An der Südostküste von Gran Canaria liegt, in unmittelbarer Nähe zum Meer bei Castillo del Romeral, das Sondernaturschutzgebiet „Juncalillo del Sur“. TripAdvisor attestiert dieser „Touristenattraktion“ nur den 31. Rang von 47 in der Gemeinde San Bartolomé de Tirajana. Alleine das Wort Attraktion empfinde ich in diesem Zusammenhang unpassend, denn es handelt sich nicht um einen Ort mit lautstarker Animation und Party. Im Gegenteil, hier geht es darum, die Natur zu erleben und seine Bewohner in ihrem natürlichen Lebensraum nicht zu stören, also sich ruhig zu verhalten und sich an der Stille zu erfreuen, die nur von den sich brechenden Wellen unterbrochen wird oder von den Lauten der hier lebenden oder nistenden Vögel. Zum Glück ist meine Freundin Daniela Kohler für wirklich jede Entdeckungstour bereit und sie hat uns dieses Mal größtenteils die Fotos für diesen Artikel zur Verfügung gestellt.
Mitten im Nichts
Genauso dezent, wie sich die Besucher verhalten sollten, ist die Lage. Wüsste man nicht genau, wo sich Juncalillo del Sur befindet, dann ginge man glatt daran vorbei. Direkt in Castillo del Romeral geht man am Haupteingang der Fischereivereinigung „Cofradía de Pescado“ vorbei und überquert den Parkplatz. Am Ende sieht man eine Mauer. Lassen sie sich von der optischen Täuschung nicht in die Irre führen und gehen sie darauf zu, denn dort ist ein Durchgang zum Vogelschutzgebiet, der mit einem Schild gekennzeichnet ist.
Eintritt muss man keinen zahlen und Hunde sind natürlich verboten, um den natürlichen Jagdinstinkt der Vierbeiner nicht zu wecken. Zeitlich sollten Sie für diese Erkundung etwa eine Stunde einkalkulieren. Derzeit keine Brutzeit. Um Vögel zu sehen ist viel Geduld erforderlich.
Sümpfe und Steppe
Die Fläche umfasst 192 Hektar und reicht bis zur Küste von Amurga. Es ist eine der ältesten Zonen der Insel, die aus der ersten Eruption entstanden ist. Innerhalb dieses Territoriums münden drei Barrancos: Juan Grande, Tirajana und Balos. Diese haben durch Erosionen verschiedene Sedimente mitgeführt.
Was ist hier anders? Bei Naturschutzgebieten stellen wir uns meist Gegenden mit üppig wuchernden Pflanzen vor. Das ist hier nicht der Fall, denn wir befinden uns in einer sogenannten xerophilen Zone. Es ist also halbtrocken, fast wüstenähnlich und die Vegetation besteht aus Pflanzen, die unter diesen salzhaltigen Bedingungen gut gedeihen können. Sie sind sehr wichtig, denn sie fixieren den Humus, der bei den zwar seltenen, dafür sintflutartigen Regenfällen, weggeschwemmt werden würde. Sie bieten auch für zahlreiche Küstenvögel Schutz vor dem Wind. Die Natur hat sich darauf eingestellt, nur kurze Zeiten mit günstigen Lebensbedingungen vorzufinden. Auch die Anhäufungen von Steinen bieten unzähligen Steppenbewohnern Schutz. Leider ist dieses Ökosystem von allen auf den Kanarischen Inseln am wenigsten geschützt, obwohl es für das Überleben der Steppenvögel kritisch. Es ist und ihr Zuhause und immerhin leben hier etwa ein Drittel der gesamten Populationen von Gran Canaria. Manche sind nicht das ganze Jahr über anzutreffen, sondern kommen ‚lediglich‘ zum Nisten und andere, wie die Zugvögel, zum Rasten.
Durch das Gebiet führt ein ausgelegter Weg (siehe oben). Verirren ist also unmöglich. In der Mitte befindet sich manchmal quasi ein Teich. Das hängt von der Flut ab, ob dieser mehr oder weniger geflutet wird. An manchen Tagen lässt nur der sumpfige Boden Rückschlüsse darauf ziehen. Auf den Informationstafeln wird das vorherrschende Ökosystem erklärt und wir haben uns erlaubt, Ihnen dieses zusammenzutragen und gleich auch noch ein Glossar auszuarbeiten.
FAZIT
Ruhesuchende Naturliebhaber kommen bei diesem Geheimtipp voll auf ihre Kosten.
Viva Tipp: In unmittelbarer Nähe befindet sich das sehenswerte Casa-Museo-Bodega Condal sowie die Salzsalinen Tenefe (siehe Infokästen). Sie können also bei Ihrem Ausflug gleich drei Dinge auf einen Streich erleben.
Finca Condal, Museum, Bodega
Fantastisches Museum im einstigen Verwaltungssitz der Grafenfamilie mit Bodega und Gartenanlage. Casa Condal - Museum mit Adelsprädikat Geöffnet: Di., Do. und Sa. mit Führungen um 10.30 und um 12.00 Uhr. Gratis Parken, GC-1, Ausfahrt 37 auf GC-500 auf km 2,2 Juan Grande, Tel.: 637 610 548 (siehe Anzeige).
Salinen von Tenefé bei Pozo Izquierdo, Santa Lucía (siehe unseren Bericht Das weiße Gold in den Salinen von Tenefé ), Geöffnet: Mo. bis Fr. von 9.00 bis 13.00 und 15.00 bis 18.00 Uhr. Führungen nur mit Anmeldung (11.00, 12.30 und 16.00 Uhr unter der Rufnummer: 928 759 706)
www.salinasdepozoizquierdo.es
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Fotos - Beschreibung
- Stechende Binse, Junco (Juncus acutus) – ihr Auftreten deutet auf unterirdische Süßwasservorkommen hin.
- Pimeliide, Escarabajo bomboncillo (Pimelia sparsa serrimargo)
- Regenbrachvogel, Zarapito trinador (Numenius phaeopus), sog. Durchzügler.
- Steinwälzer, Vuelvepiedras común (Arenaria interpres), sucht Nahrung am Strand unter Steinen und Muscheln.
- Grau- oder Fischreiher, Garceta común (Egretta garzetta)
- Wüstengimpel, Camachuelo trompetero (Bucanetes githagineus), markanter Ruf, nasales Trompeten
- Seeregenpfeifer, Chorlitejo patinegro (Charadrius alexandrinus), Steppen- und Küstengebiete