In unserer letzten Ausgabe entführten wir Sie in das malerische Städtchen Sanlúcar de Barrameda[1], wo die andalusische Seele beheimatet ist. Der Küstenort hat eine bewegte Geschichte und war Ausgangspunkt für u. a. die Seefahrer. In Sanlúcar kommen Sie um Fisch und Meeresfrüchte in den unzähligen Tapasbars und Restaurants nicht herum, aber auch nicht um den „Manzanilla“, die „Señorita“ unter den Sherrys. Und nun gesellt sich ein weiteres großartiges Argument für einen Besuch dazu: Der Parque Nacional Coto de Doñana, Spaniens größtem Nationalpark.
Der Nationalpark „Coto de Doñana“ erstreckt sich über 54.252 Hektar Fläche (plus Pufferzone). Die UNESCO erhob ihn im Jahr 1980 zum Weltnaturerbe und ich möchte Ihnen gerne erläutern, warum er es verdient hat. Das Mikroklima ergibt sich als Folge einiger Kiterien, wie z. B. der natürlichen Begrenzung der Stadt durch den Fluss Guadalquivir und Rocina im Norden, dem Atlantik im Westen und dem Flußdelta. Das führt zu etwas milderen Temperaturen im Vergleich zu anderen Regionen Südspaniens und gleichzeitig zu einer höheren Luftfeuchtigkeit. Regelmäßige Überschwemmungen der zubringenden Flüsse haben für eine einzigartige Mikrovegetation gesorgt, eine Art Mosaik unterschiedlichster Landschaften: Sümpfe aus salzhaltigen Marschen, Lagunen und Wasserströme, Wiesen, Pinienwälder bis hin zu Wanderdünen vor der Mündung des Flusses Guadalquivir alles beinhaltet.
Unvergleichbares Vogelparadies Europas
Dieses bedeutendste Feuchtgebiet des Landes ist ein wahrhaftes Vogelparadies mit mehr als 120 Arten, die optisch und akustisch verzaubern. Der Nationalpark ist zudem eines der wichtigsten Rastgebiete für die europäischen Zugvögel auf ihrem Weg nach Afrika.
Mehr als die Hälfte aller europäischen Vogelarten wurden im Park nachgewiesen, besonders ab Oktober, wenn sich das Marschland beginnt mit Wasser zu füllen! Im Sommer dominieren die eleganten rosafarbigen Flamingos (Foto 01). In diesem Nationalpark befinden sich 80 Prozent aller westeuropäischen Enten, bis zu 70.000 Graugänse, 126.000 Krickenten, 40.000 Spießenten und 100.000 Pfeifenten sowie die wasserfüßler Kormorane (Phalacrocorax carbo, Foto 03) etc.
Bei meinem Besuch im Juni dieses Jahres war gerade Brutzeit und alle zehn Meter befand sich ein Vogelnest auf der Erde, das mit kleinen Steinen, Muschelresten und Federn kreisförmig angelegt war und darin befanden sich drei bis vier Eier. Diese unterschieden sich natürlich in Größe und Form, je nach der brütenden Art (siehe Foto 02). Ich wollte die Brutzeit nicht weiter stören und ging daher nicht tiefer in diese Zone. Unter den Brutvögeln findet man den Stelzenläufer, Löffler und das Purpurhuhn und nicht zuletzt den majestätischen endemischen Spanischen Kaiseradler (Aquila adalberti, benannt nach Adalbert Wilhelm von Bayern, siehe Foto oben).
Heimat für Exoten
Der Parque Doñana ist ebenso Lebensraum einiger exotischer, zum Teil bedrohter Tiere, wie beispielsweise der Iberische Luchs (Großkatze Pardelluchs, Lynx pardinus). Vereinzelt wurde auch das Raubtier Ichneumon (Herpestes ichneumon) aus der Familie der Mangusten gesichtet. Auch Rot- und Darmhirsche, Ginsterkatzen, Wildschweine und verwilderte Pferde fühlen sich im Park sichtlich wohl.
Wehrmutstropfen: Ausbeutung durch die Landwirtschaft
Der Rocina ist Doñanas wichtigster Zufluss. Weil er früher bis in den Spätsommer Wasser führte, wird er die „Mutter der Marsch“ genannt. In den vergangenen Jahren versiegte der Fluss aber bereits im Juni. Vor allem für den Anbau von Früherdbeeren, die auch in Deutschland ab Februar in Supermärkten zu finden sind, wird dem Fluss das Wasser abgegraben. Als Gegenmaßnahme haben Fuentelsaz und seine Kollegen ein Pilotprojekt gestartet: Sie arbeiten mit einigen Erdbeerfarmern zusammen und zeigen diesen, wie man mit einem Viertel weniger Wasser und etwas Technik - Tröpfchenberieselung, Feuchtigkeitssensoren im Boden und Computern zur automatischen Steuerung des Ganzen - saftige Erdbeeren bekommt. Das rechnet sich, wie auch der Erdbeerfarmer José Caceres bestätigt.
Damit noch mehr Farmer einsteigen, kümmert sich der WWF auch um die Vermarktung: Mit einem Panda-Logo auf dem Schälchen werden die „Weniger-Wasser-Erdbeeren“ unter anderem in Deutschland angeboten - zu leicht erhöhten Preisen, versteht sich. Erdbeerexport bedroht das Feuchtgebiet (Siehe www.welt.de)
Fazit
Die Erfahrung wird garantiert magisch und unvergesslich sein. Ich empfehle Ihnen eine geführte Tour, ideal mit dem Rad. So sind sie hautnah an der Natur und meistern die Größen des Parks bequem (und effizient). Sie können von Rocio aus den Nationalpark sogar reitend erkunden, was auch einen besonderen Reiz ausübt. Die Anbieter haben sich auf die Touristen eingestellt und geben Hintergrundinformationen und das macht den Park noch interessanter und schöner, denn sie kennen die herrlichsten Plätze. Die Kosten liegen zwischen 15 und 30 Euro je nach dem Tourguide, vergleichen Sie im Internet.
Die Vielfalt ist Teil dieser natürlichen Umgebung des Nationalparks Doñana. Mit jeder Jahreszeit ändert sich die Landschaft und jede einzelne Facette ist gleichermaßen faszinierend. Viel Spaß bei ihrem Ausflug!
In unserem nächsten Teil entführen wir Sie zur größten Fischbörse von Sanlúcar de Barrameda.
Steckbrief Nationalpark Doñana
Es gibt fünf Zugänge zum Nationalpark Doñana, Letzterem ist ein Informationszentrum angeschlossen. Der Besuch ist kostenlos. Täglich geöffnet. Tel.: (0034) 956 363 813.
Man kann den Park zu Fuß, mit einer Tour, mit dem Fahrrad oder gar mit dem Pferd erkunden! (Infos in den jeweiligen Fremdenverkehrsbüros, z. B. in Sanlúcar de Barrameda): Tel.: (0034) 959 442 474 und 629 060 545 (in der Zeit von 7.30 bis 22.00 Uhr telefonisch erreichbar).