Die im Jahr 1944 erstmals erschienene Tageszeitung Le Monde gilt als eine der wichtigsten meinungsbildenden Zeitungen Frankreichs, titelte unlängst „Der Tourimus entdeckt die Unterwasserwelt“, bezog sich auf versunkene Schiffswracks, Flugzeuge und nicht zuletzt auf das sensationelle Unterwassermuseum vor der Küste Lanzarotes. Wir berichteten über die Eröffnung des „Museo Atlántico“ in der Bucht von Bahía de Las Colorados vor Playa Blanca an der Südküste bereits in Ausgabe Nr. 93 vom 12. Februar 2016.
Jason de Caires Taylor sorgt international für Furore
Der international viel beachtete Künstler Jason de Caires Taylor installierte 250 beeindruckende, ausdrucksstarke, menschliche Skulpturen auf dem Meeresboden, aber in einer Tiefe, dass diese für Taucher aller Levels erreichbar sind. Das Sonnenlicht sorgt für entsprechende Sichtbarkeit der auf dem Meeresboden stehenden Kunstwerke.
Der Brite ist kein Unbekannter. Nach seinem Studium an der Universität in London sorgte er erstmals im Jahr 2006 mit seiner Unterwasserkunst im Gewässer vor Grenada in der Karibik für Aufsehen. Einige seiner Skulpturen stehen im Fluss Great Stour nahe der Westgate Bridge in Großbritannien. Der inzwischen international renommierte Künstler realisierte danach weitere Unterwasserprojekte, wie z. B. vor den Bahamas, den Antillen und als erstes dieser Art in Europa - wie schon eingangs erwähnt - auch vor Lanzarote.
Mee(h)rwert: - Kunst als künstliche Riffe?
Jason de Caires Taylor setzt seine Kunst in zweierlei Hinsicht ein. Einerseits wirft er mit der Wahl seiner Motive sozialkritische Fragestellungen auf, wie z. B. wirtschaftliche Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, soziale Gerechtigkeit oder die Verrohung der Gesellschaft etc. Dabei realisiert er seine Skulpturen mit höchstem künstlerischen Anspruch und bewundernswertem technischen Können.
Im Fall von Lanzarote ist auch ein starker Kanarenbezug vorhanden und so sieht man beispielsweise Motive, wie z. B. Opuntien oder Drachenbäume (siehe Foto 03 und 04). Der zweite bedeutende Aspekt ist sein Kampf für den Erhalt der biologischen Vielfalt der Ozeane, indem er quasi künstliche Riffe erschafft. Die Werkstoffe sind PH-neutral und beeinflussen weder die Unterwasserfauna noch -flora negativ, im Gegenteil. Schon nach kurzer Zeit nimmt die Natur die Oberflächen in Beschlag. Die Meeresbewohner beginnen sich auf und rund um die Kunstwerke anzusiedeln und geben den Kunstwerken „Kleidung“ (siehe Foto 02). In gewisser Weise können seine Installationen auch als lebende Kunst betrachtet werden.
Werbewert der Medienaufmerksamkeit ist unbezahlbar
Der Werbewert wird laut der kanarischen Vermarktungsagentur Promotur auf 69 Millionen Euro beziffert. 780 Medien berichteten über dieses außergewöhnliche Unterwassermuseum, dass Kunst in seiner höchsten Form hochleben lässt. Es animiert dazu, die Figuren zu erforschen und regt mit seinen Reflektion über die heutigen Herausforderungen des Menschseins auch noch zum Nachdenken an. Neben dem medialen Interesse und den finanziell lukrativen Auswirkungen sorgt die Installation des Briten auch für einen stetig wachsenden touristischen Zulauf. Gut für die Kanaren bzw. für Lanzarote. Es muss schon ein unvergessliches Erlebnis sein, schwerelos zwischen den Figuren zu schweben und fernab von Stress oder Lärm die Verschmelzung von künstlich Erschaffenem mit der wunderbaren Welt unter Wasser zu erleben. Kunst wird zum Leben erweckt und man wird Teil davon - sensationelle Fotomotive sind jedenfalls garantiert. Letzte Woche wurden 240 weitere Skulpturen auf nunmehr 300 insgesamt versenkt.
Kontakt:
Unterwassermuseum "Museo Atlántico" Lanzarote
„Museo Atlántico in Playa Blanca an der Südspitzevon Lanzarote. Es kann von 10.00 bis 17.00 Uhr betaucht werden. Das Projekt des Museo Atlántico von Lanzarote ist ein schöner Ansatz, der durchaus Nachahmer inspirieren sollte. Es liegt in Playa Blanca an der Südspitze von Lanzarote und kann von 10.00 bis 17.00 Uhr betaucht werden. (Anm.: Es gibt mehrere Anbieter, siehe Internet)
Siehe auch
Wrack in Kanarischem Gewässer - Eintauchen in die Geschichte
LPA Fotosub 2020 - Die Sieger des Unterwasserfotografiewettbewerbs
Fotosub El Hierro - Internationale Elite der Unterwasserfotografie 'am Ende der Welt'