Liebe geht durch den Magen und wer sich mit Freunden trifft, der verabredet sich gerne zum „Tapeo“. Die spanischen Häppchen haben eine lange Geschichte und sind keinesfalls als Schnellimbiss nach amerikanischem Vorbild zu betrachten. Drehen wir das Rad der Zeit zurück und gehen ins Mittelalter. Der Weise König, Alfons X. (1221 - 1284) herrschte über das Königreich Kastilien und León. Während einer Krankheit nahm er nur kleine Portionen zu sich und nach der Genesung ordnete der König an, dass der Weinausschank zukünftig immer nur mit Beigabe eines kleinen Häppchens geschehen dürfe, damit der Rebensaft besser verträglich ist.
... und so kam der Deckel
Eine zweite Variante hinsichtlich dem Ursprung erscheint durchaus logisch. Da die hygienischen Bedingungen damals katastrophal waren, Abwässer rannen entlang der Gassen oder Nutzvieh lebte gar mit im Haus. Die Menschen tranken Wein und mussten dies Gläser zum Schutz abdecken. So kam der Deckel, die „Tapa“. Dieser schützte das begehrte Nass auch vor den lästigen Fliegen und anderen Insekten.
Eine andere Legende: Ein findiger Wirt legte als Gruß des Hauses ein Appetithäppchen auf den Deckel (span. Tapa), um den traurigen Anblick des Glases zu verschönern.
Zumeist waren es Oliven, ein Stück Käse, Trockenfrüchte oder eine Scheibe Schinken. Und wenn sich ein Gast gar eine ganze „Botella de Vino“ bestellte, der konnte er mit weiteren ‚Deckelchen‘ auf Kosten des Hauses fest rechnen. Das kam gut an, sehr gut. Es sprach sich herum und bald gab es keinen Wirt, der nicht nach diesem Vorbild seine Gäste bei Laune hielt. Und so machte die Tapa Karriere in der spanischen Küche. Die Königliche Akademie Spaniens definiert Tapas als „jegliche Form von Nahrungsmittel, die ein Getränk begleitet, ungeachtet des verwendeten Namens“. Sie reichte im Juni dieses Jahres sogar den Antrag bei der UNESCO ein, die spanische Tapa zum Kulturgut zu erklären.
In Aragón und Navarra heissen Tapas „Alifara“, in Vasco „Poteo“. Der legendäre spanische Schriftsteller Cervantes legte seinem Helden „Quijote“ dafür das Wort „Aviso“ bzw. „Avisillo“ in den Mund. Gemeint ist aber immer die Tapa.
Typisch Tapa?
Als die Zahl der Touristenströme immer höher kletterte, begann man die Tapas nicht mehr als kostenlose Beigabe zu betrachten und so kosten sie heute Geld. Inzwischen haben sich Tapas-Bars etabliert, die sich auf die Kreation dieser Gerichte spezialisiert haben, die unter dem Namen „Corinna en miniatura“ laufen. Es gibt keine typische Tapa. Alles ist erlaubt und Variationen davon haben sich als „Kulturgut“ über den Teich in den USA oder beispielsweise in Venezuela etabliert. Dementsprechend zählen die Pinchos auch zu den Tapas. Auf den Kanaren findet man häufig die „Papas arrugadas“ (Kartoffeln mit Mojosoße), „Pimientos de Padrón“ (salzige, gebratene Pfefferoni), „Ensalada Ruso“, die „Tortilla Española“ und Kroketten in verschiedenen Variationen (mit Fisch, Schinken oder Käse).
Es gibt inzwischen wahre Gourmethäppchen in unbechreiblich vielen Kreationen. Am besten ist es, sie einfach alle auszuprobieren ...
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