Auf Gran Canaria wäre die Landwirtschaft in vielen Gegenden nicht möglich ohne ein künstliches Bewässerungssystem, denn die Niederschläge reichen bei weitem nicht aus, um die Natur mit dem benötigten Wasser zu versorgen. Darüber hinaus weist die Insel eine herausfordernde Orographie auf, welche die Bewirtschaftung erschwert und meist auch den Einsatz von Maschinen unterbindet.
LandwirtInnen in Bergregionen sind wahre HeldInnen, die unter schwierigen Bedingungen unermüdlich und größtenteils mit Handarbeit bzw. mithilfe ihres Nutzviehs ihre Äcker bestellen können.
Um das wertvolle Wasser so effizient und lange wie möglich zu nutzen, legten bereits die AltkanarierInnen mit Platten ausgelegte Rinnsale an, womit die Felder bewässert werden konnten. Noch bevor die Eroberung vollständig abschlossen war, wurde per königlichem Dekret am 4. Februar 1480 angeordnet, dass das Land und die Wasserrechte unter jenen Menschen aufgeteilt werden sollen, die sich bei der Hispanisierung verdient gemacht haben.
Das hervorragende wasserbauliche Erbe der indigenen Bevölkerung wurde in das neue System integriert und ist bis heute vollständig erhalten. Die Wasserverteilung der Verwaltung in Arucas geht auf das Jahr 1502 zurück.1)
Allerdings reichte die Anzahl der Brunnen nicht aus, um das komplette Territorium der Insel mit Wasser zu versorgen, was jedoch mit der wachsenden Bevölkerung notwendig wurde. Immer mehr Siedler der iberischen Halbinsel siedelten sich zusätzlich an. Also wurden im Laufe der Zeit zahlreiche Zisternen, Wasserreservoirs und ab Mitte des 20. Jhdts. auch Stauseen bzw. -dämme errichtet. Diese zahlreichen Wasserspeicher prägen die Landschaft der ruralen Gegenden von Gran Canaria. Für uns erscheinen die Besitzrechte an Wasser ungewöhnlich, denn Landbesitz bedeutete nicht unbedingt, auch die Wasserhoheit über eine dort befindliche Quelle zu haben. Auch heute wird ein Teil des Wassers vielerorts privat verwaltet.
Essenziell: Die Wasserspeicherung
Die 69 großen Stauseen auf Gran Canaria haben eine Gesamtkapazität von 76,7 Hektometer bzw. 76.700.000 Kubikmeter. Unter große Stauseen werden jene gelistet, die ein Fassungsvermögen von über 100.000 Kubikmeter haben oder über 15 m Höhe verfügen.
Das Consejo Insular de Aguas verwaltet acht dieser „großen presas“ mit einer Gesamtkapazität von 23,5 Mio. Kubikmeter. Es lag nahe, dass nach den heftigen Regenfällen die Stauseen nun gefüllt sind, doch wir mussten zu unserer Verwunderung feststellen, dass dem weit gefehlt ist. Aktuell sind lediglich zwölf Prozent der Kapazität mit Wasser gefüllt (siehe Chart u.).
Wie kann das sein? Der Grund dafür liegt in der Durchlässigkeit des Bodens, der in den felsigen, nördlichen Zonen viel höher ist als in der Südhälfte der Insel. Das bedeutet, dass im Süden größere Dämme angelegt werden, die selbst bei geringeren Niederschlägen das Wasser länger speichern können. In den Stauseen im Norden versickert das Wasser aufgrund der durchlässigeren Bödenbeschaffenheit schneller, womit auch bei vielen Niederschläge die Becken selten ihre Kapazität erreichen (siehe Skizze Pegelstände u.).
Der Tourismus auf den Kanarischen Inseln sorgt für überproportional großen Wasserbedarf, besonders in den Hochburgen. Daher wird mehr als die Hälfte des Bedarfs mit entsalztem Meerwasser gedeckt.3) Ein Drittel stammt aus unterirdischen Wasserspeichern und 8,2 Prozent mit Oberflächenwasser (Niederschlägen). jm
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Verweise
1)Viva Canarias Nr. 166 vom 1.8.2020 - Wasserverwaltung La Heredad de Arucas y Firgas, seit 1502
2)Viva Canarias Nr. 53 vom 14.3.2014 -
Grillplätze Teil 1: Presa de la Cueva de las Niñas (erbaut 1958)
3)Viva Canarias Nr. 166 vom 1.8.2020 -
Wasserknappheit: Spanien- Pionier bei Meerwasserentsalzung
4)Quelle: Consejo Insular de Aguas de Gran Canaria