Imposant thront die Festung „La Fortaleza“ über dem Barranco de Tirajana, geschützt von den Tiefen der umgebenden Schluchten war sie ein bedeutender Kultplatz für die Altkanarier. Erst im November 2015 entdeckte man zu ihren Füßen u.a. Reste von Steinbehausungen der indigenen Bevölkerung2). Archäologen arbeiten seitdem emsig und legen Tag für Tag neue Gemeinnisse frei. Inzwischen vermuten Sie, dass es sich um die interessanteste archäologische Fundstelle der Kanaren handeln könnte. Warum ist das so? Und was hat man in der Zwischenzeit entdeckt? Eine spannende Geschichte…
Die mit Abstand meisten archäologischen Funde der Kanarischen Inseln wurden auf Gran Canaria gemacht. Der Grund dafür liegt darin, dass es mit ca. 70.000 Altkanariern, die in mehreren Schüben kamen, die bevölkerungsreichste Insel war. Eine Gruppe waren gentechnisch reine Cromagnon-Menschen und später kamen mediterrane Mischtypen. Gemäß Radiocarbon C14-Messdaten kamen diese in zwei größeren Einwanderungsströmen. Etwa 500 v. Chr. siedelte sich eine Welle aus Nordwestmarokko (siehe geometrische Bildzeichen) an und zwischen 700 und 800 n. Chr. eine Zweite aus der mittelwestlichen Sahara.
Die Anzahl der Bevölkerung bestimmen Wissenschaftler unter Anwendung komplizierter Algorithmen und Analysen der gemachten archäologischen Funde (Skelette, Utensilien, Alter etc.) und deren korrekter Interpretation im Kontext zueinander. Carmen Gloría Rodríguez Santana, Direktorin des Museums und Archäologieparks von Gáldar3) meint dass jüngsten Einschätzungen zufolge die größte Bevölkerungsexpansion auf Gran Canaria voraussichtlich in der Zeit zwischen dem 12. bis zum 14. Jahrhundert war. Diese Zahl wurde auf etwa 30.000 revidiert. Im Vergleich dazu hatten die Nachbarinseln Lanzarote oder Fuerteventura gerade mal einige tausend Bewohner.
Älteste Ansiedlung auf Gran Canaria
Auf einem Basaltmassiv im Barranco de Tirajana ragen drei exakt in einer Linie stehende Gesteinsformationen in die Höhe und zwar die Fortaleza Chica, die imposante Fortaleza Grande und Titana. Umgeben ist sie von tiefen fast senkrechten Steilhängen. Hier sollte diese „Fortaleza de Ansite“ eine tragische Rolle einnehmen. Viele junge Männer stürzten sich von der Festung in die Tiefe. Der 29. April 1483 gilt als Datum des Niedergangs der Bevölkerung von La Fortaleza de Ansite und als formale Beendigung der Eroberung von Gran Canaria. Mit der Eroberung durch die Spanier löste sich die Kultur der Ureinwohner auf. Sie wurden beinahe ausgerottet und schrumpften auf etwa 5.000 zusammen. Ähnlich wie in Japan, bevorzugten die stolzen Männer in den Tod zu gehen, als sich versklaven zu lassen.
Nun wurde wissenschaftlich bewiesen, dass sich dort die älteste Ansiedlung der indigenen Bevölkerung auf Gran Canaria befand.
Sensationelle archäologische Funde
Durch die fast senkrechten Felswände und die sie umgebenden Schluchten bot La Fortaleza einen natürlichen Schutz, der sie beinahe uneinnehmbar machte. Vor etwa einem Jahr entdeckte man bei Ausgrabungsarbeiten Reste einer Siedlung am Fuß des Felsmassivs, die von etwa 300 bis 500 Menschen bewohnt war. Die Altkanarier sicherten diese natürliche Festung mit einer Steinmauer ab, die rund um die Ansiedlung führte und dem natürlichen Felsmassiv vorgelagert war. Der Zugang für die Bewohner war lediglich über ein Tor möglich. Dahinter befand sich die Siedlung mit den Behausungen, Stallungen, Silos etc.
Man lebte in klaren gesellschaftlichen Strukturen. Die Höhle, richtigerweise ein Tunnel, führt durch das Felsmassiv La Fortaleza. Dort war der Versammlungsplatz der Bewohner und an manchen Stellen sind noch Reste der roten und weißen Farbe zu sehen, mit der die Decken bemalt waren. Sie können vom hinteren Ende links auf einem bequemen Trampelpfad die Fortaleza Grande umwandern. Sie sollten aber schwindelfrei sein. Von hier aus sieht man die drei Höhlen der gegenüber liegenden Fortaleza Chica, die als Begräbnisstätte fungierte.
Kultplatz und Schutzzone am Dach des Felsmassivs
Am Dach der La Fortaleza wurden Kultplätze entdeckt, die religiösen Riten dienten. Dabei sollten höchstwahrscheinlich Tiere sowie Feuer eine wichtige Rolle. Sechs Malereien sowie Gravuren wurden ebenso entdeckt. Den Zugang zu diesem „heiligen“ Gipfel am Dach des Felsmassivs sicherten die Altkanarier ebenfalls mit Steinmauern ab, sodass es nur an einer Stelle möglich war hochzuklettern und diese ist fast senkrecht.
Diese Steinbarrikaden können Sie bei genauem Hinsehen gut erkennen (siehe Skizze 01). Die künstlichen Mauern bestehen aus kleineren rundlichen Steinen, während das Bassaltmassiv dunkler, großflächiger und glatter ist.
FESTUNG: LA FORTALEZA
La Fortaleza hat seit Januar 2016 ein sehenswertes Interpretationszentrum. Besuchen Sie anschließend auch den Tunnel dieser Festung (einstiger Versammlungsplatz) und Sie können an der Rückseite über einen Trampelweg rund um die Festung gehen.
Adresse: Museo La Fortaleza, Hoya de Rábano 48 an der GC-651 bei km 1,9 – La Sorrueda / Santa Lucía.
Geöffnet: Di. bis So. von 10.00 bis 17.00 Uhr, montags geschlossen. Hunde sind erlaubt, Leinenpflicht.
Eintritt: 4 Euro, 2 Euro für Arbeitslose und Senioren, 3 Euro für Gruppen ab 10 Personen, Führungen in verschiedenen Sprachen auf Anfrage für 10 Euro (mind. 8 Personen), Tel.: 928 798 580 und 690 188 446, Email: info@lafortaleza.es
Siehe auch Auflug nach La Fortaleza und neues Museum - La Fortaleza, Festung der Altkanarier und ihre Geheimnisse