Dieses Mal besuchen wir auf unserer kulinarischen Entdeckungsreise das Gasthaus Atlantis, das vor knapp zwei Jahren von der Unternehmerin Angie gegründet wurde. Ihre Coconut Bar an der exponierten Lage direkt am Meer der Bahía Feliz ist seit Jahren ein Begriff. Angie wollte es nochmals wissen. Vielleicht fragen sich manche Leser, wieso ich gerade dieses Lokal ausgewählt habe. Nun, dafür gibt es einige Gründe. Natürlich kenne ich das Gasthaus Atlantis und zwar von Anfang an. Mit seiner soliden deutschen und spanischen Kost, den fairen Preisen und der familiären Atmosphäre hat das Lokal viele Stammgäste gewinnen können. Aber, Angie hat ihr Angebot an Speisen um glutenfreie, vegane und vegetarische Gerichte erweitert. Damit hat sie sich einen sehr guten Ruf erarbeitet und die Einträge in der Onlineplattform Tripadvisor schwärmen geradezu von ihrer Küche.
Das Gasthaus Atlantis befindet sich zwar direkt in der c/Alfereces Provisionales, die landläufig unter den Residenten einfach „Straße zum Strand“ genannt wird. Zwar ist die Lage in einer frequentierten Zone von Playa del Inglés gut, doch ist es ein wenig versteckt. Man muss nämlich durch eine Lobby in den Hof. Die liebevoll gestaltete Terrasse mit all seinen Dekorationsgegenständen trägt eindeutig die Handschrift der Hausherrin. Das zieht sich im Inneren des gemütlichen Gastraumes fort, wo jetzt optisch Ostern eingezogen ist.
Wieso wurde das Angebot erweitert?
Die Idee das Angebot in diesem Bereich zu erweitern geht auf eigene Fälle in der Familie zurück, wie wir von Angie erfahren. „Wenn man davon selbst betroffen ist, dann setzt man sich mit dem Thema Ernährung ganz anders auseinander. Ich kann mich an die schlimmen Zeiten erinnern, wo mein Enkel mehrmals in die Notaufnahme musste. Und auch meine Tochter hatte gesundheitliche Probleme und regelmäßig Krämpfe, die auf eine Histaminintoleranz zurückzuführen waren. Die Ärzte fanden lange Zeit nicht die Ursache und wollten ihr – man muss sich das vorstellen – schon Psychoprobleme einreden. Dabei ist es längst wissenschaftlich belegt, dass Nahrung zu allerlei körperlichen Beschwerden führen kann, je nachdem wie man welche Inhaltsstoffe verträgt. Seitdem sie kein Fleisch ist, geht es ihr super.“
Angie ist aufgrund all dieser familiären Hintergründe im Laufe der Jahre zu einem wahren Lebensmittelexperten geworden. Lesen, studieren und probieren heisst ihre Devise. „Wenn man ein Problem mit der Ernährung hat, dann ist man eh schon genug gestraft. Aber es soll doch auch schmecken und es gibt unzählige Alternativen. Ich konnte für jeden Gast, ungeachtet seiner Allergie oder Unverträglichkeit, etwas schmackhaftes zu Essen anbieten erklärt die dynamische Power-Frau.
„Dazu kommt, dass es auch bezahlbar bleiben muss und da heißt es dann knallhart kalkulieren. Fünf Kilogramm Mehl bekommt man im Großeinkauf schon für 1,50 Euro. Bei Maismehl beispielsweise liegt der Preis in ganz anderen Sphären, da muss ich neun Euro pro Kilogramm berappen“ erläutert die Geschäftsfrau. Die Ware kauft sie selbst ein, denn sie will ja schließlich gucken, was sie kauft und wählt fein säuberlich ihre Lieferanten aus.
Kochen ist eine hohe Verantwortung
Angie führt weiter aus: „Es ist eine hohe Verantwortung und da muss ich schon genau wissen, was wo drin ist und woher die Produkte kommen. Neue Gerichte entwickeln wir immer zu Dritt. Meine Köchin, meine Tochter und ich. Da wird solange herum gefeilt, bis der Geschmack rund ist. Mein Personal ist natürlich gut geschult, aber Spezialfälle übernehme ich immer selbst. Was mir bei den Skandinaviern gut gefällt, ist die Ernährungskarte wie im Kreditkartenformat, wo Blutgruppe etc. angeführt ist und jegliche ernährungstechnische Einschränkungen, wie z. B. glutenfrei, Allergien, Intoleranzen. Es wäre schön, wenn sich das in allen europäischen Ländern durchsetzt.“
Es gibt so viele körperliche Beschwerden, die sich eindeutig auf die Ernährung zurückführen lassen. Man denke nur an überhöhtes Cholesterin. Bei Allergien kann es im Extremfall zu Atembeschwerden kommen. Unverträglichkeiten können ganz unglaubliche Konsequenzen nach sich ziehen. Ein Gast hatte eine Art Sporn in der Ferse und konnte nicht auftreten. Er hat testweise eine Woche lang Fleisch weggelassen und konnte wieder gehen. Er ist uns um den Hals gefallen mit den Worten ‚Ihr habt meinen Urlaub gerettet‘.
„Aus diesen Gründen bilde ich mich ständig weiter. Ich habe mehrere einschlägige Fachmagazine abonniert (siehe Foto unten). Ich weiss, was in welchen Nahrungsmitteln drin ist, wer was verträgt und hole mir auch neue Inspirationen, damit das Angebot abwechslungsreich bleibt“, ergänzt Angie.
Unverträglichkeiten können jeden treffen
Dazu kommt, dass sich der menschliche Körper verändert. Eine plötzliche Unverträglichkeit kann jeden von uns quasi über Nacht treffen. Weil wir allerdings als Letztes an die Ernährung denken, suchen wir nach anderen physisch bedingten Gründen. Dann bekämpfen wir die Beschwerden mit Medikamenten und sorgen mit der falschen Ernährung gleichzeitig dafür, dass wir die Medikamente nicht mehr so schnell los werden. Das gilt im doppelten Sinn sozusagen. Heute werden in der Massentierhaltung die Tiere mit allerlei Medikamenten bei der Mast vollgestopft, damit sie schnell wachsen. Aber der logische Hausverstand zeigt auf, was ein Tier zu sich nimmt das befindet sich in seinem Fleisch. Verzehren wir das über den Nahrungsmittelkreislauf, so gehen diese natürlich auch auf uns über. Wer sich also von ausschließlich schlechten oder Billigwaren ernährt, der tut seinem Körper nichts Gutes. Leider sind die Konsequenzen oft erst nach Jahren evident und aus diesem Grund wird dieses Thema viel zu wenig ernst genommen.
Das leben ist auch mit Diäten lebenswert... es gibt Alternativen
Wieso glaubt man, dass das Leben ohne Fleisch nicht lebenswert ist? Leider ist es häufig der Fall, dass es schlicht am schmackhaften Angebot mangelt und wir aus Unwissenheit einfach keine köstlichen Alternativen kennen. „Wenn eine Gruppe von fünf Leuten essen geht und einer ist Vegetarier, dann hat dieser Gast meistens das Nachsehen. Manche Kellner verdrehen sogar die Augen, wenn man es wagt einen Sonderwunsch zu äußern, ohne dabei die persönlichen Hintergründe zu kennen. Es interessiert scheinbar viele nicht und hier muss noch viel Aufklärungsarbeit passieren“ sagt Angie.
Ich muss ihr in allen Argumenten recht geben. Naturgemäß tausche ich mich oft und gerne mit Menschen aus und versuche so viele Aspekte und Meinungen wie möglich zu hören, um besser zu verstehen wie wir ticken. Viele von uns (ich nicht ausgeschlossen) sind Gewohnheitstiere. Wir greifen immer wieder zu bekannten Produkten und wählen die gleichen Gerichte. Wir lassen uns scheinbar nur ungern auf Neues ein, so nach dem Motto: „Da weiss man, was man hat“.
Der Praxistest
Wir waren zu Dritt und haben zum Probieren gleich mehrere vegane sowie vegetarische Gerichte bestellt. Drei Personen bedeuten drei Geschmäcker und somit sollten wir einen guten Überblick über das Angebot erhalten können. Denn eine fleischlose Küche besteht aus mehr als Tomaten und Kartoffeln. Dazu kommt, dass Gemüse häufig „totgekocht“ wird. Damit meine ich, dass durch die falsche Zubereitung nicht nur der Eigengeschmack flöten geht, sondern auch die Vitamine. Manche sind hitzeunverträglich und werden in so einem Fall dann zerstört.
Gefüllte Kohlrouladen waren es nicht, aber genauso köstlich. Die Rouladen wurden mit einer Soße aus Mandelmilch angerichtet und garniert mit einem Herz aus Reis (siehe Foto oben) garniert. Die Kräuter und die fein abgeschmeckte Soße harmonierten perfekt, einfach delikat.
Das Hühnergeschnetzelte sah einem „echten“ zum Verwechseln ähnlich und wurde in einer köstlichen Cham-pignonsoße serviert. „Die Optik ist besonders den Männern wichtig“, sagt Angie als sie meine ungläubigen Augen bemerkt. Als Laie sieht man den Unterschied auf den ersten Blick gar nicht. Mir läuft wieder das Wasser im Mund zusammen beim Gedanken an das Gulasch, an das Gemüseratatouille mit dem Kartoffelgratin war eines meiner Highlights. Es wurde natürlich mit laktosefreiem Käse geschichtet. Das wunderbar arrangierte Dessert schmeichelte unseren Gaumen und auch hier geht das Gasthaus Atlantis auf die Wünsche der Gäste ein, je nach Bedürfnissen.
Fazit
Das Gasthaus Atlantis kann sich mit seiner Küche wirklich sehen lassen. Außergewöhnlich ist jedoch wirklich das Angebot für alle Menschen, die besondere Ansprüche an ihre Nahrung stellen (müssen). Manche haben Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten und andere meiden einfach Fleisch. Hier kann man als Gruppe in familiärer Atmosphäre speisen, ohne dass jemand zu kurz kommt. Die Preise sind überaus fair und wirklich knapp kalkuliert. Mittwochs sorgt Angie für Live-Musik und häufig sind es spanische Musiker, die für Kurzweil sorgen. Natürlich beinhaltet die Karte auch klassische spanische Gerichte, wie z. B. Tapas. Schauen Sie es sich einfach mal an. Guten Appetit!
Kontakt
Gasthaus Atlantis
Straße zum Strand (nähe Yumbo-Kreisel)
c/Alfereces Provisionales 27, Apto. Atlantis.
Geöffnet: Täglich von 15.00 bis 23.00 Uhr, donnerstags Ruhetag
Mittwochs Live-Musik (Gitarrist oder Harfe) ab ca. 18.30 Uhr.
Um Reservierung wird gebeten unter der Rufnummer: 928 767 957
www.gasthaus-atlantis.de