Die indigene Bevölkerung hatte nach der Eroberung ein schweres Los zu tragen und wer nicht den Tod fand oder verschleppt wurde, der verlor zumindest die eigene Identität. Mit den darauf folgenden Besiedelungen und Volksvermischungen kamen neue Einflüsse, primär vom spanischen Festland auf den Archipel und im Laufe der Jahrhunderte entwickelten die Kanarier ihre ‚neue eigene‘ Identität.
Trotz der großen Armut, die vielerorts vorherrschte, bewahrten sich die InsulanerInnen ihren Sinn für Humor. Harte Arbeit musste dann und wann belohnt werden, mit essen, singen und tanzen.
Und schon bald fand jedes noch so kleine Dorf einen ‚trifftigen Grund‘, um mindestens einmal im Jahr ein eigenes Volksfest zu zelebrieren. Bei manchen ist sogar ein Lebensmittel Protagonist, wie beispielsweise beim Mandelblütenfest von Tejeda, dem Apfelfest von Valleseco, dem Tomatenfest von El Tablero oder dem Erdbeerfest von Valsequillo. Die meisten Fiestas drehen sich jedoch um die Ehrerbietung eines oder einer Schutzheiligen, wobei in diesem Fall eine Prozession den religiösen Höhepunkt darstellt.
Während des Franco Regimes galt praktisch ein ‚Traditionsverbot‘ auf den Kanaren - Menschenansammlungen bargen die Gefahr von Verschwörungen und es waren nicht einmal Folkloredarbietungen gern gesehen. Erst nach seinem Tod gab es wieder ein Comeback, das im letzten Jahrzehnt an Fahrt aufgenommen hat.
Die Kanarier besinnen sich ihrer Kultur und die Identitätsfindung ist noch keinesfalls abgeschlossen. Immer wieder werden neue archäologische Fundstellen erschlossen und vergessenes Brauchtum erlebt ein Revival. Selbst die Jugend zelebriert inbrünstig Traditionen anno dazumal.
Eine geballte Ladung davon können Sie am „Día de Canarias“ erleben, der seit 1983 anlässlich der ersten freien Parlamentswahlen auf Basis des Autonomiestatus als kanarischer Feiertag zelebriert wird. Dementsprechend rücken Brauchtum, Folklore und Traditionen in den Fokus der Kulturveranstaltungen und vor allem bei den Volksfesten. Nach über zwei Jahren der pandemiebedingten Pause ist es endlich wieder soweit und die Einheimischen dürfen ihre Fiestas feiern, deren festliche Umzüge (Romerías) das Highlight sind.
Kanarische Persönlichkeiten ausgezeichnet
Die Ehrung von Persönlichkeiten zum Día de Canarias in den Sparten Kunst, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft oder Sport, die alljährlich von einer unabhängigen Jury ermittelt werden, hat schon Tradition. Die Preisverleihung findet im Rahmen einer Gala im emblematischen Auditorio Alfredo Kraus statt. Dieses Jahr wurden folgende PreisträgerInnen ausgezeichnet:
Die Philosophin Elsa López Rodríguez bekam den Premios Canarias in der Kategorie Literatur. Die 1988 in Las Palmas de Gran Canaria geborene Tennisspielerin Carla Suárez wurde in der Kategorie Sport und der 1947 auf Teneriffa geborene Manuel José Lorenzo Perero, der sich sein Leben lang intensiv mit der kanarischen Kultur in all ihren Facetten befasste, in der Kategorie Kulturtraditionen ausgezeichnet.
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Romerías
„Día de canarias“ am 30. Mai (Kanarischer Feiertag)
• Las Palmas de Gran Canaria
Die Romería startet um 11.00 Uhr und führt entlang der Las Canteras Promenade bis zum östlichen Ende La Puntilla, wo traditionell ein über 20 Meter langer Gofio-Strudel zur Gratis-Verkostung aufgebaut wird.
• Puerto de Mogán
Fr., 30. Mai, ab 20.00 Uhr
Kanarische Lieder und traditionelle Spiele mit Live-Musik am Plaza Dr. Pedro Betancor León
Kanarische Flagge
Seit 1982 hat die Inselgruppe ihre eigene offizielle Flagge. Die Farbe Blau auf dem Wappen symbolisiert das Meer. Sieben Dreiecke markieren die sieben Inseln Gran Canaria, Fuerteventura, Lanzarote, Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro. Die Krone stellt das spanische Königreich dar. Zwei Hunde („Presa Canario“) bewachen das Wappen, beherrscht vom Schriftzug Ozean („Océano“).