Ausgabe Nr.
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J M upload 02.12.2020, Viva Edition 170 | Print article

Telde: Die Visionen des Bürgermeisters Héctor Suárez Morales

Am Plaza de San Juan befindet sich das historische Rathaus von Telde. Im Erdgeschoss dieses ehrwürdigen Gebäudes sind regelmäßig wechselnde Expositionen zu sehen. Der erste Stock ist unser Ziel, aber nicht der Plenarsaal, sondern das Büro des Bürgermeisters, dessen Interieur die kanarische Tradition hochhält. Im Beisein der Plenarchefin und der Presseverantwortlichen empfängt uns der Alcalde Héctor Suárez Morales herzlich mit einem „Ellbogentouch“ - so ist das in diesen ‚normalen Zeiten‘. Die Nasen-Mundschutzmaske dürfen wir, nach dem wir uns gesetzt haben, entfernen, da wir genügend Abstand einhalten.

Tourismus "Wir haben 30 Jahre Lang nur auf Strand und Sonne gesetzt"

Die Disziplin in der Umsetzung der Covid-19 Maßnahmen scheint sich auszuzahlen, denn Telde hat seine epidemiologische Situation völlig im Griff, wie mir Suárez erklärt: „Wir hatten nun mehrere Tage in Folge keinen einzigen Fall, was spanienweit einzigartig ist und auch aus europäischer Sicht bewertet extrem gut ist. Wir wollen eine sichere Destination auf oberstem Niveau sein, denn, auch die Gemeinde Telde hängt direkt oder indirekt sehr stark vom Tourismus ab. Wichtig ist, die Hoffnung nicht zu verlieren und wir müssen uns überlegen, wie wir die wirtschaftliche Situation verbessern können.“

Spanien hat beschlossen, dass ab 23. November alle ausländischen Reisenden einen negativen PCR-Test bei ihrer Einreise vorweisen müssen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Explizit ausgeschlossen sind Schnelltests und Antigentests. Durch die Engpässe bei Tests und Auswertungskapazitäten der Labors ist das eine extreme Hürde und manche Touristen fürchten eine Reise bei drohenden hohen Strafen. Wie sieht das der Bürgermeister?

Suárez: „In Telde sind viele Unternehmen indirekt mit dem Tourismus verwoben, als Zulieferfirmen (Produzenten, Landwirte, Berater etc.), aber auch Bürgerinnen und Bürger, die ihre Arbeitsstelle im Tourismussektor nachgehen. Das gilt überhaupt für dem gesamten Archipel und uns ist das sehr bewußt. Wir sind in intensiven Gesprächen genau zu diesem Thema. Uns wäre es am liebsten, wenn wir auf dem Flughafenareal einen Bereich einrichten könnten, wo Einreisende ohne Test, diesen durchführen können. Das wäre genial. 70 Prozent des Flughafengeländes befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Telde und die Gespräche mit der AENA Flughafenbehörde laufen gut. Alles hängt im Moment von der Zentralregierung ab.

Die Reiseanbieter dürfen ihre Gäste nicht verlieren, weil sich die spanischen Behörden nicht miteinander abstimmen. Das ist eine dringliche Sache, die zwischen der Autonomieregion und der Zentralregierung zu klären ist.“

Suárez’ Vision für den kanarischen Tourismus und dessen Zukunftsperspektiven sehen folgendermaßen aus: „Nachhaltigkeit und Erneuerbare Energien sind die Schlagworte der Zukunft. In den letzten Jahren haben touristische Einrichtungen und Hotels sehr viel Geld in Modernisierungen investiert. Wir wollen gerne die Nummer 1 Destination für nachhaltigen Tourismus werden und auch auf Qualitätstourismus setzen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass dies nicht von heute auf morgen geschehen kann und es zu einer parallelen Transformation kommen wird. Das Kulturangebot könnte so ein Vehikel der Transformation sein oder auch, um auf das Mehr von „Sol y Playa“ hinzuweisen. Wir müssen unsere Kulturen bewahren, aber auch exportieren. Die Gruppe Los Faycanes ist so ein Beispiel (siehe nächsten Bericht). Durch ihr künstlerisches Wirken lernen andere Nationen unsere Kultur kennen.

Auf Innovationen und andere Sektoren setzen

Wie und wo sieht der Bürgermeister Chancen für den Archipel? Hier einige Gedanken: „Unsere Abhängigkeit vom Tourismus ist enorm und es gibt viele Bemühungen auch in andere Sektoren zu wachsen. Beispielsweise haben wir im Bereich Forschung, Umweltschutz und auch Technologien ein hohes Know-How, was zwar bei Experten, nicht aber der Allgemeinheit bekannt ist. Natürlich muss auch nier noch viel Arbeit erfolgen, doch das bedarf Zeit wie bei jeder Transformation und Zukunftsstrategie. Man darf nicht vergessen, dass wir, die Kanarischen Inseln, über dreißig Jahre lang viele Marketinginitiativen und enorm große Anstrengungen unternommen, um uns als ‚Sol y Playa‘ zu positionieren. Wir müssen konsequent in diese neuen Bereiche, wie Forschung, erneuerbare Energien, Umweltschutz etc. setzen und weiter ausbauen. Nehmen wir die Multizweck-Forschungsplattform PLOCAN2) vor Jinámar. Dort arbeiten viele internationale Wissenschaftler auf höchstem Niveau mit kanarischen Teams zusammen.“

Wir haben über dieses Projekt in unserer Ausgabe Viva Canarias Nr. 152 vom 1.6.2019 unter dem Titel: „Die Zukunft ist Offshore, die internationale Forschungsplattform der Kanaren (PLOCAN)“ berichtet - siehe QR Code unten.

Weiter geht es mit „Los Faycanes, 51 Jahre Volksmusik“ auf der nächsten Seite.