Ausgabe Nr.
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J M upload 10.04.2020, | Print article

Wie hoch ist die Dunkelziffer der Coronavirus Fallzahlen? Das fragt sich wohl jeder.

Viva Canarias Online 10.04.2020 | 11:53 h MEZ-1 | Mit 95 %-iger Wahrscheinlichkeit lag Anfang April die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in Österreich zwischen 10.200 und 67.400. Das ging aus einer heute vormittag im Bundeskanzleramt präsentierten Prävalenzstudie hervor, an der Gesundheitsminister Anschober, Wissenschaftsminister Heinz Fassman sowie zwei Vertreter des Unternehmens Sora, das mit der Durchführung dieser Studie beauftragt wurde (in persona Günther Ogris und Christoph Hofinger) teilnahmen.

Fassmann eröffnete die Pressekonferenz: „Wer wenig testet wird wenig Fälle ausweisen. Mitte März sei von der Bundesregierung ein Papier vorgelegt worden, indem es  heißt: ‚Wenn es nicht gelingt den Faktur R0 unter den Wert 1 zu drücken, dann sind in Österreich der Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu erwarten und bis zu 10.000 Tote.“ Daraufhin habe man das SORA-Meinungsforschungsinstitut mit der Durchführung dieser Studie beauftragt.

Damit ist Österreich das erste Land in Kontinentaleuropa, das so eine Prävalenzstudie über COVID-19 vorlegen kann. Die Ergebnisse wurden von SORA in Zusammenarbeit mit der MedUni und dem Roten Kreuz solide erarbeitet und zeigen interessante Ergebnisse.

Erstes Zwischenergebnis

Von dieser Stichprobe von 1.544 getesteten Personen wurden 0,32 % positiv auf das Coronavirus getestet. Der Wert der Infizierten liegt also weit über jenem der offiziell ausgewiesenen, die am 8. März lediglich 8.500 betrug und würde aus einer abgeleiteten Schätzung gemäß dieser Studie 28.500 betragen.

Durch die sehr kleine Stichprobe sei die Abweichung von 0,12 % bis 0,76 % relativ groß und es wurde ein Mittelwert herangezogen, der am Wahrscheinlichsten sei, so Soros. Eine größere Personananzahl hätte man in der kurzen Zeit nicht durchführen können. Bezogen auf die Wohnbevölkerung in Österreich läge man bei unter einem Prozent und verweist auf den sehr niedrigen Immunisierungsstatus der Bevölkerung - weit entfernt von der sogenannten "Herdenimmunität". Ergo: Man könnte jederzeit wieder mit einer neuen Ansteckungswelle konfrontiert sein und zwar mit einem exponentiellen Wachstum. In vielen Länder wird evident, was bei einer exponentiellen Ausbreitung passieren kann und die Situation außer Kontrolle gerät bzw. das Gesundheitssystem überfordert wird. Dann ist das Coronavirus nurmehr schwer in den Griff zu bekommen. Ein zu früher Shutdown ist aufgrund dieser Studie nicht zu erwarten. 

Antikörperstudie und Wiederholung der Prävalenzstudie

Wissenschaftsminister Fassmann: „Also ist der Eisberg größer als erwartet. Bezogen auf die Bevölkerung liegt der Wert bei unter einem Prozent.“ Er unterstrich, dass es sich nicht um eine empirisch endgültige Aussage handelt und auf jeden Fall Antikörperstudien benötige sowie Wiederholungen der Prävalenzstudie. Die Entwicklung müsse weiterhin beobachtet werden und demnächst wird die Statistik Austria die Prävalenzstudie wiederholen. Jene für diese Stichprobe mit dem Zufallsprinzip ausgewählten Personen erhalten bis Ende der nächsten Woche eine telefonische Benachrichtigung und werden aufgefordert, einen Online-Fragebogen bis zum19. April auszufüllen. Die Probeentnahmen werden durch das Rote Kreuz ab dem 21. April erfolgen.

Ausgewählt können alle in Österreich lebenden Menschen sein mit Ausnahme jener, die derzeit in einem Krankenhaus sind. Dabei sei das Einhalten der Datenschutzbestimmungen von positiv getesteten Personen eine hohe Priorität.“

Jede Studie hat nicht nur nationale Bedeutung sondern bildet ein Mosaik für die Wissenschaftler auf der ganzen Welt, die derzeit intensiv mit der Erforschung des Coronavirus und der COVID-19 Krankheit beschäftigt sind.

Situation in Spanien

Würden wir diesen Mittelwert von 0,32 % auf Spanien hochrechnen, dann läge die Zahl der Infizierten in etwa bei 173.900. Die tatsächliche Fallzahl lag am 10.4.2020 laut der dem spanischen Gesundheitsministerium bei 157.200 - siehe https://covid19.isciii.es

jm