Ausgabe Nr.
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J M upload 02.09.2018, Viva Edition 128 | Print article

Ulysse Heiniger über seine neue Exposition Pole Art Dance

Es ist ein ewiger Kampf zwischen der Schwerkraft und der eigenen Muskelkraft, der den Athleten beim Pole Dance zu schaffen macht. Längst handelt es sich nicht mehr um einen Tanz, bei dem mehr bzw. eher weniger bekleidete Damen sich verführerisch an einer Stange räkeln. Balance und Kraft ist gefordert, wenn physisch extrem anspruchsvolle Figuren mit klingenden Namen, wie z. B. Flying Cat, The Stag, Snake oder Gemini, zum Besten gegeben werden. Kein Wunder, dass Pole Dance inzwischen zu den Extremsportarten zählt, der bald schon eine Olympische Disziplin sein könnte. 

Seine Muse: Weltstar Saulo Sarmiento[1]

 

Wenn jemand die schwierigsten Figuren zeigt, die ihm oder ihr das Allerletzte abverlangen, und dann noch lächeln kann, dann ist das außergewöhnlich. Wenn man eine ganze Choreografie an der Stange meistert und das in einer anmutigen Weise, wie beim klassischen Ballett, dann zählt man zu den absoluten Profis. Einer dieser international gefragten ‚Meister der Stange‘ ist Saulo Sarmiento1). Als ich seine Performances auf YouTube zum ersten Mal sah, traute ich kaum meinen Augen. Inzwischen hat der aus Las Palmas de Gran Canaria stammende Pole Art Künstler eine internationale Karriere mit Tourneen auf der ganzen Welt. Seine Auftritte werden fulminant bejubelt, spätestens seit seinem Auftritt bei der britischen „Got Talent Show“. Er war sogar 2014 und jetzt wieder 2017 auf Tournee mit dem legendären  Circe du Soleil. Die Inselregierung von Gran Canaria hat vor etwa zwei Wochen ein neues Werbevideo mit Saulo Sarmiento als Protagonist produziert, in dem er an emblematischen Orten sein Können demonstriert ...

Ulysse‘s Traum ... Skulpturen 

So wie mir, schien es auch dem facettenreichen Schweizer Künstler Hans Ueli Heiniger, alias Ulysse zu gehen.2) Er war fasziniert von der Anmut und Schönheit der Darbietungen Sarmientos, die er nur per Zufall im Facebook gesehen hatte. Es ließ ihn nicht mehr los. Ulysse war emotional auch förmlich vom Boden abgehoben. Also nahm er Kontakt mit dem Kanarier auf und fragte ihn, ob er bereit wäre als sein Modell für eine eigene Serie von Bronzeskulpturen zu fungieren. Seine Muse war begeistert.

Eigentlich war es schon seit seiner frühen Kindheit der Traum seiner Schwester Verena mit ihm auf den Showbühnen zu tanzen. Sie hatte eine eigene Stepptanz-Schule und auch wenn Ulysse diese Vision durch die Welt zu tingeln durchaus reizvoll fand,  so hielt ihn sein Sicherheitsdenken davon ab. Er schlug einen Weg ein, der ihm Sicherheit und Ordnung einbrachte. Als Kinderpsychologe hatte er mit dem festen Einkommen auch einen geregelten monetären Background, wenngleich er die Kunst nie aus den Augen verlor, sei es beim Tanzen, Malen oder Bildhauern.

   DER LANGE WEG ...

Von der Idee zum fertigen Resultat ist es ein langer Weg, der viel Fleiß, Ausdauer und Geduld abverlangt. Es beginnt mit den Skizzen der verschiedenen Positionen und den richtigen Proportionen zueinander. Diese wurden dann in den gewünschten Dimensionen auf Draht vorgeformt. Das sollte gar keine so leichte Arbeit werden. Eine der größten Herausforderungen war es, den korrekten Schwerpunkt zu finden, damit die Figuren nicht kippen. Danach modellierte Ulysse jede einzelne der insgesamt fünf Skulpturen aus Ton. Dieser musste während des ganzen Prozesses hindurch Feucht gehalten werden. Nach langem Suchen fand Ulysse eine Bronzegießerei in Arucas. Zuerst wurden die Figuren mit Wachs eingegossen und dann in der Mitte aufgespalten, um eine Art „Negativ“ zu erhalten. Dann musste Ulysse nochmals ansetzen, um Korrekturen durchzuführen. Das hat wieder um die zwei Wochen Arbeit in Anspruch genommen und geschah vor Ort in der Gießerei. Das Ganze wurde wiederholt, bis das Endresultat seinen Ansprüchen genüge tat. Die Molde wurde letztendlich bei etwa 2.000 Grad Celsius gebrannt und das Wachs floss aus, während gleichzeitig die Bronze in den dadurch entstandenen Hohlraum rannte. Abkühlen lassen und wieder Fehler, wie z. B. Luftlöcher, bereinigen. Ulysse war überglücklich, als dieser komplizierte und nervenaufreibende Prozess endlich beendet war. Zuletzt wurden die Figuren an die Stange gelötet und auch dabei war seine Aufsicht erforderlich, damit diese richtig herum und in der korrekten Höhe der Stange festgemacht wurden. Der runde Sockel besteht aus grauem Basalt aus Arucas.

Ausstellung in Montecristo

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und besonders ergreifend war es für Ulysse, als seine Muse, Saulo Sarmiento, beim Anblick ‚seiner‘ Skulpturen richtiggehend gerührt war und sie glückselig lächelnd streichelte. Es handelt sich um (fast) Unikate - sprich: Von jeder Figur gibt es lediglich zwei Ausführungen.

Seit Ende November sind seine Skulpturen im Anwesen Montecristo (siehe Anzeige) ausgestellt, wofür eigens ein Bereich eingerichtet wurde. Mit entsprechender Beleuchtung sind sie perfekt in Szene gesetzt. Kunstaffine können diese Skulpturen zum Preis von etwa 2.400 Euro käuflich erwerben. Wir gratulieren dem Künstler und wünschen Ihm noch viele kreative Projekte.

Footnotes

  1. ^ Saulo Sarmiento - Weltstar aus Gran Canaria