Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, leider. So entgehen uns mitunter wunderbare neue Gastronomieerlebnisse und da möchte ich ein wenig gegensteuern. Dieses mal entführe ich Sie abseits der Touristenenklaven in das kleine urige Dorf Montaña La Data. Es steht in keinem Reiseführer und wird höchstens von Radfahrern im Rahmen ihrer Ausflüge durchfahren. Etwa fünf Minuten von Playa del Inglés entfernt liegt an der Hauptstraße, wenn man sie so bezeichnen will, das Restaurant Labrador. Es hat vor etwa zwei Jahren seine Pforten geöffnet. Ich war mehrmals dort und habe beim letzten Mal meine liebe Freundin Maria mitgenommen, um eine völlig unvoreingenommene Meinung einzuholen. Man hat dieses Restaurant auch ihr bereits mehrmals empfohlen und so war sie schon höchst gespannt, was auf sie zukommt.
Edel trifft auf Vintage mit Geschmack
Von außen zieren dunkelbraune Querlatten aus Holz die Fassade und mit den kleinen Fensterchen könnte man meinen es handelt sich um eine Alpenhütte. Die Beschilderung ist sehr dezent und wie gut, dass es sich optisch von den weißen angrenzenden Gebäuden derart abhebt.
Betritt man das geräumige Restaurant, dann fühlt man sich sofort heimelig wohl. Obwohl im Patio um die hundert Gäste Platz finden, wirkt es nicht wie ein großer kühler Saal. Unzählige Blumen und Nischen und vor allem genügend Platz zum Nachbartisch bieten ein gewisses Maß an Diskretion, das ich heutzutage auch immer mehr vermisse. Hier verschmelzen kanarischer Vintage in Form von alten landwirtschaftlichen Geräten und jeder Menge Antiquitäten, mit dem italienischen Chic und werden perfekt in Szene gesetzt. Und obwohl dies der zweite Besuch binnen zwei Tagen war, habe ich wieder jede Menge neue Accessoires und Details wahrgenommen, wie z. B. ein altes Telefon mit Drehscheibe etc. Man erklärte mir, dass man ein Wohlfühlambiente transportieren möchte, in dem man sich wie Zuhause fühlt und nicht, wie in einem abgehobenen kalten Gourmettempel in dem man sich wie ein Bittsteller fühlt.
Familiär, wie daheim
Die Natur ist herrlich integriert und der Efeu rankt sich um die Holzsäulen oder Bäume. Gewürze, wie Basilikum und Rosmarin runden das italienische Flair ab. Die massiven Tische aus Granit stehen auf mit dicken Seilen umfassten Säulen, die Stühle sind urig kanarisch und die polierten Gläser blitzen in der Sonne. An der hinteren Front wurden ein künstlicher kleiner Wasserfall und ein Teich angelegt, der in den Abendstunden herrlich beleuchtet ist. Darin aalen sich rundum zufrieden unzählige Kois (Sie wissen: Das sind die bunten Karpfen aus Japan).
An diesem Nachmittag habe ich es sogar gewagt mein Hündchen Juan mitzunehmen, um mein konsequent schlechtes Gewissen wegen meines ewigen Zeitmangels ihm gegenüber ein wenig zu beschwichtigen. Ich war überglücklich, dass es erlaubt ist im Patio Vierbeiner mitzunehmen. Aber, ich war auch überwältigt von dem was dann geschah. Kaum haben Maria und ich Platz genommen, brachte Tomy Wasser für den Hund und sogar ein kleines Deckchen, damit er weich liegen kann. Juan war im Glück (siehe Foto 06, nächste Seite) und ich sprachlos!
Italienische Klasse und Recycling
Im Nebenraum, geschmackvoll auf Weihnachten abgestimmt, sorgt das Knistern des Feuers im Kamin für eine unbeschreibliche Stimmung, die von zeitloser internationaler Weihnachtsmusik getoppt wird. Selbst, wer seinen Tisch im Patio wählt, wird nicht frieren, denn dafür sorgen etliche Heizstrahler.
Eine Theke trennt die Küche vom Gastraum und gibt so den Blick frei auf das bunte Treiben der Mannschaft, gut gelaunt, professionell und gleichzeitig aufmerksam. Und davor steht der heilige Gral des italienischen Schinkens: Eine Aufschnittmaschine! Sie haben richtig gelesen, aber es handelt sich nicht um irgendeine. Das Besondere ist nicht die leuchtend rote Farbe der Einbrennlackierung (siehe Foto 07), die ihr einen gewissen elitären Touch verleiht. Nein, es handelt sich um eine sogenannte Schwungradschneidemaschine für die manuelle Bedienung, die in der Erlebnisgastronomie häufig anzutreffen ist. Damit kann man präzise hauchdünne Scheiben langsam abschneiden, ohne dass sich die Scheiben unansehlich verformen oder eventuell das Fett zu schmelzen beginnt. Sie kommt beim Prosciutto, aber auch für Salami oder Rohschinken, gerne zum Einsatz. Ich habe sie das erste Mal nun in einem Restaurant auf Gran Canaria entdeckt.
Edle Tropfen, über 170 Weine im Sortiment
Hervorheben muss man das umfangreiche Weinangebot. Der Maitre Francesco kommt aus Kantabrien und ist seit eineinhalb Jahren im Team. Er erläutert uns die Philosophie und gibt uns einen Überblick der gebotenen Weine. Über 170 Sorten aus Spanien, Italien, Chile, Argentinien und Frankreich und nicht zuletzt auch eine feine Auswahl von den Kanarischen Inseln führen sie. In dem Kaminzimmer sind die Flaschen fein säuberlich aufgestellt, wie Zierobjekte und an der Wand hängt ein passendes Gedicht, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Wine is life. To make it is art.
To talk about it is culture,
To drink it - is a life pleasure!
Preislich ist die Bandbreite groß, von etwa zwanzig Euro pro Flasche bis hin zu dreihundertfünfzig. Ein Highlight ist zudem, dass man viele sehr gute Weine, auch die teuren, im Glas bestellen kann und nicht nur einen kaum trinkbaren Hauswein, wie so oft in anderen Lokalen.
1)Übersetzung: Wein ist Leben. Ihn zu machen, ist eine Kunst. Über ihn zu reden ist Kultur, ihn zu trinken ist ein Vergnügen.
Pasta aus dem 'eigenen Labor'
Im ‚Labor‘ wie es Francesco bezeichnete, werden die Teigwaren ständig frisch selbst hergestellt und natürlich verfügt man über die entsprechenden Geräte, wie z. B. Backofen für die knackigen Crissinis (siehe Fotos am Ende des Berichts). Zu den typisch italienischen Teigwaren zählen die Pappardelle, die breiten Bandnudeln, mit Ei oder ohne, die optisch ähnlichen Tagliatelle. Die klassischen Spaghetti sind natürlich auch im Sortiment, ebenso wie die etwas stärkeren Spaghettoni mi dem volleren Geschmack für Liebhaber von bissfesten Nudeln, also ‚Pasta al dente‘. Und die Pizzen werden mit original italienischem Mehl „Trigo antiguo“ hergestellt. Es versteht sich von selbst, dass auch die selbstgemachten Ravioli auf der Menükarte zu finden sind, gefüllt mit Ricotta oder mit dem italienischen Käse Pecorino.
Womit wir schon bei einem weiteren Erfolgsrezept des Restaurants Labrador angelangt sind, neben den selbst gemachten Saucen und Teigwaren: Die original italienischen Zutaten. Das Restaurant Labrador importiert viele der Grundzutaten aus herrlichen Land am Mittelmeer, der Hochburg mediterraner Küche und des edlen Designs, wie z. B. Olivenöle, Weine, Käse, Schinken, Parmigiano etc. Hervorragende Grundzutaten sind die Voraussetzung für das originäre Geschmackserlebnis. Dieses kann nicht einfach irgendwo anders produziert werden, ohne Geschmackseinbußen im Vergleich zu den Originalgerichten hinnehmen zu müssen.
Die Wahl ist eine Qual
Der Gruß der Küche kam in einem Mini-Einmachglas und sah entzückend aus. Sogar ein Glas mit Prosecco Rosé wurde für die Kurzweil gebracht. Dezent und gleichzeitig höchst aufmerksam ist der Service, so professionell und dem Stil des Ambientes entsprechend. Die Auswahl ist riesig und ich kann mich auch an diesem Tag. Bei all den gebotenen Köstlichkeiten auf der Menükarte konnten wir uns nur schwer entscheiden. Ständig blättere ich vor und zurück. Bei den offerierten Spezialitäten liegt es auf der Hand, dass die Gäste nicht ‚nur‘ wegen der Pasta oder Pizza kommen. Ich liste Ihnen einige Speisen auf und zur besseren Orientierung bei einigen auch die jeweiligen Preise.
Neben Fisch und Meeresfrüchten besticht die Auswahl an Fleisch, die jeden Gusto bedienen kann. Es kommt aus Galizien oder wie beim Black Angus Rind aus den USA. Sogar das mächtige Tomahawc Ribeye Steak, das an ein indianisches Kriegsbeil erinnert, fand ich auf der Karte, genauso wie das Wagyu Steak der ursprünglich japanischen Rinderrasse. Wer Rohes liebt kommt am Tartar vom Lachs oder Rind nicht vorbei! Sie lieben das dekadente Foie Gras? - kein Problem. Auch Hirsch, Lamm und Wildschwein sind fest in der Menükarte verankert. Chateaubriand für 2 Personen kostet beispielsweise 54,50 Euro. Eine Spezialität ist übrigens das ‚Solomillo en salsa‘, das im eigenen Saft herrlich langsam butterweich wird und mit Trüffel und Pilzen kredenzt wird.
Ich habe mich für eine meiner Lieblingsspeisen entschieden, Lasagne, aber nicht jene mit Trüffel, sondern die mit dem Black Angus Rind. An den Tisch gebracht wurde es unter einer großen Glasglocke und das durch Rauch den Blick auf das Innere vernebelte. Timy öffnete mit schwungvollen eleganten Bewegungen den Deckel, fas wie bei einer japanischen Teezeremonie. Während der Duft unsere Nasen betörte, nahm ich die neugierigen Blicke der anderen Restaurantgäste wahr. Ein Pärchen kam zu uns rüber, um zu fragen, was das denn sei. Francesco erklärt mir, dass manchmal Radfahrer auf einen Kaffee reinkommen und dann am Abend wieder zum Speisen. Das glaubte ich nur zu gerne und auch an diesem Nachmittag konnten wir einige Ausflügler beobachten.
Fazit
Mit einem schönen Illy Kaffee ließen wir diesen wunderbaren Nachmittag ausklingen und wir beide hatten ein glückselig dämliches Grinsen auf unserem Gesicht. Worte, waren nicht mehr notwendig. Wir kommen garantiert wieder! Das Tolle ist, dass man auch tagsüber eine Möglichkeit hat schön essen zu gehen und im herrlichen Ambiente des Patios des Restaurants Labrador die hektische Welt draussen einfach vergessen kann. Guten Appetit beim Probieren! Julija Major
Kontakt
Restaurant Labrador
c/Felo Monzón 12 (Fünf Minuten von Playa del Inglés entfernt bzw. 2,2 km in Richtung Palmitos Park und dann rechten Abzweiger hoch nach Montaña La Data wählen), Maspalomas – Gran Canaria.
Geöffnet: Täglich ab 12.30 bis 22.30 Uhr
Reservierungen sind nur abends erforderlich. Tel.: 928 769 936