Ausgabe Nr.
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J M upload 06.05.2018, Viva Edition 16 | Print article

Vom Industriedesign zum Kunsthandwerker: Carlos Alzola in Telde

Inmitten einer von Einheimischen dominierten Wohnregion in Telde befindet sich das Atelier des Kunsthandwerkers Carlos Alzola Jaén. Beim Betreten der geräumigen Werkstätte nehmen wir den intensiven Geruch des Holzes, sein bevorzugter Werkstoff, wahr - sei es Mahagoni, Zeder, Kirsche, Eben- und Purpurholz oder das exotische afrikanische Ebenholz. Viele werden mit anderen Materialien wie z. B. Metall oder Basalt aus Arucas kombiniert. Eigentlich hatte ich mir in diesem fast ausschließlich von Canarios bewohnten Stadtteil erwartet, kanarische Folkloremusik zu hören oder Latino-Rhytmen - ein Klischee eben. Entlang der Wände sind bis an die Decke in luftiger Höhe verschiedene Holzstücke fein säuberlich gestapelt. Werktische und jede Menge Arbeitsgeräte und Utensilien lassen keinen Zweifel aufkommen, was hier gearbeitet wird. Lediglich die  harmonischen Töne klassischer Musik, die aus den Lautsprechern eines kleinen an der Wand montierten Radioapparats in unser Ohr drängen, passen irgendwie nicht in das (erwartete) Bild. Und doch unterstreicht eben diese den Eindruck des ruhigen und bedachten Holzkünstler, der hier seinen Inspirationen folgt.

Auf der Suche nach Ruhe in Telde

Der ursprünglich aus Las Palmas stammende Carlos lebt inzwischen seit zwölf Jahren hier in Telde, der zweitgrößten Stadt Gran Canarias. Irgenwann war der vorhandene Platz in der Hauptstadt und vor allem der Lärm des immer hektischer werdenden Umfelds in der Altstadt Vegueta, wo er zwanzig Jahre lang sein erstes Atelier hatte, nicht mehr optimal, um sich voll auf seine Arbeit konzentrieren zu können.  

Vom Industriedesign zum Kunsthandwerk

Eigentlich studierte Carlos Industriedesign in Barcelona, doch sind die Möglichkeiten auf den Kanaren dürftig, um sich damit seinen Lebensunterhalt verdienen können. Also begann er schon unmittelbar nach dem Studium sich mit Holzschnitzerei zu beschäftigen. 

Die solide Grundausbildung ist in seiner Arbeitsweise noch heute nachzuvollziehen. Bevor er mit einem neuen Werkstück beginnt, wird mittels präzisem Computerbild das Design skizziert. Erst jetzt arbeitet er mit den tatsächlichen Materialien die einzelnen Teile herzustellen. Mit viel Geduld und Sorgfalt schleift Carlos die Oberflächen stundenlang, bis sie nicht nur optisch seinen Wünschen entsprechen. Die Objekte fühlen sich gut an. Es gibt keine Risse oder harte, scharfe Kanten. Er stellt Tisch- und Stehlampen, Dekorationsgegenstände, Möbelstücke, Sessel, Schaukelstühle, Kommoden, Tische u.v.m. her. 

Es gibt keinen Abfall: Recycling ist angesagt

Jedes noch so kleine Holzstück aus den Aussparungen sammelt Carlos sorgsam, um dieses in anderen Werkstücken zu verarbeiten und so beispielsweise als Einlegestücke für einen Schachtisch verwertbar zu sein.

Als registrierter Artesano verfügt er natürlich auch über einen Kunsthandwerksausweis der kanarischen Vereinigung FEDAC (Fondo para la Etnografía y el Desarollo de la Artesanía Canaria). Er ist auf allen wichtigen Messen, so wie jene die derzeit am Faro de Maspalomas läuft, anzutreffen. Regelmäßig ist Carlos auch auf Teneriffa, Fuerteventura und La Gomera zu Gast.

Carlos nutzt diese Kunsthandwerksmessen als Plattform, um neue Kunden zu gewinnen, die so vor Ort eine Auswahl seines Portfolios sehen können und sich ein Bild über die Qualität seiner Arbeiten machen können. Nicht selten erhält er genau dort seine Aufträge für die nächsten Sonderanfertigungen, die er für seine internationale  Klientel umsetzt.

 

Kontakt: 

Carlos Alzola Jaén

Möbeldesign, Kunsttischlerei und Restauration.

c/Federico Carvajo 38 B-D, 

Las Huesas (Telde), Gran Canaria

Tel.: 928 683 365

E-Mail: c.alzola.j@gmail.com