Ausgabe Nr.
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J M upload 07.04.2017, Viva Edition 117 | Print article

Restaurant El Rifeño verzaubert mit berberischen Speisen

Vor zwei Jahren entdeckte ich auf dem Dach des Centro Comercial Metropol das Restaurant „Rifeño“, neben dem ehrwürdigen Teatro Pérez Galdós. Dort bot man die bei weitem unterschätzte berberische Küche an. Das schön gestaltete Innendesign des Lokals war verheißungsvoll. Leider hatte ich an diesem Tag einen anderen Termin und konnte es daher nicht testen. Ein neuerlicher Versuch scheiterte an den Öffnungszeiten, die ich bei meinem Incognito-Besuch zuvor nicht ordentlich recherchiert hatte. Und beim Dritten Mal stand ich vor geschlossenen Türen, es war im Nirwana verschwunden … Aber nicht für immer. Meine Freundin Daniela erzählte mir, dass das Restaurant umgezogen ist und sich nun im Herzen der Altstadt Vegueta befindet und ich es unbedingt besuchen müsse und ich sollte bald herausfinden warum.

Zehn Jahre lang hatten die Besitzer ihre Gäste im Metropol verwöhnt und waren schon lange auf der Suche nach einer passenderen Lokation. Besser hätten Sie ihre Wahl nicht treffen können, wenn man das geschichtsträchtige Gebäude inmitten der Calle Pelota mit der Nummer 15 betrachtet. Es befindet sich in einer der ersten mit Pflastersteinen ausgelegten Straßen der Altstadt und es scheint so, als habe dieses Haus auf El Rifeño gewartet. Vegueta ist um einen weiteren Hotspot reicher, der den Orient mit der spanischen Seele fusioniert1).

1)In der Onlineplattform Tripadvisor wird das Restaurant El Rifeño noch immer an der alten Adresse und mit dem Vermerk „Geschlossen“ ausgewiesen.

Orient fusioniert mit Las Palmas

Die Fassade des Restaurants hebt sich mit seinen hohen, in leuchtendem Türkis ausgemalten und im „Vintage“-Look getrimmten Türen von den anderen Gebäuden deutlich ab. Nur ein bescheidenes aus Eisen geschmiedetes Schild deutet auf das El Rifeño hin. Das Restaurant versprüht ein außergewöhnliches Ambiente, das die neugierigen Blicke der Passanten auf sich zieht. Wenn man es betritt, taucht man in eine andere Welt ein. Der Orient heißt uns also mitten in der Alstadt Vegueta herzlich willkommen, gediegen, hell, freundlich und farbenfroh. In Las Palmas boomen derzeit Restaurants mit ‚exotischer Küche‘. Schließlich ist man urban und weltoffen noch wie nie zuvor.

Guter geschmack & Farbspiele

Wie wir erfahren sollten, war hier kein nüchterner Innendesigner am Werk sondern der feine Geschmackssinn der beiden Inhaber kam zum Tragen. Die Einrichtung ist modern, zweckmäßig und zugleich orientalisch. Hier wird gekonnt mit Farbspielen, Beleuchtung und Accessoires gepunktet - eine tolle Atmosphäre ohne überladen zu wirken. Jedes Kissen ist individuell und doch harmonieren sie miteinander. Gleiches gilt für die einzelnen Stühle, die Teller etc. Man kann sich einfach nicht ‚satt sehen’. Originäre Antiquitäten runden das Stimmungsbild ab. Alleine die Waschräume sind eine Besichtigung wert. Alles ist professionell aufeinander abgestimmt und so findet man das Muster der Fliesen am Boden als Umschlag der Menükarten wieder.

Hollywood Filmspot von „Allied“ mit Brad Pitt

Gegenüber der Waschräume wurde an einer Wand die Requisiten aus dem Hollywoodilm „Allied“, der voriges Jahr in Las Palmas gedreht wurde (mit Brad Pitt und Marion Cotillard in den Hauptrollen) montiert. Einige Szenen wurden eben in genau diesem Lokal gedreht da der Film in den 1940-er Jahren der Metropole Casablanca spielt. Als Dank haben die Brüder des Rifeno den Brunnen vom Filmset erhalten.

Wir haben noch etwas gelernt, eine Art Hausrezept gegen Fliegen und Mücken. Die Farbkombination weiß und blau vertreibt angeblich die lästigen Insekten und aus diesem Grund sind viele Häuser am Atlas so gestrichen. Nordin und sein Bruder Marzok leben schon seit fünfzehn Jahren in Las Palmas de Gran Canaria. Sie sind „echte Canarios“, wie man mir stolz mitteilt. Hier kann Nordin seiner großen Leidenschaft, dem Surfen und Tauchen, nachgehen und das Lebensgefühl und das Klima sind genießen. Er könne sich nicht vorstellen wo anders zu leben. Das Restaurant führen beide abwechselnd. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser.

Während unserer Unterhaltung bitte ich die Wirte sich zu uns zu setzen. Aber sie lehnen das bescheiden und dankend ab. Es schickt sich nicht als Gastgeber zu sitzen ... Aufmerksam lauschen sie meinen Fragen und erklären die einzelnen Gerichte. Diese werden an die hiesigen Gaumen ein wenig angepasst und sind explizit nicht scharf. Das müsste man eigens bestellen.

Poetisch, die Namen der Speisen

Ich meine mich in einem Poesiebuch zu verlieren, während ich die Menükarte studiere. Es gibt eine feine Auswahl an Gerichten, doch ich kann mich einfach nicht entscheiden und fange immer wieder von vorne an. Die Speisen tragen verheißungsvolle poetische Namen und lassen Vorfreude aufkommen.

Einige Beispiele muss ich anführen.

(Anm.: Zur Orientierung haben ich einige Preise in Klammern angeführt, zzgl. IGIC):

  • La Pastela ist fein geschabtes Rind mit glasiertem Zucker, sehr delikat, unsere Empfehlung zum Einstieg (5,25 Euro)
  • Die Farben Edens heißt die Spezialität Zahalouk, eine Paste in kräftigen Farben und ein wenig Pikant, typisch aus dem Atlasgebirge, köstlich exotisch (6,75 Euro)
  • Salat Gran Sultán Gazni ist ein gemischter Salat mit Cherrytomaten, Käse, panierten Hühnerstücken, Trockenfrüchten, Nüsse nund einer Soße (8,75 Euro)
  • Mare Nostrum ist ein mediterraner Burger mit Thunfisch, Lachs und Gambas (12,50 Euro) oder der klassische Burger (9,50 Euro)
  • Die neun Monde der La Harira (eine traditionelle kräftigende Suppe mit Gemüse und Fleisch - 6,50 Euro)
  • Calamari Saharas nach Rif-Art (12,90 Euro)
  • Nudelgericht des Hauses „Ramen Rifeño“ (8,80 Euro)
  • Siesta der Ceviche ist eine Lasagne mit Zucchini und dünnen Fischscheiben mit Mango, Basilikum und weiteren ‚geheimer‘ Zutaten nach Art des Hauses (7,75 Euro)
  • Ein Spaziergang durch das Atlasgebirge
  • Fisch nach Saison „Hosted by Markt Vegueta“

Die hohe Kunst des Würzens

Der Koch, nur durch ein Glasfenster vom Gastraum getrennt (also keine Geheimnisse), beherrscht die Hohe Kunst des Würzens und setzt Safran, Curry, Zimt, Cardamon, Sesam, Paprika, Pfeffer u.v.m. gekonnt in Szene. Frischer Fisch, Kichererbsten und anderes Gemüse, Nüsse, Mandeln und getrocknete Früchte, Pflaumen, Birnen oder Bananen, die Kombinationen sind vielfältig und kreativ. Die Liste der verwendeten Zutaten scheint schier endlos. Die schwarzen Oliven könnten nicht köstlicher schmecken und auch alle probierten Gerichte waren eine wahre Gaumenfreude.

Nationalgerichte wie Tajin, Couscous & Co

Was der Wok für die Chinesen ist der Tajin für die Marokkaner. Das sind Schmorgefäße aus Ton mit einem hochgezogenen Deckel. Die marinierten Fleischstücke, je nach Wahl Huhn, Rind oder Lamm, werden darin gemeinsam mit anderen Zutaten, wie z. B. Gemüse, zugedeckt sehr (sehr) langsam zart gegart. So ziehen die Gewürze intensiv ein und die einzelnen Komponenten zerfallen nicht zu einem „Matsch“. Das ist besonders beim Gemüse evident, das nicht zerkocht ist, sondern intensiv im Geschmack bleibt und auf der Zunge zergeht.

Die Nationalspeise Couscous findet man selbstverständlich auch auf der Karte. Es gibt viele Variationen, von süß (garniert mit Zimt, Rosinen, Pflaumen oder Datteln) bis salzig.

Glückseligkeit

An diesem Tag waren wir zu Dritt und jeder von uns ist alles andere als anspruchslos. Ergo: Uns unisono glücklich zu machen ist eine wahre Kunst, so wie die des Würzens. Es existiert eben mehr als nur Salz und Pfeffer. Davon kann man sich im El Rifeño überzeugen - mehr noch - hier kann man sich von ungewöhnlichen Geschmackserlebnissen überraschen lassen. Waghalsige Gewürzkombination werden vortrefflich in Harmonie gebracht. Haben Sie etwas Mut und probieren Sie etwas Neues aus. Wir waren begeistert und nun danke ich an dieser Stelle meinen Freundin Daniela, die mir einen Besuch mit Nachdruck ans Herz gelegt hatte, das ‚neue Restaurant El Rifeño zu testen‘.

Fazit

Der Besuch des Restaurants El Rifeño ist die Möglichkeit mal anders zu speisen und Neues auszuprobieren. Es ist herrlich unprätentiös und gleichzeitig köstlich. Man kann übrigens auch draußen auf der Calle Pelota sitzen. Persönlich finde ich es jedoch im Restaurant viel exotischer und dieses schöne Ambiente ist wirklich sehenswert - ein Stück Orient in Las Palmas. Die Bedienung ist sehr freundlich und aufmerksam. Man berät kompetent. Wer es etwas schärfer möchte, der muss explizit darum bitten, da die Gerichte auf die spanischen Gaumen angepasst wurden. Die Preise sind zudem überaus moderat. Wir haben zu Dritt 44 Euro bezahlt.

 

KONTAKT

Restaurant El Rifeño
Calle Pelota 15 in der Altstadt Vegueta (200 Meter nördlich vom Mercado de Vegueta)
Las Palmas de Gran Canaria
Tel.: 928 943 059 (abends ist Reservierung empfohlen)

Geöffnet:

Di. 12.30 bis 16.30 Uhr und 20.00 bis 23.30 Uhr
Mi. 13.00 bis 16.00 Uhr und 20.00 bis 23.30 Uhr
Do. 12.30 bis 16.30 Uhr und 20.00 bis 23.30 Uhr
Fr. 13.00 bis 16.30 Uhr und 20.00 bis 23.30 Uhr
Sa. 13.00 bis 16.30 Uhr und 20.00 bis 23.30 Uhr
So. 13.00 bis 16.30 Uhr

Anm.: Die Farbe der Fassade hat sich inzwischen geändert und musste aufgrund er Auflagen der Stadtverwaltung Las Palmas aufgrund des historischen Gebäudes in braun umgestrichen werden.