Ausgabe Nr.
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J M upload 20.08.2018, Viva Edition 79 | Print article

Schiff ahoi mit dem Katamaran Afrikat, dem besten Bootstrip laut TripAdvisor

Was gibt es Schöneres, als auf einer Insel zu leben oder urlaub zu machen? Zu Schade, dass wir die Schätze der Natur viel zu selten genießen, allen voran die kraftvolle Inspiration des Meeres. Das Gewässer rund um die Kanaren wurde im Dezember 2006 aufgrund seiner einzigartigen Fauna und Flora von der internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO zum besonders schutzbedürftigen Meeresgebiete erklärt.1) Ist es nicht schade, dass wir die Schönheit der Ozeane so selten genießen? Stattdessen verbringen wir unsere Zeit lieber am überbelegten Pool der Appartementanlagen und das, obwohl die Wassertemperaturen das ganze Jahr über zum Schwimmen geeignet sind? Wir wollen Sie daher dieses Mal zu einem Ausflug auf das Meer entführen. Ad 1) Schutzbedürftige Meeresgebiete: Das bedeutet, dass der Transit für Schiffe mit gefährlicher Fracht in einem Umkreis von zwölf Seemeilen komplett gesperrt ist.

Ausflug mit dem Katamaran

Wir begeben uns also zum kleinen Sporthafen Puerto Rico Base an der Südwestküste von Gran Canaria. Hier legen bei weitem die meisten touristisch genutzten Schiffe ab, wie z. B. die Delfintouren mit The Spirit of the Sea, der Küstenbummler Lineas Blue Bird, die vielen Hochseeangelboote etc. Aber es gibt auch eine Menge Ausflugsschiffe für jeden Geschmack, ob Abenteuer oder Party. Nachdem die Afrikat vor wenigen Wochen zur Nummer Eins gewählt wurde, entschieden wir uns diese Tour zu versuchen.

Wir sind etwas zu früh und genießen direkt am Hafen die herrliche Atmosphäre, fernab von Trubel, bei einem Frühstück. Es ist einer dieser Tage mit wunderbarem azurblauem Himmel, fast schon kitschig. Die Boote spiegeln sich auf der glatten Meeresoberfläche und sorgten für eine malerische Szenerie. 

Vom Hippie zum Geschäftsmann

Nach einer kurzen Weile gesellt sich Potter, der Eigentümer der Afrikat zu uns. Mit strahlend blauen, interessierten und lebenslustigen Augen begrüßt uns der niederländisch stämmige Australier. Sechs Sprachen spricht er fließend und so können wir uns sogar auf Deutsch unterhalten. In Australien war er Tauch- und Surflehrer bei besonders betuchtem Klientel. Der smarte Mann konnte sich so einen schönen finanziellen Polster zulegen, mit dem er das alles überhaupt finanzieren konnte. Doch davor tingelte er 13 Jahre lang als Hippie (wie er selbst sagt) durch die Welt und neben einer guten Menschenkenntnis lernte er eben auch Sprachen.

Geschichte wie aus Hollywood

Vor vielen Jahren lernte Potter seine heutige Frau Wendie Grobben (siehe Foto links) auf eben dieser Afrikat kennen und sie zogen nach Australien.Der einstige Besitzer wollte sich zurückziehen und ein aufgelöster Mitarbeiter rief Potter in der Ferne an, ob er denn nicht den Katamaran kaufen könne. Wie es der Zufall will, lebte der einstige Eigentümer ebenfalls in Down Under, ja, sie waren sogar fast Nachbarn. Viele Verhandlungen und Whiskys später einigten die Beiden sich auf einen annehmbaren Preis. So kam es, dass Potter und Wendy wieder nach Gran Canaria kamen und seit nunmehr viereinhalb Jahren Ausflüge mit ihrer Afrikat anbieten. 

Die Aufgabenteilung ist klar: Wendy ist der Boss der Zahlen, Buchungen und Organisation. Potter ist der Entertainer und für die Gästebetreuung an Bord verantwortlich. Jeden Tag, sieben Mal die Woche, fährt er zwei Mal die Touren. Dabei spürt er keine Routine oder Langeweile. Jede Ausfahrt ist anders. Jedes Mal sind andere Gäste an Bord und wenn er nicht sein dankbares Publikum für seine witzigen Entertainment-Einlagen hätte, würde Potter eingehen wie eine Rose ohne Wasser. Gearbeitet wird jeden Tag: Nur im Januar und Februar gönnt er sich eine Pause, denn dann ist der neugierige und weltoffene Unternehmer auf Messen und auf der Suche nach neuen Ideen. Er arbeitet sehr eng mit dem Wassersportbetreiber Néstor zusammen, der sich vor viereinhalb Jahren zeitgleich mit Potter selbständig machte. Sie sind ein Dream-Team mit gleichen Werten und gleichem Qualitätsanspruch. Dadurch ergänzen sie sich zu beiderseitigem Vorteil.

Entspannt entlang der Küste

Kurz vor zehn Uhr begeben wir uns schließlich auf den Katamaran, nicht ohne zuvor die Schuhe ausgezogen zu haben. Wir suchen uns eine gemütliche Matte an Deck und breiten unser Handtuch aus, so wie die anderen Ausflügler. Sie kommen aus der ganzen Welt, von Deutschland, England bis hin zu Skandinavien. Auf herzlich sympathische Weise gepaart mit einem Hauch Comedy begrüßt Potter seine Gäste und wir nehmen langsam Fahrt auf. Sanft, fast schwebend, gleitet die Afrikat auf der an diesem Tag fast wellenlosen See. Die angenehm kühle Meeresluft erfrischt unseren Körper während die Sonne erbarmungslos auf uns scheint. Sonnencreme ist ein Muss auf diesem Trip.

Bizarre Steilküsten und neue Perspektiven

Wir fahren entlang der Südwestküste, vorbei an Amadores, Tauro und Puerto de Mogán, weiter bis zu einer kleinen unbekannten Bucht namens El Perchel. Wir sehen Häfen, Städtchen,  Strände und Buchten aus einer unbekannten Perspektive. Beeindruckend sind die hohen Steilküsten mit den bizarren Formationen, wo die Gesteinsschichten aus den vergangenen Vulkaneruptionen klar ersichtlich sind. Die Afrikat ist für insgesamt 70 Personen zugelassen, doch die maximale Anzahl an Gästen, die Potter mitnimmt, ist 35. Er erklärt uns das so: „Ich möchte, dass meine Gäste sich entspannen und frei bewegen können. Sie sollen das Schiff und das Meer genießen und nicht gezwungen sein, w ie in einer Konservenbüchse dicht aneinander zu liegen. Daher haben wir auch eine etwas dezenter Musik internationaler Hits, die jeder kennt.“ 

Das scheint sich gelohnt zu haben, denn sechzig Prozent seiner Passagiere sind Stammkunden. Zudem wurde er Ende Mai von Trip Advisor zum besten Ausflugsschiff gewählt, was ihm seitdem zusätzliche Gäste beschert. Potter arbeitet natürlich auch namhaften Reiseagenturen zusammen, wie z. B. TUI und Apollo.

Swim & Fun-Stopp

Vor dem naturbelassenen Strand von El Perchel hält der Katamaran für einen etwa zweieinhalbstündigen Badestopp. Wie schon eingangs erwähnt, kommt nun Néstor ins Spiel, der mit seinem Team alle Arten von Wasseraktivitäten anbietet. Wer diese zusätzlich an Bord bucht, bekommt fünfzig Prozent Rabatt.

Das fliegende Board

Schnorcheln, Parasailing, Jet Ski, Hoover Board, Banana Boat, Parasailing oder Flyboard. Letzteres erweckt unser Interesse, da dies zugegebenermaßen bisher  für uns unbekannt war. Ein „fliegendes Board“, wie soll das funktionieren? Potter macht es persönlich vor. Man schnallt sich eine Art Board um die Füße, das durch einem langen Wasserschlauch mit einem Jetski verbunden ist. Durch den Druck des Rückstoßes des Wasserstrahls des Jetskis wird der Benutzer des Boards angeschoben und kann sich so unter und über Wasser fortbewegen. 

Flyboard wurde der Öffentlichkeit im Jahr 2012 im Rahmen der Jetski Weltmeisterschaft in China vorgestellt. Bis zu neun Meter können Profis über dem Wasser schweben. 

So hohe Sprünge sahen wir und die begeisterten Ausflügler an diesem Tag zwar nicht, aber Spaß schien es unheimlich zu machen. Viele Gäste, egal ob Mann, Frau oder Kind, ließen es sich nicht nehmen, es selbst zu probieren. Dabei unterschätzt man die Kraft die dabei benötigt wird und bei dem einen oder anderen macht sich am Folgetag vielleicht ein kleiner Muskelkater breit. Es ist ein Vergnügen vom Schiff aus dem Flyboard zuzusehen und immer wieder jubeln und beklatschen die Touristen den Boarder.

Auch für das leibliche Wohl wird gesorgt

Bei so viel Entspannung an der frischen Meeresluft macht sich ein wenig Hunger breit. Wie gut, dass die Essenszeit gekommen ist. Anders, als bei anderen Ausflugsbooten, wird hier das Essen nicht an Bord zubereitet. Ein Partnerunternehmen bereitet dies vor. Zwei Salate, holländische Fleischbällchen mit indonesischer Soße, Papas Arrugadas und Brötchen. Später gibt es noch Eis. Die meisten Getränke sind ebenfalls im Ausflugspreis beinhaltet einschließlich Bier vom Fass. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und schön langsam begeben wir uns auf den Rückweg und erfahren von Potter über seine Investitionen und weiteren Pläne. Was uns auffällt ist die außergewöhnlich entspannte Atmosphäre, die ansteckt. Hier hat Stress keinen Platz und glücklicherweise hat sogar das Mobiltelefon keinen Empfang. 

Seine Zukunftspläne

Während er mit uns spricht, verliert er keine Sekunde seine Schäfchen aus dem Blick. Sicherheit ist das oberste Kredo und das zieht sich durch alle Bereiche. Immerhin geht es auch um eine Menge Geld. 50.000 Euro pro Jahr Kosten für den Betrieb und die neun Mitarbeiter plus 40.000 Euro für den Liegeplatz und nochmals 30.000 Euro für die vorgeschriebene jährliche Inspektion. Das ist eine große Verantwortung, die der 34-jährige tragen muss.

Alles ist möglich, Romantiktouren und Heiraten an Board

Potter bietet zwei Touren am Tag an. Die zweite ist so gelegt, dass man den Sonnenuntergang genießen kann und mit viel Romantik gespickt und das zeigt sich auch an der Musik. Nicht selten wurde an Bord geheiratet oder ein Antrag gestellt. Auch dazu lässt sich der pfiffige Geschäftsmann etwas einfallen. Im VIP Gold Paket für 300 Euro sind fünf Flaschen Moet Champagner beinhaltet.

Wer es ganz privat haben möchte, der kann sich die Afrikat komplett für 1.200 Euro am Tag mieten und mit bis zu 34 Personen insgesamt den Katamaran geneißen. Das wird gerne für Geburtstage gebucht oder andere  außergewöhnliche Events, wie z. B. Hochzeitstag etc.

Für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit geplant

Dieses Motto scheint Potter beherzigt zu haben und bestellte sich in Holland einen neuen Katamaran, der nächsten Generation sozusagen. Stolze 1,6 Millionen Euro musste er dafür investieren, dafür ist die nächste Afrikat ein wahres Schmuckstück und zudem das erste, das auch die Möglichkeit bieten wird, Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu befördern. Es ist so gebaut, dass man sich im Rollstuhl oder Rollator an Bord bewegen kann. Das ist eine Klasse Idee finden wir und wünschen ihm nur alles erdenklich Gute dabei. Dieser Katamaran wird in einer holländischen Reederei gefertigt und voraussichtlich Juni 2016 fertiggestellt.

Fazit:

Es hat uns wirklich ausgesprochen gut gefallen und man bekommt richtige Urlaubsgefühle.

Afrikat Katamaran im Puerto Base, Puerto Rico (Mogán).

Infos und Buchungen unter Tel.: (0034) 660 280 308.

www.afrikat.com

Ausflug Tagestour: 

Abfahrt um 10.00 Uhr, Rückkehr um 15.00 Uhr
Ausflug Sonnenuntergang
Abfahrt 15.30 Uhr, Rückkehr um ca. 20.30 Uhr
Preis: 50 Euro, Verpflegung und Getränke inbegriffen.

Anm.: Mindestens vier Tage vorher buchen, da sehr gut ausgelastet.