Ausgabe Nr.
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J M upload 12.12.2018, Viva Edition 146 | Print article

Wandern mit Sofie Hendrikx: La Senda de Tamaranae

Die Gemeinde Mogán hat fast 20.000 Einwohner[1] und mehr als 34.000 touristische Betten.[2] Das heißt: wenn alle Unterkünfte ausgebucht sind, gibt es viel mehr Touristen als Einwohner. Allein im Jahr 2017 kamen über eine Million Urlauber nach dem Motto „Playa – Fiesta – Discoteca“ an die Küsten dieser Gemeinde im Südwesten der Insel. Doch Mogán hat viel mehr zu bieten! Das Hinterland versteckt atemraubende, pure Naturschätze, die man, wenn man sie findet, höchstwahrscheinlich für sich alleine genießen kann. Die Gemeinde Mogán möchte das touristische Angebot differenzieren und ihr kulturelles und natürliches Erbe schützen. 

Acht Wanderwege sind von der Gemeinde Mogán ausgeschildert. Auf der offiziellen Webseite wird jede Tour beschrieben (Spanisch und Englisch) und eine Karte bietet eine Orientierungsmöglichkeit. In diesem Jahr startete man mit dem neuen Projekt ECO-TOUR mit einem Investitionsvolumen von 240.000 Euro, das fast zur Gänze von der EU finanziert wird. Dieses soll durch ein lokales Komitee, unter dem Vorsitz des Ökologen Álvaro Monzón, eine Fernwanderung mit dem Namen „La senda de Tamaraae“ ausarbeiten. Diese knapp dreißig Kilometer lange Route versucht die Naturschätze des Gemeindegebiets miteinander zu verbinden und zwar einschließlich Fauna, Flora und dem archäologischen Kulturgut. Der Name leitet sich vom hiesigen endemischen Drachenbaum ab, einem Wahrzeichen der Insel (siehe Foto re. o).

Also ziehen Sie sich Ihre Bergschuhe an und lassen Sie Ihre Gedanken und Ihr Herz von der puren kanarischen Natur inspirieren. 

In Etappen mit Wanderprofi Sofie Hendrikx

Ab 1. Dezember bietet die Wanderagentur Mogán Verde unter der Leitung von Sofie Hendrikx und Wanderguide Gran Canaria diesen Fernwanderweg an. Allerdings handelt es sich dabei um mehrere Wanderungen, denn an einem Tag diese Mamutlänge zu stemmen wäre nur topfitten Marathonläufern zuzumuten. Beide Unternehmen sind im nachhaltigen Tourismus tätig und bieten ausschließlich Privattouren an, welche auch die lokale Wirtschaft unterstützen. Dadurch wird ein Beitrag zur Vielfältigkeit des touristischen Angebotes auf Gran Canaria geleistet. Ohne Nachhaltigkeit gibt es keine Zukunft und in der Gemeinde Mogán hat man die Botschaft verstanden.

Die erste Strecke startet von Tasarte

Die erste Etappe beginnt am Bergpass von Tasarte an der Gemeindegrenze von Mogán und La Aldea de San Nicolás. Dieser befindet sich im Naturschutzgebiet „Parque Rural El Nublo“. Ein bequemer Weg führt uns durch die Schlucht von La Cogolla vorbei an den vergessenen Weilern mit gleichem Namen. Nur noch ein Haus ist bewohnt, der Rest gibt sich dem Verfall der Zeit als Ruinen hin.

Nach den kürzlichen Regenfällen, fliesst ein Bach durch das Tal, die Frösche quaken und der gewaltige Palmenhain leuchtet in der Sonne. Kurz vor dem Dorf Veneguera müssen wir die Schuhe ausziehen und durch eine kleine Lagune waten. Der Name dieses Dorfes stammt aus der Sprache der Altkanarier und bedeutet Lagune. 

Ein kleiner Umweg führt uns durch die 250-jährige kleine Ansiedlung „Los Almácigos” wo alte kanarische Häuser, krumme Pfefferbäume und bunt blühende Bougainvilleas wunderbare Fotomotive darstellen. Läuft man diese Strecke an einem Sommerabend anstelle im Winter, dann taucht das Tal in ein magisches goldenes Licht, das dieser Gegend einen besonderen Reiz verleiht. Gesäumt von Mango-, Papaya- und Avocadobäumen geht es nun hoch bis zum „Cruz de Mogán“, wo der Abstieg in das kleine Häuptstädtchen von Mogán beginnt. Von Weiten sehen wir die Windmühle, dem Markenzeichen der Gemeinde. Sie sit das Ziel des ersten Streckenabschnitts mit einer Länge von etwa neun Kilometer.

Die zweite Strecke: Anspruchsvoll

Nach der gemütlichen ersten Etappe wird die zweite mit 13 Kilometern Länge etwas anspruchsvoller. Diese beginnt bei der Mühle. Wer dort die fünfhundert Meter hohe, fast senkrechte Felswand hochsieht, glaubt kaum, dass sich dort ein eineinhalb Kilometer langer Trampelpfade ‚hinaufschraubt‘. Wir beginnen diesen fast Ultraweg beim ersten Licht, ganz in der Früh, wenn es noch frisch ist, denn sobald der Hang der Sonne ausgesetzt ist, ist die Hitze unerträglich. 

Oben, wenn wir die Hochebene erreichen, werden wir dafür mit einem ‚time-out‘ belohnt. Ergo: Eine Erholungsphase, aber auch eine Zeitreise, denn seit den Altkanariern hat sich in dieser unbesiedelten Gegend kaum etwas verändert und hier können Sie Pause von der Reizüberflutung der modernen Welt nehmen. Hier unterbricht kein Handyempfang die entspannende Ruhe und hier genießt man die Einsamkeit und Freiheit – ein Paradies für Asketen, die die pure Natur hautnah erleben möchten und dort vielleicht sogar in einem Zelt übernachten.  

Das letzte Stück entlang eines Felshangs bereitet uns einen herrlichen Fernblick auf die Schlucht von Arguineguín, obwohl Sie ihre Tritte nicht aus den Augen lassen sollten während Sie die großartige Landschaft genießen. Einfach mal stehen bleiben, um die Aussicht auf der Festplatte des Gehirnes zu speichern. Von weitem sehen wir die Staumauer von Soria, Roque Nublo und das zerklüftete Bergmassiv. Nachdem wir ein Paar schwierige Passagen bewältigt haben, geht es gemütlich, an den Obstplantagen von La Solana vorbei, ins Dorf Barranquillo de San Andrés. Diese schwierige Strecke könnte man in zwei Etappen unterteilen: Entweder in der freien Natur übernachten (was allerdings nicht erlaubt ist) oder man lässt sich mit einem 4 mal4 in Los Cortadores abholen, die gangbare Variante.

Dritte und letzte Strecke: ‚Getrampelt‘

Die letzte Etappe (7,3 km) beginnt im Dorf Barranquillo de San Andrés und geht über Zementpisten und romantische Trampelpfade hoch, zum Stausee „Presa del Salto del Perro” (dt. Der Stausee des Hundesprunges). Dieser befindet sich gegenüber eines kleinen Parkplatzes, wo auch der Aufstieg zum altkanarischen Kultberg „Montaña de Tauro” beginnt. Auf diesem Berg huldigten die Urbevölkerung ihrem Gott Acorán. 

Es ist ein Naturschutzgebiet: das ländliche Monument des Tauroberges. Der Rundblick ist grandios! Sie überblicken die Schlucht von Mogán, den Bergpass von Veneguera, die Pyramide von Tasarte und im Hintergrund schmeichelt der Atlantik unseren Augen! Grün, blau und viele weitere Farben der Blüten; die Mutter Natur hat hier ihre Kreativität voll zum Ausdruck gebracht. In diesem Gebiet gibt es zudem sehr viele Fundstätten aus der prähispanischen Zeit, viele davon haben jedoch noch nicht die archäologische Schutzkategorie „zona arqueológica protegida” erhalten und sind somit komplett zugänglich. 

Wir besteigen den Tauroberg, der wie eine geköpfte Pyramide aussieht, nicht. Wir biegen rechts ab in Richtung El Cortijo del Pino, wo ein einsames Haus uns erwarten zu scheint. Was um alles in der Welt veranlasste die Menschen dazu, sich gerade hier, versteckt im Schatten des heiligen Berges in einem im Kiefernhain anzusiedeln? 

Nach einer Schotterpiste, folgen wir kurz der Asphaltstraße und biegen dann in den alten „camino real“ oder  königlicher Wanderweg nach Mogán ein. Dieser Weg ist, im Gegensatz zu den meisten, noch unbekannt. Von der Straße aus ist er nicht zu sehen und man muß ihn deshalb förmlich entdecken. Er führt nach El Cortijo de la Cuesta, am Fuß des Tauroberges, wo unser Abenteuer  dieser „Drachenbaumwanderung“ endet. 

Ihre Sofie Hendrikx 

Kontakt:

Mogán Verde - Sofie Hendrikx
staatlich zugelassene Reiseführerin (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch), auch Gruppen und Individuelle Touren.
Tel.: 653 737 773
sofiehendrikx@hotmail.com
www.moganverde.es

Anm.: Bei Anmeldung schickt sie den Teilnehmern alle relevanten Informationen zu.    Termine

Sofie Hendrikx

Sa., 23. Dezember 2018

Tasarte – Veneguera - Mogán: 9,3 km, Aufstieg: 150 m, Abstieg: 350 m, Schwierigkeit: Leicht, reine Gehzeit: 3 Stunden (Anm.: Erste Etappe der beschriebenen Fernwanderung).

Sa., 2. Februar 2019 

Molino de Viento - El Cercado: 7 km, Aufstieg: 500m, Abstieg: 650m, Schwierigkeit: Schwer, reine Gehzeit: 4 Stunden (Anm.: Hälfte der zweiten Etappe)

Sa., 2. März 2019

Soria - Las Niñas: 10 km, Aufstieg: 310 m, Abstieg: 310 m, Schwierigkeit: Mittel, reine  Gehzeit: 3,5 Stunden (Hälfte der vorletzten Strecke).

Sa., 16. März 2019

Los Acebuches: 7 km, Auf-/Abstieg: 300 m/-300 m, Schwierigkeit: Leicht, reine Gehzeit: 2 Stunden

Preis: 18 Euro pro Wanderung inkl. Versicherung.

Footnotes

  1. ^ Einwohnerzahl der Gemeinde Mogán: 19.798 im Jahr 2017 laut Wikipedia;
  2. ^ Bettenkapazität 34.132 im Jahr 2017 lt. Patronato de Turismo (Tourismusministerium);