Ausgabe Nr.
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J M upload 06.05.2019, Viva Edition 151 | Print article

Sibylla Busch - die Kunst in der Vergänglichkeit

„Ich bin keine Künstlerin“ stapelt die bescheidene Sibylla Busch tief. Doch wenn sich Kunst von Können ableitet, dann muss man die aparte Dame einfach als Künstlerin bezeichnen, auch wenn sie ihre Leidenschaft in dezenter Zurückhaltung Zuhause zelebriert und so bisher meist lediglich ihr direktes Umfeld von ihrem großen Talent wußte.

Die Vergänglichkeit ist ihr treuer Begleiter, denn sie gestaltet aus allem, was die Natur zu bieten hat wahrlich zauberhafte Figuren, oftmals menschliche, manchmal entzückende Phantasiegestalten mit Liebe zum Detail und nicht selten auch mit einem Hauch Humor. Sie treten in einen Dialog mit dem Betrachter, leben und sterben. Denn, schon in jenem Moment der Fertigstellung durch die florale Kunstschaffende sind ihre ‚Mosaike’ dem Zerfall preisgegeben. Sie unterliegen dem ständigen Wandel und verwandeln sich von Augenblick zu Augenblick und geben sich der Zeit hin - dem Zyklus der Natur folgend. 

Zum Glück gibt es die Fotografie und so lernte ich durch einen Zufall auf Empfehlung einer lieben Viva Leserin diese besonderen Kunstwerke kennen. Ich machte mich auf den Weg in ihr Domizil in einer sehr schönen Lage inmitten der Touristenhochburg in Maspalomas, doch dessen sympathischen Namen ich aus Respekt vor ihrer Privatsphäre nicht preisgeben werde. Man richtete mir förmlich einen kleinen Empfang aus - im wahrsten Sinn des Wortes. In diesem stilvollen und heimeligen Zuhause mit dem herrlichen Ausblick auf den schönen Garten waren Aperitif und Kuchen gerichtet - „eine Kleinigkeit, die nicht der Rede wert ist“, wie die Hausherrin wieder in aller ungerechtfertigter Bescheidenheit abwinkt. Mir scheint, als ob das beste Tafelgeschirr und die feinsten Gläser für unser Aufeinandertreffen kredenzt wurden.

Ihr Gatte Dr. Hans Günter Busch, ein Notar im Ruhestand, wohnt zurückhaltend unserem Gespräch bei während sich die anderen Gäste dezent in einen anderen Raum zurückgezogen haben. Selbst nach 55 Ehejahren wirkt das Paar so harmonisch und glücklich, wie am ersten Tag. Und obwohl mir ihre beiden Persönlichkeiten unterschiedlich erscheinen, wirken sie zugleich wie ein eingespieltes Team, das sich auf ideale Weise ergänzt. 

Sie lernten Gran Canaria schon 1973 kennen, doch dieses Zuhause haben sie erst 1996 bezogen - aber nicht, ohne zuvor gründlich andere mögliche Destinationen auf Lebensqualität zu prüfen. Sie haben sämtliche Inseln bis nach Madeira abgeklappert. Mit ihrer Wahl sehen sie sich absolut bestätigt.

Frau Busch habe völlig freie Hand, erklärt mir ihr Gemahl und sagt mit einem Augenzwinkern, dass er seinen Beruf in weiser Voraussicht gewählt hätte. Er ergänzt: „Ich finde es so schön, dass sie dieses Hobby hat und wir Gott sei Dank davon nicht unseren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Mir gefällt es sehr und wenn sie glücklich ist, dann bin ich es auch.“ Seine Gattin blickt ihn liebevoll an und sagt lächelnd: „Kreativität liegt mir im Blut. Malerei, Goldschmiedearbeiten und Intarsien, mich hat das alles schon immer interessiert“. Sie schaukelt all ihre Hobbys, Familie und Haushalt mit Bravour. Zudem hat Frau Busch noch eine feine Hand, wenn es um kulinarische Kreationen geht, wovon ich mich u. a. anhand der deliziösen Oliventarte etc. überzeugen durfte.

Sie fährt fort: „Und ich lasse nicht arbeiten, sondern ich arbeite selbst. Es ist für mich kein Thema, die Äste, Palmwedel o. ä. nach Hause zu tragen. Wenn ich diese Objekte in der Natur sehe, dann erscheint vor meinem geistigen Auge sofort ein Motiv. Wie ein Puzzle füge ich Detail um Detail zu einem Ganzen zusammen.“ 

Frau Busch spielt Tennis, wandert und ist eine leidenschaftliche Golfspielerin mit Handicap von nur 10 bis 12, wie ich erfahre. Gerade auf Gran Canaria, wo das Ehepaar inzwischen viele Freunde gewonnen und viele Bekanntschaften geschlossen hat, ist dieser Sport ideal, auch wenn es für Herrn Dr. Busch, einem erfolgreichen Tennisspieler „ein versauter Spaziergang“ ist. Sie schmunzelt und ergänzt: „Fit bin ich glücklicherweise noch. Ich nehme an Golfturnieren oder am Golfmarathon teil.

Gärten - mein Fundus und meine Inspiration

Wir gehen in den Garten, um eine ihrer großformatigen, auf der Terrasse liegenden, Figuren zu beäugen. Damit sie die Perspektive richtig fassen kann, klettert sie mitunter auf eine Leiter und überblickt ihre Kunstwerke. Kaum hat uns Frau Busch dies erklärt, erklimmt die rüstige und fitte Oma die Sprossen und steht hoch über unseren Köpfen wie eine Gazelle und lächelnd uns an. Wer rastet der rostet, trifft hier nicht nur auf den Körper zu, sondern auch auf den Verstand. Ihre Wortwahl und ihr überaus großes Allgemeinwissen belegen ihre Belesenheit. Ihr Blick ist milde, aber immer auch interessiert. ran Canaria wurde für das Ehepaar ein perfektes Winterquartier und sie haben das Glück, dass ihre Familie sehr enge Bande hält und bodenständig ist. Langweilig wird ihnen nicht, denn die Familie ist groß und zu den 3 Kindern haben sich sechs  Enkelkinder gesellt, die sich auch regelmäßig besuchen. Mit Engel Leopold geht dann die aktive Dame auch gerne wandern.

Doch Gärten sind seit jeher die große Leidenschaft der Naturliebhaberin: „Es ist schön, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. Man muss aber Geduld haben. Ich scheue keine Mühen und keine harte Arbeit, damit es schön wird. Meine Inspirationen hole ich mir aus aller Welt. Wenn ich ein Land bereist habe, dann war das erste Ziel immer ein botanischer Garten und dort habe ich sozusagen mit den Augen geklaut. Die Natur war schon immer meine große Leidenschaft.“, sagt Frau Busch.

Welche Gärten haben sie geprägt oder inspirierten Sibylla Busch besonders?

Englische Gärten liegen ganz vorne in ihrer ‚Hitliste‘ sozusagen, wie beispielsweise der idyllische kunstvolle Eythrope der Rothschilds. Paradiesisch sind auch die „Lost Gardens of Heligan“ in Cornwall, wo Kunst mit der Natur auf einzigartige Weise verschmilzt (Anm.: Diesen muss man einmal im Leben gesehen haben.) Last but not least, steht auch der Leonardslee Garden in Sussex ganz oben in ihrem Ranking.

Das malerische Talent ist Frau Busch unwiderlegbar in die Wiege gelegt, wenngleich sie keine Akademie besuchte und daher das Licht unter den Scheffel stellt. Aquarelle und Co., sie ist immer kreativ und frönt ihrem Hobby, das eine zentrale Stelle in ihrem Leben einnimmt. Sie geht mit offenen Augen durch die Welt und hat den Blick für das kleinste Detail, das uns die Natur zu schenken vermag, seien es Nusschalen oder Kastanien, Blätter, Äste, Zweige, Wurzeln, Palmwedel, Samen etc. Die Liste ist lang. Sie bringt sie nach Hause und sammelt sie in einer versteckten Ecke ihres Gartens. Das ist ihr persönlicher Fundus, aus dem sie während der Gestaltung ihrer Figuren und Kreation aus dem Vollen schöpfen kann. Es macht Frau Busch nichts aus, dass sie einer derart vergänglichen Kunstform nachgeht. Und wenn es nur einen Augenblick Freude beim Betrachter bereitet, dann hat sich ihre Arbeit schon gelohnt. Alles in Allem weiß Frau Busch ihr Glück, dass sie im Leben hatte, sehr zu schätzen und sie ist dankbar, dass es ihr möglich war, ihre Kreativität so ausleben zu dürfen bzw. zu können. Inzwischen hat sie ihre Werke von einem Fotografen ablichten, Polo-Shirts bedrucken und sogar Postkarten produzieren lassen. Man darf gespannt sein, was noch kommt.

Unlängst hat eine internationale Umweltstiftung ihre Kunstwerke  entdeckt und beschlossen diese in die Arbeit der Umweltschutzprojekte aufzunehmen. Damit baue ich die Brücke zu meinem Thema in der nächsten Ausgabe Nr. 152 am 1. Juni 2019. Die Stiftung wurde von der damals neunjährigen Prinzessin Theodora von Liechtenstein gegründet und das verdient einen tieferen Blick in die Arbeit einer außergewöhnlichen  jungen Dame.         Julija Major

 

Bildunterschriften
01: Sibylla Busch vor ihrem „Fundus“ im Garten
02: Perspektivenwechsel, der ständige Begleiter  während dem kreativen Schaffungsprozesses
03: Auszug ihrer „Floralen Kunst“, Fotografie
04: Sibylla Busch und ihr Ehemann Dr. Günter Busch