Es gibt viele Arten Las Palmas zu erkunden: zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Sightseeing-Bus und neuerdings auch, „stehend“ und zwar mit einem sogenannten Segway. Rotislav Mikula, kurz Miky, bietet seit kurzem mit seiner Firma „Urban Tours“ solche Stadterkundigungstouren. Nachdem wir alle anderen Varianten schon ausführlich kennen, ist es ein „must“ es auch auf diesem Wege zu tun. Meine Fotografin und ich konnten schon Erfahrungen sammeln in Maspalomas, doch unsere Redakteurin Anna ist Neuling und wir sind gespannt, wie sie darauf anspricht. Wir machen uns also auf den Weg nach Las Palmas, wo in unmittelbarer Nähe zum Parque Santa Catalina, Miky seine Segway-Station hat.
Eigentlich ist der lebensfrohe und dynamische Unternehmer Marmor-Steinmetz und lebt in Telde. Der Tscheche ist mit einer Spanierin verheiratet und lebt nun seit 18 Jahren auf den Kanaren. Er dachte sich, er sei im richtigen Alter für einen Neuanfang und wieso nicht auf den Tourismus setzen, der seit Jahren wächst und boomt.
Miky nahm das Risiko auf sich, viel Geld in die Hand und investierte in die Geräte „Osdrich“ (Anm.: eine andere Marke, die wir der Einfachheit halber in unserem Artikel trotzdem Segway nennen). Nach Bewältigung etlicher bürokratischer Hürden, fand er schließlich in der Stadtverwaltung von Las Palmas den richtigen Partner. Die Hauptstadt von Gran Canaria ist immer für innovative und neue Konzepte offen und mit dieser mondänen Einstellung, erhielt er schließlich die Genehmigung, geführte Segway Touren für Touristen anzubieten bzw. diese zu vermieten.
Sein Sohn Juan-Carlos hilft im Betrieb mit und ist einer der Guides. Nachdem wir alle versicherungstechnischen Formalitäten erledigt haben und mit einem Helm ausgestattet wurden, geht es auch schon los zur kurzen Einschulung. viel hirn steckt in
Die Technik
Beim landläufig genannten Segway, handelt es sich um ein Einpersonen-Transportmittel. Zwei elektrisch betriebene Räder sind mit einer Stehplattform verbunden, worauf eine Lenkstange montiert ist. Das Gerät fährt batteriebetrieben und ist selbstbalancierend. Das heißt, man stellt sich bequem auf die kleine Plattform.
Das Gerät erkennt den Schwerpunkt des Fahrers und wenn man sich bzw. die Lenkstange nach vorne oder hinten neigt, dann registrieren das die Sensoren und man fährt automatisch in diese Richtung bzw. man fährt schneller oder bremst ab. Im Prinzip orientiert sich die ausgeklügelte Technik am natürlichen aufrechten Gang des Menschen. Zieht man die Lenkstange nach links bzw. nach rechts, dann fährt man in diese Richtung. Der Radius ist sehr eng und man kann förmlich Pirouetten drehen (wenn man es kann). Allerdings sollte man überschwängliche ausladende Bewegungen meiden, denn das Segway reagiert prompt. Es ist also etwas für Genießer, nach dem Motto: „In der Ruhe liegt die Kraft“.
Umweltfreundlich und trendy
Was uns als bekennende Umweltschützer sehr freut, ist die Tatsache, dass es elektrobetrieben ist und man so umweltfreundlich auf Entdeckungstour gehen kann, und das tun wir jetzt.Im hinter dem Guide fahren wir langsam durch die Fußgängerzone in Richtung Museo Elder und überqueren im Gänsemarsch den großen Platz am Hafen, um auf den Radweg zu gelangen. Obwohl man nur ein kleines Stück höher ist, bietet sich plötzlich eine ganz andere Perspektive auf die Stadt und die Menschen. Man überblickt die Szenerie und immer wieder schenkt man uns ein Lächeln. Besonders die älteren Personen, scheinen von diesen ominös anmutenden Fahrzeugen angetan zu sein und beäugeln es mit interessierten Blicken.
An der wunderschönen Promenade entlang der Avda. Marítima, fahren wir den Radweg südwärts in Richtung der Altstadt Vegueta. Wir schweben entlang und freuen uns, dass sich keine Stolpersteine oder sonstige Hindernisse auftun. Die Stadt hat Großes geleistet und diesen Weg wirklich gut ausgebaut.
On tour: Lohnende Seitenblicke
Gemächlich, ohne großartige Kurven genießen wir die Atmosphäre. Linker Hand werden wir flankiert von der wunderschön glitzernden Kulisse des Meeres und rechts herrscht reges Treiben des Berufsverkehrs dieses Montagmorgens. Ich bin das Stillstehen nicht gewohnt und so merke ich, wie mir fast die Füße einschlafen.
Der Guide will uns nicht überfordern und legt eine sehr langsames Tempo vor. Nach einiger Zeit bitten wir Ihn, durchaus ein wenig flotter zu fahren. Irgendwie fühlt man sich schnell sicher, und sucht ein wenig den Kick. Wir passieren das Heeresmuseum, den Sporthafen, den Platz mit dem großen Springbrunnen (Plaza de la Fuente luminosa) usw. Wir genießen die erste kurze Pause am Parque San Telmo. Jetzt sind wir nur noch einen Steinwurf von der Altstadt entfernt. Nun müssen wir uns mehr auf das Fahren konzentrieren, denn jetzt sind mehr Passanten unterwegs und viele Straßen zu queren.
Das ist allerdings sehr schwer, denn man ist immer wieder geneigt, seinen Blick empor zu richten und die schönen historischen Fassaden und das Flair der Stadt zu genießen, die u. a. vom Teatro Perez Galdós, der Kathedrale Santa Ana, dem Kolumbushaus sowie den engen Gässchen von Vegueta ausgehen. Eine kleine Tapa ist in Vegueta Pflicht, hungrig sind wir ohnehin immer. Es war ein wunderschöner Ausflug und nun, nach einigen Stunden merken wir, wie sich Müdigkeit ausbreitet. Und fast freuen wir uns, als wir den Weg wieder zurückfahren zur Station (nun allerdings ein wenig wagemutiger und schneller).
Segway-Routen auch abseits der Hauptstadt
Zwei Mal in der Woche startet er Segway-Touren in Anfi Tauro. Für Gäste aus dem Süden bietet Miky sogar einen kostenlosen Transfer nach Las Palmas an. In dem Fall meldet er sich telefonisch und bestätigt den Termin, sobald die Gruppe komplett ist. Wer zu den Individualisten zählt und auf eigene Faust auf Erkundigungstour gehen möchte, der kann sich auch nur das Segway leihen (kostet 25 Euro pro Stunde).
Fazit: Schon eine coole Sache!
Kontakt
Urban Tour m/g, Las Palmas, c/Veintinueve de Abril n° 58
35007 Las Palmas de Gran Canaria
Tel.: 669 560 215 und 928 585 440
Email: info@mgurbantour.com
www.mgurbantour.com
Kosten: 65 Euro (für ca. 5 Stunden) Altstadttour, 5 Euro extra für Tapas. Alternativ: Miete eines Segways für 25 Euro pro halbe Stunde (kostenloser Transfer vom Süden, gegen Voranmeldung, wird telefonisch rückbestätigt.)
Hintergrundinfos zu Segway
Der Segway Personal Transporter ist ein elektrisch angetriebenes Einpersonen-Transportmittel und wird seit 2001 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Jedem ein Begriff sind diese Geräte spätestens seit dem Hollywood Blockbuster „Der Kaufhaus Cop“, mit Kevin James in der Hauptrolle. Inzwischen gibt es auch einige Mitbewerber, auch in Fernost, die diese selbstbalancierenden Fortbewegungsmittel produzieren. In immer mehr Städten sieht man diese „Segways“ als bequeme Art der Fortbewegung und das aufgrund der Elektromotoren, dazu noch umweltfreundlich. Selbst die Tourismusindustrie setzt vermehrt auf diese Art der Erkundungstouren.
Als Verkehrsteilnehmer ist man angehalten, Rad- und Gehwege zu benützen. „Das Unfallrisiko und die Gefährlichkeit von Stürzen erscheinen beim Segway im Vergleich etwa zum Fahrrad, geringer“ schreibt Hartmut Topp der TU Kaiserslautern in seinem Abschlussbericht, den er im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen erstellte. Inzwischen gibt es in urbanen Zentren immer mehr dieser Einpersonenfahrzeuge in vielen Varianten, wie z. B. mit zusätzlichen Stauräumen oder einer Beleuchtung für Nachtfahrten etc.
