Ausgabe Nr.
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J M upload 01.10.2022, Viva Edition 192 | Print article

Von Pferden und Äpfeln, Valleseco feiert Apfelfest

Opulente Wälder und wasserführende Bäche markierten einst den Nordteil von Gran Canaria, deren Bestand nach der Hispanisierung vor 500 Jahren und den danach folgenden, gnadenlosen Rodungen beinahe gänzlich zum Opfer fielen.

Nur wenige Reste dieses einstigen immergrünen ‚Dschungels‘, haben dank einiger Aufforstungsinitiativen die Zeit überdauert. Im Lorbeerwald (La Laurisilva) ist die grüne Seele Gran Canarias noch zu spüren. Im Süden dieses tausendjährigen Waldgebiets (La Selva de Doramas) grenzt das Gemeindegebiet von Valleseco, das mit seiner üppigen Vegetation zu den schönsten Landschaften der Insel zählt und das trotz des irreführenden Namens, der übersetzt „trockenes Tal“ bedeutet.

Achtzig Prozent Gemeindefläche sind als Naturschutzgebiet deklariert und es lockt ganzjährig mit ihrem dichten Wanderwegnetz NaturliebhaberInnen und Wanderfreunde aus dem In- und Ausland. Besonders am Jahresanfang lassen sich viele ein zauberhaftes Naturschauspiel nicht entgehen, wenn unzählige Blüten der üppig blühenden Sträucher und Bäume die Landschaft erstrahlen lassen. Mehrfach entführten wir Sie bei unseren Wanderungen in diese Gegend. (siehe www.viva-canarias.es/freizeit/wandern)

Dieses Mal richten wir, aus einem anderen Grund, unseren Fokus auf diese kleine Gemeinde mit der noch kleineren Hauptstadt. Bis Mitte Oktober zelebrieren die Einheimischen ihr berühmtes Apfelfest zu Ehren der „Wiederauferstehung der Jungfrau des Apfels“. Denn was die Mandel für Tejeda, die Aprikose für San Bartolomé de Tirajana, die Erdbeere für Valsequillo oder die Orange für Telde ist, ist es der Apfel für Valsequillo.

‚Führe mich in Versuchung‘

Begonnen wurde mit der Kultivierung im Jahr 1858 auf Geheiß des damaligen Bürgermeisters. Und das gelang höchst erfolgreich mit den süßen Apfelsorten „La Fancea“ und „Reineta del Canada“ und ihrem unverkennbaren Geschmack. Schon bald stellten die „manzanas“ neben Mandeln, Gofio, Käse und Honig eine wichtigste Einnahmequelle dar, denn sie punkten mit Geschmack und nicht mit auf Hochglanz polierten Schalen und edlen Stickern.

Der Ursprung des Apfels liegt in China und wurde über tausende von Jahren verbreitet, anfänglich durch Tiere (Rotwild, Bären) und später durch die Menschen. Er landete über die Perser schließlich bei den Römern, die sich der Kultivierung und Veredelung dieses gut mundenden Obstes widmeten und schon zwei Dutzend Sorten kannten. Im Mittelalter brach mit der Christianisierung eine Blütezeit in Europa an, wo sich Mönche in der Landwirtschaft stark mit der Apfelkultivierung beschäftigten und bald 300 Sorten bekannt waren.

Heutzutage zählen Äpfel zur beliebtesten Frucht, die vielseitig genossen werden kann, wie z. B. als rohes Obst, Saft, Mus, Kompott, Kuchen, Marmeladen etc.

Auch die LandwirtInnen aus Valleseco sind experimentierfreudig und unter den regionaltypischen Produkten hat der Apfelessig bzw. der Apfelwein (Sidra) internationale Karriere gemacht.

Bester Apfelwein

Der Apfelwein aus Valleseco zählt zu den besten der Welt und belegt seit einer Dekade immer wieder Ränge unter den Top zehn.

Beim 10. internationalen Wettbewerb (Salón Internacional de les Sidres de Gala) im Jahr 2020 hat sich der Apfelwein El Lagar von Ángel Domínguez Ponce aus Valleseco gegen 184 MitbewerberInnen aus 23 Ländern durchgesetzt und den ersten Platz als „Bester Sidra der Welt“ in der Kategorie „semiseco espumoso“ (halbtrocken, prickelnd) gewonnen. Diesen haben wir im Online-Shop von grancanariamegusta.com für 13 Euro gefunden.

In diesem Jahr geht es am 26. September über die Bühne, also vor Redaktionsschluss. Daher präsentieren wir den oder die Gewinnerin in der nächsten Ausgabe.

Hochburg im Pferdesport auf Gran Canaria

Was haben La Palma, Teneriffa und Valleseco gemein? Ihre Liebe zu Pferden und Pferdesport. Valleseco hat ihre Pferderennbahn von La Laguna, wo seit den 1970-ern Rennen ausgetragen werden, im Jahr 2021 neu renoviert. Die Tribüne fasst ca. 150 Zuschauer, die mit Begeisterung, dafür mit weniger Schnickschnack, die Rennen verfolgen. Für die neue Saison 2022/2023 hat der SVF-Pferde-Cup neun Rennen anberaumt (bis 9. Mai 2023), Beginn ist jeweils 11.00 Uhr. Die Distanzen variieren von 1.400 bis 1.800 Metern.

Apfelfest von touristischem Interesse

Das traditionelle Fest „Fiesta de La Manzana” wurde 2011 zum regionalen touristischen Interesse deklariert. In diesem Jahr gab es aufgrund der schweren Unwetter Ende September einige Verschiebungen, so dass sie erfreulicherweise an einigen Programmpunkte teilnehmen können (siehe Kasten li. Seite).

Eine Rennbahn mit kräftig brauner Erde umrundet einen Teich in der Mitte des Areals. Dieser ist zusätzlich von schützendem Buschwerk umwuchert. Es tummeln sich Enten und Frösche und fröhliches Vogelgezwitscher untermalt diesen magischen Ort zu jeder Tageszeit.

Maximaler Benefit: Ihr Ausflug lässt sich auch ideal mit einem Abstecher zum sieben Kilometer entfernten Teror oder in die paradiesische Oase La Laguna kombinieren. Dabei handelt es sich um ein öffentlich zugängliches Erholungsgebiet mit Picknick-Plätzen unter Schatten spendenden Bäumen und mit einer kleinen Zuschauertribüne.