Ausgabe Nr.
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J M upload 09.05.2014, Viva Edition 57 | Print article

Restaurant bei Lelo - dreißig Jahre Kultlokal im Yumbo Zentrum

Zwei, die sich seit Jahrzehnten etabliert haben, sind Karl und Lelo. Ihr Restaurant bei Lelo’s in exponierter Lage vor der Festbühne des Yumbo Zentrums ist beinahe Kult. Doch was ist ihr Erfolgsgeheimnis, dass dieses von den starken saisonalen Schwankungen der Gäste wenig betroffen ist und es praktisch das ganze Jahr über volle Tische aufweisen kann? Dazu kommt, dass viele der Branchenkollegen einen extremen Preiskampf führen und die Gastronomiedichte in der Touristenhochburg Playa del Inglés ist enorm. Wir begeben uns also um Punkt 17.00 Uhr, dem einzigen Zeitfenster ohne Troubel und Stress, zum Gespräch ins Restaurant bei Lelo‘s. Ich erscheine ein wenig zu früh und während ich warte, beobachte ich die Szenerie.

Letzte Vorbereitungen

Das Personal kommt gut gelaunt und bereitet sich auf seinen Einsatz vor. Da wird noch letzte Hand angelegt, damit die Arbeitskleidung perfekt sitzt. Es wird gedeckt, gekehrt, gezählt, poliert etc. Alle sind gut gelaunt und frustfrei. Man weiß eben, was zu tun ist und wartet nicht auf irgendwelche Instruktionen. Es scheint ein gut eingearbeitetes und eingespieltes Team zu sein, denn es funktioniert alles sozusagen „wie am Schnürchen“.

Schließlich gesellen sich die beiden großherzigen Besitzer zu mir. Seit vierzig Jahren beschreiten Sie ihren Lebensweg gemeinsam und können auf eine überaus bewegte Vergangenheit zurückblicken, in der sie vieles erreicht haben.

Wie alles begann

Wir drehen die Uhr einige Jahrzehnte zurück, als die beiden Anfang zwanzigjährigen in Bochum lebten und als Köche arbeiteten. Eine Wochenendreise von Karl nach Marbella sollte eine schicksalhafte Änderung hervorrufen. Er beschloss nämlich, dort zu bleiben und rief Lelo in Deutschland an. Der dachte sich vielleicht anfänglich , „der tickt wohl nicht richtig“, nahm ihn aber ernst. Und so kam auch er kurzerhand in die angesagte Stadt an der Costa del Sol.

Was wir hatten war Fleiß und Optimismus. Was wir nicht hatten war Angst und Geld.

Karl erinnert sich: „Wir hatten keinen Pfennig Geld und am Anfang mussten wir sogar in einem Stockbett schlafen. Durch einen Zufall bot man uns eine kleine Pianobar an, die wir als Mietkauf erwerben konnten. Damals waren es noch ‚goldene Zeiten‘ in Marbella und man konnte es mit guter Qualität und viel harter Arbeit schaffen und das taten wir auch. Jedes Quartal stotterten wir einen Batzen Geld ab, bis es uns gehörte. Innerhalb von eineinhalb Jahren hatten wir vier Restaurants und ein Show-Theater bzw. Kabarett.“

Feine deutsche und internationale Küche zum fairen Preis

So wie heute, setzten sie auch damals auf internationale und ‚echte‘ deutsche Küche und damit haben sie eine große Bandbreite an Kunden. Man erklärt es mir so: „Wir haben das Glück, dass wir viele Stammkunden haben und viele davon Residente. Dadurch leiden wir weniger unter den saisonalen Schwankungen. Dazu kommt, dass neben den deutschen Gästen auch viele Skandinavier und Holländer zum festen Kundenstamm zählen.“

Wie bestellt, platziert sich ein junger Tourist neben mich und erklärt dass er heute angekommen ist und ihn sein erster Weg, wie immer, zum Lelo‘s führt. Manche von ihren Gästen kommen jeden Tag, so wie eine 95-jährige Dame, die ebenfalls zufällig genau zu diesem Zeitpunkt kommt und an ihrem angestammten Tisch Platz nimmt. Ich muss wohl nicht erklären, dass man natürlich das Gespräch für die entsprechende Begrüßung kurz unterbrochen hat. Denn die familiäre Atmosphäre und die spürbar große Herzlichkeit sind weitere Erfolgsfaktoren, warum man sich – egal ob jung, alt, reich, arm und wie man ‚gesinnt‘ ist, hier einfach wohlfühlen muss.

13 jahre 'Wahnsinn'

13 Jahre haben sie diesen ‚Wahnsinn‘ in Marbella durchgehalten, doch gesundheitliche Probleme bei Karl sollten seine Sicht ein wenig verändern. Lelo‘s großer Wunsch war immer nach Gran Canaria zu kommen, wo viele ihres Freundeskreises lebten. Bis auf die Piano-Bar, die Ihnen nach wie vor gehört, verkauften sie die Restaurants in Marbella. Hier angekommen, begannen sie die ersten zwei Jahre in der Sandia, doch schon bald stellte sich der Wunsch ein, wieder etwas Eigenes zu haben und fanden ihr Lokal im Yumbo mit der strategisch optimalen Lage.

Improvisationstalent war gefordert

Doch hatte das Lokal damals nur einen Bruchteil der Größe von heute und die Anfänge waren fast abenteuerlich aber geradezu genial. Bunt zusammengewürfelt waren das Interieur und wenn es passte, stammte ein Sofa auch schon mal vom Flohmarkt. Nach einiger Zeit wurde das Restaurant zum echten Reiseleiter-Treff, denn die kamen nach Ihren Flughafentouren oft hungrig an. Während andere geschlossen hatten, kochten die beiden auch nachts über auf. Karl erinnert sich schmunzelnd: „Auf einer Coca Cola-Kiste bauten wir einen Kessel auf und bereiteten dezent hinter einem Vorhang Gulasch zu.“

Seit 26 Jahren im Yumbo

Das „wie“ ist egal, Hauptsache es schmeckt und das tat es. Qualität setzt sich immer durch und gepaart mit dem optimalen Preis/Leistungsverhältnis kann es ja nur gut gehen. Dazu kommt, dass die beiden ein kongeniales Team sind, dass sich gegenseitig mit anregenden aber positiven Diskussionen immer wieder zu Höchstleistungen anspornt: Karl der operative Macher und Lelo der Charmeur. Die ersten neun Jahre waren hart und hat sie zusammengeschweißt. In all dieser Zeit, hatten Sie keinen einzigen Tag frei, von Urlaub ganz zu schweigen. immer vor ort

Beide kommen jeden Tag nach wie vor her, auch wenn sie inzwischen vier feste Köche und sieben Kellner haben. Ab 8.00 Uhr morgens steht Karl jeden Tag in der Küche und bereitet gewisse Dinge persönlich vor, wie z. B. Soßen oder das Schneiden des Fleisches. Auf die Ware legt er allerhöchsten Wert und, für die Gäste unsichtbar, befinden sich hier riesige Kühlhäuser. Eingekauft wird aus der ganzen Welt, von Ungarn, Deutschland bis Amerika. Das Rindfleisch beispielsweise stammt aus Südamerika. Erst vor zwei Tagen wurden 450 kg Schweinefleisch gekauft und zur letzten Saison zu Weihnachten verarbeitete das Restaurant bei Lelo‘s eine Tonne und 180 kg Gänse.

Eiserne Disziplin

„Du musst jeden Tag durch und das wird sich nie ändern, wenn man oben bleiben will“ erklärt Karl und setzt fort: „Ich kann selbst arbeiten, das ist wichtig, sein Geschäft zu kennen und zu können. Das gleiche gilt für Lelo. Wenn notwenig, dann können wir uns in die Küche stellen bzw. die Gäste bedienen.“

Das leuchtet ein. Der Erfolg ist hart erarbeitet und kostete sie viel Kraft. Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied. Inzwischen haben sie ein Team, das aus sechs Nationalitäten und fast ausschließlich langjährigen Mitarbeitern besteht. Die Personalführung geschieht bei uns sehr diplomatisch, so dass sie selbst motiviert bleiben und persönliche Erfolgserlebnisse haben können. Diszipliniert stehen also die beiden Geschäftsmänner nach wie vor zu hundert Prozent hinter den Geschicken des Restaurants bei Lelo‘s. Es gibt allerdings einen kleinen Unterschied.

Viele neue Impulse durch Reisen durch die Welt

Nach 26 Jahren können sie es sich heute leisten viel auf Reisen zu gehen und damit ist vor allem die dafür notwenige Zeit gemeint. Mindestens vier Mal im Jahr erkunden Sie die Welt, entspannen sich oder lassen sich inspirieren von der Gastronomie anderer Länder und Kulturen. Das spiegelt sich auch in der Karte wider, denn, neben den klassischen deutschen Gerichten, sind immer wieder internationale Kreationen zu entdecken, die als Tages- oder Wochenkarten angeboten werden, wie z. B. der Salat Portofino, dessen Rezept das Restaurant bei Lelo‘s den Viva Canarias Lesern zur Verfügung stellten (siehe nächste Seite).

Die beiden schließen unser Gespräch mit folgenden Worten ab: „Wir legen höchsten Wert auf kleine Details und wir wollen, dass die Gäste glücklich sind. Sie sollen sich wie in der Familie fühlen, dann sind wir glücklich.“

Fazit

Die Lorbeeren ihres Erfolgs zu ernten, haben sie mehr als verdient. Was mich sehr angetan hat, ist, dass sie trotzdem nicht abgehoben sind und ihr Herz am rechten Fleck geblieben ist.

Vielleicht geben Karl und Lelo auch Ihnen das nötige Quäntchen Motivation, um „Ihren Wahnsinn“ durchzustehen und für Ihre Ziele zu kämpfen. Also ich ziehe nun respektvoll meinen Hut und habe soeben gelernt meinen „Redaktions-Wahnsinn“ zu relativieren. Vielleicht probieren Sie diese besondere Atmosphäre und das Essen mal selbst aus - Sie werden es nicht bereuen.