Eine Mischung aus Wasserski und Wellenreiten sowie eine perfekte Alternative zum Snowboarden ist das Wakeboarding im Sommer, das im deutschen Sprachgebrauch auch Wakeboarden genannt wird. Es ist die weltweit am schnellsten wachsende Wassersportart und nun sind auch die Kanaren von diesem neuen „Freizeitvirus“ infiziert. Wir begeben uns auf Spurensuche an den Strand von Melenara. „Siroco Kite School“ heißt die Kite- und Wakeboard-Schule von Borja Rodríguez Garfias. Seit zehn Jahren ist er diesem Wassersport verfallen und vor drei Jahren entschloss er sich schließlich, eine eigene Schule aufzumachen. Die Location ist nicht zufällig gewählt, denn hier herrschen geradezu immer optimale Wind- und Wellenbedingungen, die gerade Anfänger nicht überfordern so, wie z. B. im Surfspot Pozo Izquierdo etwas südlich. Er, sowie alle seine Trainer, sind ausgebildet und zertifiziert von der IKO (International Kiteboard Organisation).
Als Versuchskaninchen hat sich die Eigentümerin der Tauchschule Diving Center Nautico, Mareike Müller, bereit erklärt, zu waken. Kühl ist es an diesem Tag, doch Tauchprofi Mareike fährt ohnehin niemals ohne ihren Neopren-Anzug aus. Nach dem Umziehen, geht es auf das „Speedboot“ und wir fahren ein Stück raus auf das Meer. Zumeist fährt man in einer kleinen Gruppe raus, denn länger als 15 Minuten waken hält niemand aus. Danach gibt es eine Pause, während ein anderer an der Reihe ist. Der Lehrer zeigt uns als erster, wie das mit dem Wakeboarding aussehen soll und als Draufgabe demonstriert er uns ein paar kleine Kunststücke und Sprünge.
Man muss seine Frustgrenze hochschrauben
Ein wenig Aufregung macht sich unverkennbar bei Mareike breit. OK, man legt sich also ins Wasser und schlüpft mit den Füßen in die Bindung des Wakeboards, das senkrecht zum Wasser positioniert ist. Nehmen Sie das Seil in die Hände und machen Sie sich bereit. Wenn Sie soweit sind, dann geben Sie dem Fahrer ein Zeichen. Dann geht es schnell los und das ist die schwerste Hürde am Anfang. Man benötigt ziemlich viel Kraft, um sich aus dem Wasser während der Fahrt auf das Board zu ziehen. Bis zu 40 km/h rast man über das Wasser. Am Anfang muss man die eigene Frustgrenze überwinden, denn für gewöhnlich stürzt man unentwegt, bis man den Dreh raus hat.
Der Trick dabei ist, beharrlich zu bleiben und weiterzumachen, so wie beim Golfen oder anderen Dingen, die man neu erlernen möchte. Wenn man den Dreh aber heraus hat, dann ist man vom Glücksgefühl überwältigt. Es ist, als ob man über das Wasser schwebt bzw. „carved“. Knie locker und Hände gestreckt lassen und darauf achten, dass die Schultern und Hüften mit dem Board in einer Linie sind (und nicht mit dem Boot).
Snowboarder im Vorteil
Wer schon Erfahrung mit Snowboarden oder beim Wasserski gesammelt hat, der tut sich leichter. Der wesentliche Unterschied ist, dass man seitlich zum Boot steht und man auf der vom diesem künstlich erzeugten Welle (sog. Wake) fährt. Es gibt auch die Möglichkeit, sich mit einer Seilbahn ziehen zu lassen und dann über Schanzen zu springen. Die Steigerung ist danach das Springen und da gibt es unzählige Figuren, Drehungen (rolle) und Grabs gibt. Am 13. Mai bestätigte die IWWF (Internationale Wasserski und Wakeboarding-Vereinigung) den Weltrekord des Amerikaners Freddy Krueger für seinen Sprung über eine Länge von 76,2 Metern.
Für manche ist Wakeboarden der Einstieg zum Kiten - aber das ist eine andere Geschichte...