Ausgabe Nr.
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J M upload 04.04.2020, Viva Edition 162 | Print article

Soul Food: Essen für die Seele - und für den Körper "Die 'olle' Hühnersuppe" anno dazumal

„Qué bien sufrimos“ Einer der canarischen Stossseufzer, der mir die Menschen meiner Wahlheimat überaus sympathisch macht. Wie gut wir leiden, wird meist nach einem harten Tag gesagt, wenn einem der erste Happen eines Essens ein wohliges Lächeln aufs Gesicht zaubert.

Essen ist ein Stückchen Heimat, oft auch eine Zeitreise in unsere Kindheit, denn die Geschmacksanker werden bei den meisten von uns schon früh gesetzt. Manche Gerichte sind mit schönen Erinnerungen verknüpft und bei mir steht das Huhn an erster Stelle. Nicht das wohlgenährte Hähnchen sondern die ‚olle Zippe‘, das Suppenhuhn, das, nachdem es uns eine Weile mit Eiern versorgt hat, noch einmal die Chance bekommt, uns mit etwas ganz Besonderem zu versorgen: Hühnersuppe!

Zu einer meiner ersten Erinnerungen zählt, auf einem Bänkchen neben meinem Vater in der Küche zu stehen und ihm beim Ausnehmen des Huhns zuzusehen. Selbst eine Art ‚olle Zippe‘, muss ich zugeben, dass man damals noch das Huhn als Ganzes am Markt kaufte. Zwar war mein Vater kein Jamie Oliver, aber seine Hühnersuppe … Weltklasse! Das Familienrezept half bei ziemlich jedem Wehwehchen, ob Fieber, Liebeskummer oder sonstigem seelischen Leid.

‚Gesundmacher’ Hühnersuppe

Im 12. Jhdt. schrieb Moshe ben Maimon, ein ägyptisch-jüdischer Arzt und Philosoph bereits über die heilende Wirkung der Hühnersuppe bei Erkältungskrankheiten. Er war allerdings nicht der Erste. In noch älteren griechischen Texten fand man auch Hinweise darauf. Erklären konnten sich das die Wissenschaftler lange Zeit nicht. 

Da die Forschung auch vor so profanen Themen nicht halt macht, wissen wir, dass die Hühnersuppe eine Reihe von Wirkungen auf unseren menschlichen Organismus hat. Sie hilft bei Erkältungskrankheiten die Schleimhäute zum Abschwellen zu bewegen und senkt den Blutdruck.1) Zudem soll sie helfen das Immunsystem zu stärken, den Blutdruck zu senken und die Stimmung aufzuhellen. Dafür soll das Tryptophan zuständig sein, das den Seratoninspiegel hebt. Dabei handelt es sich nicht nur um einen Botenstoff, der in unserem Nervensystem Informationen transportiert, sondern es bewirkt auch, dass wir uns wohlfühlen. Damit schlage ich - mehr oder weniger elegant - den Bogen zum ‚ollen Hausrezept‘.

Klassische Hühnersuppe nach ‚Papas’ Art

Rezept

Kaufen Sie keinesfalls das pralle Hähnchen aus der Frischabteilung sondern das vielmals unbeachtete Suppenhuhn, z. B. Tiefkühltheke, die es überall zu kaufen gibt (auf den Kanaren z.B. im Mercadona). Das bietet zudem den Vorteil, dass man sich einen kleinen Vorrat im Gefrierschrank anlegen kann und jederzeit eine herzhafte Suppe zaubern kann. Und auch monetär schlägt die Hühnersuppe kaum zu Buche.

Lassen Sie das Huhn auftauen und geben es anschließend in einen großen Topf mit Wasser. Geben Sie eine ganze Zwiebel mitsamtå Schale dazu und bringen das ganze zum kochen. Nein, ich habe nichts vergessen. Nein, da kommt kein Salz dran. Und Nein, kein Suppengrün, keinen Sellerie, keine Karotten. Huhn, Wasser Zwiebel, basta! Nach dem Aufkochen lassen Sie die Hühnersuppe auf niedrigster Stufe für 3 bis 4 Stunden „simmern“, also im heißen Wasser unter dem Siedepunkt garen. Eventuell empfiehlt es sich den Schaum ein bis zweimal abzuschöpfen. Wenn das Fleisch beginnt sich vom Knochen zu lösen, leicht salzen. Die ausgelösten Hühnerstücke, eventuell in kleinere Stücke schneiden, wieder in den Suppentopf geben. 

Man kann sie nun so genießen oder macht daraus eine klassische Hühnersuppe mit Wurzelwerk, wie z. B. Stangensellerie, Karotten, Lauch. Ihrer Würzkreativität sind keine Grenzen gesetzt, sei es Pfefferkörner, Petersilie, Lorbeerblätter, Thymian, Knoblauch etc. Würden diese die ganze Zeit mit dem Grundrezept garen, dann würden das Gemüse und die darin enthaltenen Vitamine verkocht werden.

Wer es deftig liebt, kann noch einen Eierstich oder Nudeln dazugeben. Essen für die Seele. Im Moment tut uns das wohl allen so richtig gut. Motto: „Etwas süßes in der Kehle bringt die Sonne in die Seele“.           Rike Berg

Verweise
1)www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2009/das-geheimnis-der-huehnersuppe-100.html
2)Rike Berg - siehe Ausgabe Viva Canarias Nr. 161 vom 1. März 2020 „Fünf Gründe für einen Besuch vom Tal von Fataga. Rike Berg, die Gaumenschmeichlerin Finca La Fuente Farm Shop“ - www.viva-canarias.es

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