Manchmal hat es Vorteile über keinerlei Orientierungsvermögen zu verfügen. Wichtig ist, dass man flexibel ist und offen dafür, Neues zu entdecken. Mit dieser Einstellung kommt man niemals gestresst am ursprünglichen Ziel an - im Gegenteil: Manchmal entdeckt man landschaftliche Juwele, denen man zu unrecht bisher keine Aufmerksamkeit zuteil werden ließ. So war es bei unserer Tour nach Agaete. Allerdings fiel mir eine ‚Abkürzung‘ ein. Kurz hinter Gáldar bog ich in Richtung Sardina del Norte ab, um nicht immer nur derselben Küstenstraße zu folgen. Es lag nur wenige Kilometer nördlich von Agaete entfernt (theoretisch). Meine Begleitung, Eric, Claudia und ihre beiden Kinder Julia und Juan, waren für meine sponate Idee offen (zum Glück). Wir passierten die an ein Labyrinth erinnernden schmalen Wege, die sich durch die unendlichen Bananenplantagen zogen. Die Sonne strahlte intensiv und sorgte somit für klare Schatten der Bananenstauden an den Abdeckungen.
Fischparadies im Wasser und auf dem Teller
Das Gewässer rund um Sardina del Norte am nordwestlichen Zipfel der Insel Gran Canaria ist aufgrund des Fischreichtums ein beliebter Tauchspot. Es gibt praktisch keinen Tag, an dem nicht eine der vielen Tauchschulen in die Tiefen des Wasser gehen. Fischreichtum zieht auch Fischer an und das schon seit sehr langer Zeit. Kein Wunder also, wenn man hier fangfrische Fische und köstliche Meeresfrüchte genießen kann. (Liebe Mareike, verzeih mir. Ich weiß, dass du als Tauchlehrerin eine besondere Verbindung zu den Meeresbewohnern hast - nicht dass ich sagen würde „Du bist die weibliche Dr. Doolittle des 20. Jahrhunderts“. Ich schreibe meinen lieben Lesern zuliebe und schwöre, dass ich keinen Fisch verspeist habe, nur meine BegleiterInnen.)
Traditionsreich: Essen im Restaurant Terraza El Ancla
Legendär ist beispielsweise „El Ancla“ (dt. Der Anker) auf einem Steg am Meer (siehe Foto unten). Es ist jeden Tag gut besucht, von Einheimischen wie auch einigen Touristen und ein echter Geheimtipp. Aufgrund des Andrangs müssen Sie sich auf länger Wartezeiten einstellen. Diese können Sie mit dem Genuss Aussicht auf die Umgebung bestens überbrücken. Dafür werden Sie mit sehr guter kanarischer Hausmannskost belohnt, die zudem noch sehr faire Preise hat. Man findet auch kreativere Variationen wie z. B. Rinderfiletscheiben mit Feigensauce, Zucchini mit asiatischem Dipp und natürlich die klassischen Papas arrugadas.
Einige der Gerichte waren mit Kno-blauch zubereitet. Aus Solidarität haben wir alle eines gewählt und so hatte keiner von uns ein schlechtes Gewissen. Die Preise sind an die Einheimischen angepasst, also moderat.Die Ortschaft mit ihren typisch bunten Häuschen ziehen sich die Steilküste hinab, was einen ungewöhnlichen Anblick bietet. Sardina zählt noch zu den Fischerdörfern, die sich ihre Ursprünglichkeit bewahren konnten. Dahinter erhebt sich ein fast senkrechtes Felsmassiv. Eine kleine Sandbucht lockt Sonnenanbeter und Schwimmer und andere Gäste (vornehmlich Einheimische). Die Fischrestaurants sind allesamt gut besucht. Dreht man sich um, so strahlt uns (wenn es keine Wolken am Himmel gibt) der Teide unserer geliebten Nachbarinsel Teneriffa entgegen.
Eine Stunde hier zu sitzen hat einen Erholungswert von einem Tag. Es blieb wirklich genug Zeit, um die Gegend zu betrachten (und abzufotografieren). Denn eines, noch einmal, sollten Sie hier mitbringen: Geduld.
Auf der anderen Seite ist es schön, sich (zwangsläufig) dem gestressten Rhythmus des Alltags entziehen zu können. Wir aber ziehen weiter und zwar in das nahe gelegene Agaete, wo das größte Gräberfeld von Gran Canaria vor etwa eineinhalb Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
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Siehe auch Brachiales Meer am Leuchtturm von Sardina del Norte