Mode ist Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und das trifft heutzutage vielleicht wieder viel mehr zu als auf den ersten Blick ersichtlich. Trends wechseln schneller als wir sie überblicken können und aus der unsagbaren Vielzahl an Designern sind diese per se auch schwer zu durchschauen. Und dann gibt es noch die Modekonzerne, die uns mit ihrer Werbemacht mit allerlei marketing- und verkaufstechnischen Tricks zum Konsum verleiten. Dabei zieht die Qualität keinesfalls mit. Hand aufs Herz. Wie oft haben sie sich ein Kleidungsstück gekauft und dieses hat schon beim ersten Waschen Farbe gelassen, obwohl Sie sich strikt an die Anleitung gehalten haben? Haben auch Sie schon Stücke erworben, die nach ein bis zwei Mal Tragen auch in der Form nachgelassen haben oder sich Textilknubbel am Material gebildet haben, so dass diese aussehen als seien es abgetragene Teile?
Konsumwahnsinn - der Gegentrend
Die Probleme in der heutigen Modeindustrie reduzieren sich keinesfalls nur auf die Schnelllebigkeit und die mangelnde Qualität. Die Mehrheit der Menschen lässt sich von Massenware verführen und unterliegt mit ständig neuen Modellen einem wahren Konsumwahnsinn und ein Großteil trägt nicht mal alles was erworben wurde. Kauf um des Kaufens willen?
Selbst wenn es sich um eine emotionale Ersatzbefriedigung handelt, könnte das wohlige Gefühl der Zufriedenheit, im Hinblick auf die extrem negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt, ins Schwanken kommen. Ein Fünftel der weltweiten Trinkwasserverschmutzung ist auf die hochgiftigen, chemischen Färbeprozesse in der Textilindustrie zurückzuführen.
Geiz ist nicht geil
Ein T-Shirt wandert durchschnittlich eineinhalb Mal um die Erde, bis es in den Geschäften in Deutschland landet und wie hoch der CO2-Fußabdruck ist, habe ich noch gar nicht im Detail recherchiert. Und wie sehen Sie eigentlich das Thema Fairness, soziale Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Ausbeutung durch sklavenähnliche Beschäftigung in Billiglohnländern? Mit einem Stundenlohn von 24 Cent ist ein Überleben selbst in Bangladesch kaum möglich.
Die meisten Modekonzerne setzen hier ihre Prioritäten ganz klar: Geld vor Menschenleben. Wie sonst könnte man sich brennende Fabriken und einstürzende Gebäude erklären, die leider kein Einzelfall sind. Wer hinter die Kulissen der namhaftesten Konzerne dieser Welt blicken möchte, dem kann ich das Buch „Schwarzbuch der Markenfirmen“ von Klaus Werner und Hans Weiss empfehlen. (ISBN 3-216-30592-9 im Manz Crossmedia GmbH & Co.KG)
Die guten Nachrichten - Gegentrend, nachhaltig
Schön langsam begreifen immer mehr Menschen, dass wir alle uns einen Planeten teilen und dieser es wert ist ge- und beschützt zu werden. Umweltthemen gewinnen an Bedeutung und es gibt immer mehr KonsumentInnen, die nicht auf Masse setzen, sondern auf verantwortlichen Konsum. Mehr und mehr innovative Nischen tun sich auf, auch im Modebusiness. Dabei zeigt sich in der Kreativität der DesignerInnen, wie schön ökologisch nachhaltig produzierte Waren sein können. Maria und Anna-Sophia Beck produzieren unter dem Label Lansania 1) beispielsweise sexy Bademode aus recyceltem Plastik und der Erfolg gibt ihnen Recht. Zurück zur Natur und zur Nachhaltigkeit.
Pioniergeist: Placido Alonso Ponce
Auf Teneriffa leistete Placido Alonso Ponce Pionierarbeit als ambitionierter und kreativer Kunsthandwerker, indem er bereits vor 25 Jahren begann aus den Fasern von Bananenstauden Schuhe und Accessoires herzustellen. La Pisaverde heißt sein Label, das sinngemäß so viel bedeutet wie - der grüne Fußabdruck“ und der Name ist Programm.
Seine Liebe zur Natur und Heimat brachte ihm die zündende Idee beides miteinander zu kombinieren. Dank seines profunden Handwerks und seiner schier unendlichen Kreativität tüftelte Placido bald die besten Methoden aus.
Ein grüner Zyklus
Die Produktion ist ziemlich aufwändig und vereint gleich mehrere Nischen des Kunsthandwerks. Zuerst müssen die passenden, ausgewachsenen Bananenstauden gefällt werden, logischerweise erst nach der Ernte der Bananen. Danach werden in Handarbeit die äußeren, trockenen Rinden entfernt und dasMittelstück des Stammes der Staude wird mühselig in die einzelnen Fasern gekämmt. Nach dem Färbevorgang werden die Fasern bzw. Garne mittels eines Handwebstuhls zu Stoffen gewebt. Nun folgt der Zuschnitt und danach die klassischen Schritte, die bei einem Schuster anfallen.
Der komplette Produktionsprozess ist manuell und erzeugt keinerlei anorganischen oder giftigen Abfall! Der Zellstoff ist vollständig kompostierbar und wiederverwertbar. Damit kommen seine Modelle quasi zu 100 % aus der Natur und wandern irgendwann wieder zu 100 % zurück, und zwar in allen Einzelteilen (ökologisch sauberer Zyklus).
Neben dem Gewebe aus Bananenfasern verwendet der Kunsthandwerker ander natürliche Materialien, wie beispielsweise Kork für die Innensohle, TR-Sohlen oder Konsumleder als Innenfutter etc.
An einem neuen Modell zu arbeiten ist für Placido wie ein Adrenalinkick, wie er sagt. Der Gedanke hält ihn über Wochen gefangen, bis sich in seinem geistigen Auge das Ideal manifestiert. Danach wird getüftelt, bis aus Fantasie Realität wird. Am Ende zahlt es sich aus, dem Wagemut und nicht dem Zweifel nachzugehen, der Fantasie und nicht der Angst, der Konstruktivität anstelle der Passivität und der Freude statt dem Frust zu frönen.
Einzigartig, Wow-Effekt für Fashion Weeks
Sein Label Pisaverde ist regelmäßig bei diversen Fashion Shows zu sehen, wie beispielsweise bei „Open Fashion Day“ 2016 oder als Teil des Kollektivs „Tenerife Moda“ im Jahr 2013 mit seinen jüngsten Kreationen in Kooperation mit Leyre Valiente auf der Mercedes-Benz Fashion Week in Madrid.
Im Produktsortiment finden sich Herrenschuhe (ab 85 Euro), Kinder- und Babyschuhe (ab 25 Euro), Handtaschen, Geldbörsen, Rucksäcke und nicht zuletzt Damenschuhe (sie können aus dem Vollen schöpfen und aus originellen Einzelstücken wählen: von Pumps, Stilettos, Stiefelchen, Flip Flops etc., Preise ab ab 75 Euro)
Große Auswahl im Online-Shop
Bei dem einzigartigen und kreativen Label Pisaverde finden sich Fashionistas wie im Himmel und es kommen gleich zwei Glücksgefühle hoch: Die Individualität des Besonderen durch ein handgefertigtes Einzelstück mit Seele.
Darüber hinaus die Gewissheit, dass der Kauf ein wenig dazu beiträgt, die Umwelt zu schonen und die Welt besser zu machen. Schließlich beginnt auch ein Weg von 1000 Meilen mit dem ersten Schritt!
1)Viva Canarias Nr. 171 vom 2.1.2021 „Wie aus Plastik Mode wird. Lansania - Öko trifft Style“
2)Our World in Data https://ourworldindata.org/ghg-emissions-by-sector