Die Kanarischen Inseln platzen in der Karwoche aus allen Nähten, denn traditionell zählt der Archipel für die Spanier zu einer beliebten Destination für einen klassischen Kurzurlaub zu Ostern. Andere nutzen die Zeit für große Familienzusammenkünfte, sei es vom Festland oder der Hauptstadt, die sich dann an den Küstenzonen einfinden.
Genächtigt wird in einem Appartement, das einem der Familienangehörigen gehört - so richtig ‚kuschelig‘ und so mancher mag sich wundern wie viele Personen in so eine kleine Anlage passen. Notfalls wird auf einer Luftmatratze geschlafen, falls nicht genügend Betten vorhanden sind. Hauptsache für das körperliche Wohl ist gesorgt, denn es wird gegessen, bis auch die Nähte der Bekleidung zu zerreißen drohen. Gleiches gilt für die flüssige Nahrungsaufnahme, es scheint eine Art Volkssport zu sein, die Trinkfestigkeit auszuloten.
Und nun stellen Sie sich vor, dass in den nunmehr überlaufenen Touristenzonen sich auch noch der ausländische Osterreiseverkehr gesellt? Richtig. Es herrscht Ausnahmezustand. Wundern Sie sich also nicht, dass Strände, Campingplätze, Hotels, Bars, Restaurants in dieser Woche überlaufen sind. Wer zu Ostern einen Erholungsurlaub erwartet, hat hoffentlich keine Appartementanlage gebucht, denn hier treffen völlig unterschiedliche Erwartungen und Temperamente aufeinander.
Der religiöse Aspekt - Bräuche. Riten.
Die Karwoche (Semana Santa, dt. „heilige Woche“) ist für die Christen eines der wichtigsten Ereignisse im Jahr, in der die Zelebrationen sich um das Leiden, dem Tod und der Auferstehung von Jesus drehen. Der Name dieser Zeit leitet sich aus dem althochdeutschen ‚Kara‘, wie Klage oder Kummer ab. Die bei uns so beliebten Klassiker, wie z. B. Ostereier suchen, sind in Spanien nicht Usus bzw. waren es nicht. In den letzten Jahren adressiert die Marketingmaschinerie diese lukrative Nische und in den Supermärkten kommt man an den Ständen mit Schoko-Ostereiern und -hasen, Accessoires nicht herum und die Transformation in Richtung konsumorientiertes Fest hat längst begonnen.
Ostergerichte
Zu den traditionellen Ostergerichten auf den Kanaren zählt der Sancocho Canario, ein gesalzener Trockenfisch, aber auch Eintöpfe (Ropa vieja), Kabeljau in Zwiebelsoße oder Tintenfischsalat. Bei Nachspeisen dominieren die kanarische Variante von Arme Ritter (Torrijas), die Zigeunerrolle (Brazo gitano), frittierte Teigringe und nicht zuletzt der Brioche-Osterzopf (Trenzas de cuaresma) - siehe Ostergerichte: Sancocho & Co. .
Florale Pracht & Co.
In tief religiösen Familien, größtenteils im ländlichen Raum, dreht sich während der Semana Santa alles um die christlichen Feierlichkeiten und Bräuche. In den Kirchen läuft der Countdown und emsige Betriebsamkeit. Schon Tage vor den Feierlichkeiten wird alles auf Hochglanz gebracht und die Kirche, der Altar und natürlich auch die Heiligenfiguren üppig mit Blumenschmuck dekoriert.
Ikonographie
José Luján Pérez. Der berühmteste kanarische Bildhauer ist der aus der kleinen Gemeinde Santa María de Guía stammende José Luján Pérez (1756 - 1815), der mit seinem umfassenden künstlerischen Schaffen ein beeindruckendes Kulturerbe hinterlassen hat. Bekannt ist er vor allem für die zahlreichen Marienfiguren (Señora de los Dolores), weshalb er landläufig auch als ‚Bildhauer der Schmerzen‘ bezeichnet wird, sowie seine Jesusfiguren. 182 stehen in Kirchen auf Gran Canaria und Teneriffa und sie sind bei allen wichtigen Prozessionen in der Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria und natürlich in seiner Heimatgemeinde Santa Maria de Guía im Einsatz. - Siehe auch
Ikonographie: Heiligenfiguren 'in action' zu Ostern und José Miguel Luján Pérez (1756 - 1815). Der Sakralkunst verschrieben.
Santa Ana & Diözesanmuseum
Zweifelsohne ist die imposante Kathedrale Santa Ana das markanteste Wahrzeichen von Las Palmas de Gran Canaria, die mit ihrer Größe das Stadtbild von Vegueta dominiert. An einer Flanke schmiegt sich unauffällig die weiße Fassade eines einstöckigen Gebäudes (siehe Foto) - das Museum für Sakrale Kunst aus dem 17. Jhdt. Bisher war es über die Seitenstraße Espíritu Santo zugänglich, doch nun ist dies der Ausgang. Betreten können Sie dieses interessante Museum durch einen Zugang im inneren der Kathedrale Santa Ana.
Das Sakralmuseum beherbergt zudem eine umfassende Sammlung an Heiligenfiguren, viele davon vom legendären kanarischen Bildhauer José Luján Pérez (1756 - 1815), der 182 Heiligenfiguren erschuf. Zu seinen Meisterwerken zählt der gekreuzigte Jesus „Santísimo Cristo de la Sala Capitular“ (1793) und die Marienstatue „Nuestra Señora de los Dolores“ (1803). Siehe auch Heiligenfiguren im Sakralmuseum Santa Ana, Ikonographie Ostern. Details - siehe Sakralmuseum
Kontakt
Museo Diocesano de Arte Sacro in der c/ Espíritu Santo 20, Vegueta, Las Palmas de Gran Canaria (Zugang über die Kathedrale Santa Ana) Öffnungszeiten: Täglich von 10.00 bis 16.30 Uhr. Eintritt: 6 Euro bzw. 4 Euro für Residenten.
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Bildunterschriften
01: Heiligenfigur „Jesus am Kreuz“ (OT. Santísimo Cristo del Buen Fin) bei der Prozession am Gründonnerstag
02: Die Skulptur „Jesus auf dem Esel“ eröffnet am Palmsonntag den Prozessionsreigen
03: Heiligenfiguren werden in den Kirchen zu Ostern üppig geschmückt, wie hier in der Kirche von Santa María de Guía
04: Museo Diocesano de Arte Sacro neben der Kathedrale Santa Ana.
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Siehe auch
Palmsonntag. Auftakt der Prozessionsreigens in der Karwoche
Semana Santa. Schweigeprozession am Gründonnerstag
Aschermittwoch. Mehrere Prozessionen, die Zusammenkunft
Karfreitag mit Kopftuch- und Magna Prozessionen
Passionsspiele am Karfreitag zur Semana Santa
José Miguel Luján Pérez (1756 - 1815). Bildhauer Sakralkunst aus Santa María de Guía