Ausgabe Nr.
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J M upload 06.08.2018, Viva Edition 87 | Print article

Status Quo des Projekts im Kampf gegen die Schlangen

Auf den Kanaren sind die Rieseneidechsen endemisch. Auf El Hierro gibt es die Galliota Simonyi, die bis zu sechzig Zentimeter groß wird und in den 1940er Jahren fast ausgestorben ist. Zwanzig Jahre danach hat man das Projekt „Plan de Recuperación del Largato Gigante de El Hierro“ initiiert bei der in einer Aufzucht-Station die Jungtiere schlüpfen konnten und diese nach einer bestimmten Zeit an strategisch wichtigen Punkten der Insel ausgesetzt wurden. Heute sollen um die 180 Exemplare vorkommen2).

Noch größer, nämlich bis zu achtzig Zentimeter, wird die Gran Canaria endemische Rieseneidechse (Galliotia stehlini - Foto li. oben), die seit 2015 auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere steht (UICN3)) Sie haben einen robusten Körper in verschiedenen Nuancen Grau mit dunkleren Querstreifen. Sie bevorzugen steinige Täler sowie Wälder. In Gegenden mit wenig Vegetation, wie z. B. den Dünen von Maspalomas, scheinen die Rieseneidechsen nicht vorzukommen. Obwohl die Tiere Allesfresser sind, ernähren sie sich fast ausschließlich von Pflanzen und Samen. Ihre Lebenserwartung liegt bei sechs Jahren. Die indigene Bevölkerung aß angeblich die Rieseneidechsen.

Schlangen: Die stillen Invasoren

In den letzten vier Jahren seit Beginn des Projekts schätzt man, dass man das Aufkommen der ungiftigen tierischen Invasoren „Kalifornische Kettennatter“ (Lampropeltis getula californiae) um etwa fünfzig Prozent reduzieren konnte, vorwiegend in den Regionen um Gáldar, La Solana bei Telde sowie San Roque bei Valsequillo (siehe Skizze, update 29.10.2015)

Hintergrund

Ursprünglich gab es keine Schlangen auf Gran Canaria, doch ein kleiner Umstand hatte nach nur wenigen Jahren eine große eine große Tragweite. Sie erinnern sich vielleicht an unseren Sonderbericht in der Ausgabe Nr. 58 zum Thema „Schlangeninvasion“. Im Jahr 1998 entdeckte man auf einem Gelände um La Solana im Barranco de Telde die Kalifornische Kettennatter (Lampropeltis getula californiae). Die Aufregung unter der Bevölkerung war groß, obwohl es sich um scheue und ungiftige Reptilien handelt. Nur wenn sie sich bedroht fühlen und keinen Ausweg finden, sondern sie eine stinkende Flüssigkeit aus. 

Scheinbar hat ein Liebhaber exotischer Tiere die Schlange illegal eingeführt und irgendwann in die freie Natur entlassen oder sie ist ihm entwischt. Womit die Behörden nicht gerechnet hatten war, dass sich die ursprünglich in Kalifornien vorkommenden Schlangen derart vermehren. Im Sommer 2007, dem offiziellen Einbürgerungsjahr der Kalifornischen Kettennatter, stellte man um die zwanzig Exemplare sicher. Von 2011 bis 2013 waren es schon fast tausend, die von den Behörden mit Mitwirkung der Einheimischen eingefangen werden konnten.

Hilfe in der EU

Schließlich bat man im Jahr 2011 die EU um Hilfe und initiierte das Projekt „Life + Lampropeltis“1).  Das oberste Ziel ist es die Schlangenpopulation zu verringern. Ziele des Projekts waren u. a. der internationale Austausch mit Wissenschaftlern weltweit, die sich mit tierischen Invasoren beschäftigen. Das bedeutet den Lebensraum dieser „illegalen“ Einwanderer zu erforschen, wie z. B. Ernährung, Vermehrung oder Lebensdauer. Es umfasst auch die Ausarbeitung eines Handbuchs für exotische Tiere oder die Erfassung der Arten. Den es gibt bis zu 70 verschiedene Färbungsvarianten der bis zu 1,80 Meter großen Schlangen. Sie kommen mit Längsbändern oder Querbinden vor. Auf Gran Canaria wurden auch viele Albinos gesichtet (siehe Foto linke Seite unten).

Schlangen gefährden die einheimische Tierwelt

Tierische Invasoren bedrohen einheimische Tierarten und bringt das Gleichgewicht der hiesigen Biodiversität in Gefahr. Forscher fanden inzwischen heraus, wieso sie sich gerade auf Gran Canaria so rasch vermehren. Ihr Lebensraum ist sehr weitschichtig und reicht von Wiesen, Gestrüpp,  feuchten Zonen und Wäldern bis hin zu steinigen Gegenden. 

Da sie klimatisch bedingt hier keinen Winterschlaf einlegen, den sie in ihrer ursprünglichen Heimat einlegen, können sie sich mehrmals im Jahr vermehren. Dazu kamen die reichen Futterquellen auf Gran Canaria, denn die Schlangen ernähren sich vorwiegend von Reptilien, kleinen Vögeln, deren Eier und kleinen Säugetieren. Das führte inzwischen zu einem anderen Problem, nämlich, dass das Gleichgewicht aus den fugen geraten ist und einheimische Tiere gefährdet sind, wie z. B. der Echsen „Lagarto Gigante“ (Gallotia stehlini), „La Lisa de Gran Canaria“ (Chalcides sexlineatus) und der Tarentola boetgeri (perenquén).

 

Quellverweise
1) Life + Lampropeltis: EU Projekt im Kampf gegen Bioinvasoren, Quelle: www.lifelampropeltis.com
Stand: 29. Oktober 2015.
2) Quelle: Umweltportal der Inselregierung „Media Ambiente“. 
3) UICN: Unión Internacional para la Conservación de la Naturaleza zum Erhalt der Rieseneidechsen auf den Kanaren.