bei aller Bescheidenheit, wir durften vor Ort von seinen wunderbaren Kreationen kosten und waren begeistert. Wir gehen in den Garten und setzen uns an eine lange (natürlich dekorierte) Tafel inmitten eines sattgrünen Rasens.
Doch so einfach ist es nicht. Wer jetzt denkt ich lege los mit der Abarbeitung einer lange zuvor vorbereiteten Fragenliste, der irrt so wie wir. Planung ist eine echte Herausforderung, denn zuerst stellen wir uns den Fragen des Künstlers, der sich im Laufe unseres Gesprächs als echter Kosmopolit erweist. Interessiert, gebildet, anspruchsvoll, sprachgewandt und vor allem spontan sind die Adjektive, die wohl auf den Künstler zutreffend sein könnten.
Frantz hat nämlich kurzerhand beschlossen mit seinem Sohn ein paar Tage länger auf Gran Canaria zu verweilen und genießt das in vollen Zügen. Mit dem engen Terminplan ist das ein wahrer unbezahlbarer Luxus.
„Jujuschka macht mir so viel Freude, dass ich es kaum in Worte fassen kann".
Viele seiner Eigenschaften sind scheinbar auch auf seinen jüngsten Spross, dem siebenjährigen Justus Konstantin Frantz, übergegangen, den er liebevoll „Jujuschka“ nennt.
Doch so wünscht der junge Herr von uns nicht genannt zu werden. Er weiß eben wie sein Vater was er will und was nicht. Wir erfahren weiter „Es ist schwierig einem Kind zu erklären, dass es eben nicht immer mit anderen gleichaltrigen spielen kann, sondern üben soll, wenn es seine Fähigkeiten ausbauen möchte.“ Mit umso mehr Stolz erfüllte es Frantz, als sein Sohn von sich aus vor einigen Tagen, anstelle von Mozart Werke, Kompositionen von Beethoven zu spielen. Nicht ohne Stolz weit Frantz darauf hin, dass Junior den ersten Platz eines internationalen Musik-Wettbewerbs in Hamburg für sich entscheiden konnte. Wir sind gespannt wohin die Karriere des Nachwuchskünstlers führen wird.
„Abwechslung ist für mich überhaupt das Wichtigste. Ich habe keinen Stress“ erfahren wir weiter. Alleine in diesem Jahr bereiste der Meister China, Großbritannien, Spanien, Mexiko, El Salvador, Panama und Kolumbien. „Ich bin der geborene Zigeuner“ fährt er fort und erläutert weiter „je mehr Abenteuer, desto besser. Die einzige Konstante in meinem Leben ist die Musik.“
Wie kam Ihnen die Idee zum Festival?
„Als ich Anfang der 70er die Finca kaufte, wollte ich ein Reich mit perfekter Harmonie von Natur und Kunst erschaffen. Im Laufe der Jahre gab es wohl kaum einen bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts, der nicht schon hier auf dieser Finca residierte bzw. komponierte. Wir sind die einzigen, die ein Konzert geben könnten das ausschließlich Werke umfasst, die auf der Finca komponiert wurden. Wer kann das von sich behaupten?“
„Die Natur hat auch für mich einen besonderen Stellenwert, so wie in vielen Kulturen und in vielen Epochen (denkt man beispielsweise an die Barockgärten oder die japanischen Gärten). Je weniger eingegriffen wird, desto schöner für mich. Eine Sumpflandschaft ist für mich bello“, so der Künstler.
Die Konzerte finden in genau diesem perfekten Rahmen und in intimer Atmosphäre statt. Es gibt keine übervollen Konzertsäle, sondern eine Bühne inmitten eines Amphitheaters. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich in Konzertsälen überhaupt nur harte Stühle erlauben. Ich war auf einem Konzert in Griechenland, wo die Zuschauer auf liegenden Säulen saßen. Früher saß man nur auf harten Stühlen, wenn man einem Konzert lauschte und so schlief auch wirklich niemand ein (Anm. Viva: siehe historische Bestuhlung im Teatro Pérez Galdós).
Seit mehr als zehn Jahren organisiert Frantz das Finca Festival mit Konzerten einer erlesenen Auswahl international namhafter Künstler. Doch ohne die Unterstützung von Gönnern, wäre so ein anspruchsvolles Festival gar nicht möglich wie beispielsweise durch Elisabeth Tengelmann, Jutta Harmstorf, Dieter Würth, Dieter Holzapfel, Won-Hi Natermann, Dr. H. Malkmus und dem Förderverein Philharmonie der Nationen e.V.
Das Festival und das Konzertprogramm werden wir in unseren nächsten Ausgaben noch ausführlich berichten.