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J M upload 22.08.2024, Viva Edition 213 online | Print article

Westafrikaroute weiterhin stark von illegaler Migration betroffen. Juli 2024

Viva Canarias Online vom 22. August 2024 | Frontex meldet für die ersten sieben Monate dieses Jahres mit 113.061 Aufgriffen von illegalern MigrantInnen an den EU Außengrenzen einen Rückgang von fast vierzig Prozent als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs, wie aus den vorläufig erhobenen Daten hervorgeht (siehe Bericht vom 13.8.2024).

Allerdings variieren die Aktivitäten auf den diversen EU-Migrationsrouten. Die Top drei Nationalitäten der Ursprungsländer sind: Afghanistan, Syrien und Mali

Zwar sind die Westbalkan- und Zentrale Mediterrane Route stark zurückgegangen (-75 % bzw. -64 %), hat sich die Östliche Landroute fast verdoppelt (+195 %). Eine enorme Zunahme verzeichnet auch die Westafrikaroute bzw. die Kanarischen Inseln. Hier hat sich die Zahl zwar 'nur' eineinhalb mal im Vergleich zum Vorjahr erhöhrt, doch war die Zahl der aufgegriffenen illegalen Migranten im Jahr 2023 ein historisches Hoch. Bis zum Jahresende waren es knapp 40.000. Der Anteil der Aufgriffe auf dieser Route entspricht fast einem Fünftel aller an den EU-Außengrenzen aufgegriffenen illegalen MigrantInnen.

Spanien und Westafrikaroute (Kanarische Inseln)

In Spanien hat die illegale Migration ebenfalls stark zugenommen, vor allem auf der Seeroute. In den ersten sieben Monaten vermeldet das Innenministerium eine Steigerung von 126 %), also ein Anstieg von 9.864 auf 22.304 Personen (Details - siehe Tabelle).

Migrationsproblem: Minderjährige

Das Protokoll sieht aktuell vor, dass minderjährige illegale MigrantInnen nicht auf das spanische Festland weitergeleitet werden, sondern bis zur Klärung der Herkunft und des Alters in speziellen Jugendunterkünften auf den Kanarischen Inseln verbleiben (CATE, Centros temporales de atención a extranjeros) . 

• Aktuell verfügen die Kanarischen Inseln über 80 Jugendzentren bzw. beherbergen über 5.500 unbegleitete minderjährige illegale MigrantInnen. Erwartet werden weitere ca.16.000 in den kommenden Wochen. (Stand: 31.7.2024, Quelle: Gobierno de Canarias)

Darüber hinaus wurden bisher lediglich 32 dieser erfassten Minderjährigen in andere Regionen des Landes verlegt, obwohl es das Protokoll so vorsehen würde. (Stand: 4. Juli 2024). Das spanische Ausländergesetz stellt eine Hürde dar und die Kanarenregierung fühlt sich von der Zentralregierung in Madrid in Stich gelassen, die durch Stillschweigen und die Situation auf dem Archipel zu ignorieren scheint. 

Am 31. Juli 2024 hat die Kanarenregierung einen Aktionsplan für die „menores migrantes“ besprochen. Dieser sieht vor dem Hintergrund des bevorstehenden Ansturms vor, die Kapazitäten zu erweitern, u. a. mit dem Bau von Zeltstädten als erste Anlaufstelle auf den Inseln Teneriffa, Lanzarote, El Hierro und Fuerteventura. Dadurch soll ein Versorgungskollaps vermieden werden.

Darüber hinaus wurden zusätzlich zu den aktuell 39 dafür dedizierten SozialarbeiterInnen des zuständigen Ministeriums (Consejería de Bienestar Social, Igualdad, Juventud, Infancia y Familias) der Personalpool um weitere 20 in der Verwaltung und 19 SozialarbeiterInnen aufgestockt.

Generelle Vorgehensweise bei Aufgriffen

Die Rettung bzw. Registrierung der ankommenden Flüchtlingsboote erfolgt prinzipiell von folgenden Einrichtungen und zwar dem Seenotrettungsdienst (Salvamento Marítimo), dem Roten Kreuz (Cruz Roja), Teams der Inselregierung sowie Einheiten der Nationalpolizei (Policía Nacional).

Der Erstkontakt nach dem Aufgriff und die Registrierung liegt im Verantwortungsbereich der Zentralregierung in Madrid. Ankommende illegale Migranten werden in temporären Unterkünften bzw. Internierungszentren (CIE, Centros de Internamiento de Extranjeros) untergebracht, bis die Formalitäten geklärt werden konnten. Davon hängt die weitere Vorgehensweise ab. Die Feststellung des Alters sei immer wieder ein Problem, weil Dokumente fehlen oder von den Aufgegriffenen widersprüchliche Angaben gemacht werden. 

Zwei der landesweit existierenden CIE-Zentren befinden sich auf den Kanarischen Inseln:

• Gran Canaria: CIE in einer aufgelassenen Militärkaserne im Barranco Seco in der Ctra. del Centro 5 A bei Las Palmas de Gran Canaria. Tel.: (+34) 914 326 291

• Teneriffa: CIE in Hoya Fría

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Verweise/Quellen
- Ministerio del Interior, Inmigración Irregular, Stichtag: 31. Juli 2024;
- Frontex, Bericht vom 11. Juli 2024, vorläufige Daten 1. Halbjahr 2024;
- Gobierno de Canarias;

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Siehe auch

- Bericht vom 
- Salvamiento Spanische Seenotrettung - Was sie tun, wo sie stehen und wie sie auf den Kanaren wirken