Ein frisch gepresster Orangensaft schmeckt einfach himmlisch! Das dachte sich schon Christoph Kolumbus und angeblich trank er jeden Tag während seines Zwischenstopps auf den Kanarischen Inseln und bei seinen Entdeckungsfahrten ein Glas. Es mundete ihm so gut, dass er Samen mitnahm und diese später in Amerika kultiviert wurden.
Und obwohl die kanarischen Bananen (plátano canario) wohl zu den bekanntesten Agrarprodukten zählen, sind ihnen die Orangen ebenbürtig. Sie wachsen auf fünf bis acht Meter hohen Bäumen als „Evergreen“ bzw. können Früchte und Blüten gleichzeitig tragen. Sie finden auf dem Archipel ideale Wachstumsbedingungen vor und können das ganze Jahr über genossen werden.
Als die besten Orangen wurden im Vorjahr jene von der Finca José Medina ausgezeichnet, wo jährlich 70 Tonnen produziert werden. Für die Betreiber sind die typischen Charakteristika einer guten Orange eine schöne Farbe und eine dünne Schale, sie sind saftig und süß.
... ein Blick zurück
Der Brite Thomas Nicholas wies im Jahr 1583 in seiner Chronik „Islands of Canaria with their strange fruits and commodities“ auf die exotischen Agrarprodukte hin.2) Der Brite Mr. Blisse, ein Angestellter der Firma Swanston, begann 1885 mit dem Export von Früchten, die er in seinem Garten in Telde anbaute. Der Erfolg war überwältigend und schon bald sprangen andere auf diesen Zug auf. Einer von ihnen war Henry Wolfson, dessen erste Lieferung an den Covent Garden in London im September 1888 ging und über die Firma Fyffe, Hudson & Co. abgewickelt wurde.3) Orangen waren bei den Engländern äußerst beliebt1) und die Importe im Winter stellten eine wichtige Vitaminquelle dar. Neben Tomaten und Bananen waren sie ein wichtiges Exportprodukt der Kanaren. 1911 bereisten Lady Du Cane’s Töchter Florence und Ella aus Großbritannien die Inseln häufig und bezeichneten die Orangen aus Telde als die besten der Welt.
Die kanarischen „naranjas“ haben zudem mit den hiesigen Weinreben etwas gemeinsam: Sie blieben von einem in Amerika wütenden Virus verschont. Lange Zeit waren sie ein wichtiges Exportgut, das vor allem in La Orotava und Granadilla auf Teneriffa sowie in Telde auf Gran Canaria angebaut wurde. Die Königsklasse stellt die Sorte Washington Navel dar, die in den Monaten Oktober bis Mai geerntet wird. Von Juli bis Dezember sind es vor allem Mandarinen der Familie Satsuma sowie Okitsu.
Orangen perfektionieren nicht nur ein gediegenes Frühstück oder einen Cocktail. Sie finden auch als exotische Note in Konfitüren, Likören, Pralinen und in raffinierten Gerichten, wie beispielsweise in einer Orangen-Mojo-Soße, einen würdigen Platz.
Im Supermarkt
Seit neun Jahren hat die Supermarktkette Spar sich vertraglich den exklusiven Verkauf von jährlich 250 Tonnen Orangen aus Telde in ihren Geschäften auf den Kanaren vertraglich gesichert und setzt damit weiter ihre Strategie zur Einbindung lokaler Produkte fort.
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Verweise (www.viva-canarias.es)
1)Viva Canarias Nr. 173 vom 27.2.2021 - 500 Jahre Briten & Einfluss der Briten auf die Kanaren
2)Zitat übersetzt: „Dieses Land hat einzigartig guten Wein, speziell in Telde und sowie außergewöhnlich gute Produkte, wie z. B. Kartoffeln, Melonen, Aprikosen, Äpfel, Zitronen, Granatäpfel, Feigen usw.“
3)Quelle: Historiker Javier Márquez
Instituto Canario de Investigaciones Agrarias