In den Höhen des Bergdorfes Moya im Norden von Gran Canaria lebt und arbeitet José Robayna Vega, der mit seinen anspruchsvollen Arbeiten seit Jahrzehnten Kunst und Handwerk vereint. Wir besuchten den Kunstschaffenden in seinem Atelier und lernen einen bescheidenen und auch tiefsinnigen Menschen kennen. Seine treue Begleiterin und Wächterin des Ateliers ist Schäferhündin Thor.
Der im Jahr 1961 in Moya geborene Robayna liebt die Abgeschiedenheit und Ruhe. „Ich könnte nie in einer Stadt leben“, erklärt er uns. „Ich liebe es die Natur zu beobachten, wenn Bäume Blüten tragen oder zu sehen, wie aus Samen Pflanzen sprießen und gedeihen. Hinter dem Haus ist ein kleiner Kräutergarten - mein Hobby“ fährt er fort. Ordnung zieht sich durch alle Räume und die Werkstatt, wo so mancher Mann ins Schwärmen gerät.
Robayna zählt zu einem der gefragtesten Artesanos über die kanarischen Grenzen hinweg. Seit seiner ersten Auszeichnung im Jahr 1988 als bester Kunsthandwerker folgten viele weitere. Natürlich ist auch er Mitglied der FEDAC und trägt den Meistertitel als kanarischer Kunsthandwerker. Eine ständige Weiterentwicklung und Experimente mit den Materialien sind sein Geheimnis und genau da unterscheidet er sich seiner Meinung nach von anderen.
Als Autodidakt probierte Robayna von Anfang an verschiedenes aus. Zuerst begann er mit Holz zu arbeiten, dann mit Metall und in den letzten Jahren ist sein bevorzugtes Material Aluminium geworden. Durch Erhitzen bringt er das Metall stellenweise zum Schmelzen und erzeugt so einen speziellen Effekt, der dem Objekt Leben einhaucht. Beeinflusst von den großen Poeten wie z. B. dem ebenfalls aus Moya stammenden Tomás Morales und auch von der kanarischen Geschichte und der Ureinwohner schnitzt Robayna Botschaften in die Kunstwerke. Skulpturen zählen ebenso zu seinen Schaffensobjekten wie Vasen, Schüsseln, Teller, Bilder oder Einrichtungsgegenstände – und das alles für erschwingliche Preise. Jüngst wurde er von der Inselregierung mit der Gestaltung von dreißig Trophäen für die kanarische Kampfsportart „Lucha Canaria“ beauftragt und so schätzt sich Robayna in der glücklichen Lage nicht über Auftragsmangel klagen zu müssen. Seine Arbeiten sind regelmäßig in Einzel- und Sammelausstellungen zu sehen.
Parnham College
Eine wichtige Station im Leben war die zweijährige Ausbildung am Parnham College für Kunstschreinerei und Design in Großbritannien. Nicht nur wegen der internationalen Teilnahme. Robayna war fünfunddreißig und somit schon viele Jahre in seinem Handwerk tätig gewesen. Doch konnte er dort Arbeitsmethoden und Aspekte kennenlernen, die ihm neue Perspektiven in seiner künstlerischen Ausdrucksform ermöglichten.
Eine besondere Erfahrung war für den sensiblen Künstler auch der Jakobsweg, den er vor fünf Jahren ging. Dabei war weniger die religiöse Gesinnung die Motivation, sondern mehr der spirituelle Anspruch. „Auf dem Camino de Santiago fühlt man nur sich selbst und die Last seines Rucksacks. Ich kann mich kaum erinnern den Kopf so frei bekommen zu haben und man lernt neue Prioritäten zu setzen. So fragt man sich, wie viele T-Shirts man tatsächlich benötigt und ob nicht doch zwei ausreichen? Man kann teilweise mit fremden Menschen in einer Offenheit reden, die man kaum für möglich hält und man weiß, man begegnet ihnen wahrscheinlich nie wieder. Man ist wer man ist. Kein Titel und keine Position hat hier eine Relevanz – eine Erfahrung die ich nicht missen möchte“.
Wir wünschen dem sympathischen Robayna weiterhin viel Erfolg und kreatives Schaffen.