Wenn man dauerhaft im heißen und trockenen Süden von Gran Canaria lebt, dann überkommt einem unter Umständen die Sehnsucht nach dem satten Grün der Natur. Klarerweise finden wir dies nicht in den Dünen von Maspalomas, die auch ihre Reize haben. Wir fahren also nordwärts in das spezielle Naturschutzgebiet des Lorbeerwalds von Moya, eine der schönsten Landschaften der Insel. Dafür sorgt u. a. ein Naturphänomen. Die kleine und wasserreiche Gegend von Moya wird auch in den Sommermonaten, wenn auf den Kanaren normalerweise kein Regen fällt, konsequent mit dem lebensnotwendigen Nass versorgt. Dafür sorgen die Passatwinde aus Nordosten, die eine Geschwindigkeit von durchschnittlich 22 km/h haben. Darüber hinaus kommen normalerweise zwei Schichten an Strömungen vor. Die untere ist sehr feucht und die darüber liegende trocken. Durch diese Wolkendecke werden die klimatischen Bedingungen sehr stabil gehalten, ähnlich einem Glashaus-Effekt.
Auf nach Moya
Wir fahren also nordwärts und vor Las Palmas wählen wir die Umfahrungsautobahn in Richtung Gáldar. Etwa zehn Kilometer hinter der Hauptstadt biegen wir auf die GC-75 ab und folgen der kurvenreichen und stetig ansteigenden Straße einige Kilometer in Richtung Moya.
Unweit der „Iglesia de la Candelaria“ (siehe Foto 001) gibt es eine Parkmöglichkeit, denn ein Zwischenstopp ist ein Muss. Zwar ist die ungewöhnliche Kirche hübsch anzusehen, doch der Anblick von der Rückseite aus in die Tiefen des Barranco de Moya (siehe Foto 002) sowie auf die Küste (siehe Foto 003) ist einfach unbeschreiblich schön. Und das Kaiserwetter an unserem Ausflugstag sorgt für den zusätzlichen Kick. Wir empfehlen also unbedingt vor Antritt dieses Ausflugs die Wettervorhersage zu überprüfen, denn Moya ist meist Wolkenverhangen oder es regnet.
Ausblick und Museumsbesuch inklusive
In Kürze setzen wir unsere Fahrt in Richtung dieser Schlucht fort und werden anschließend noch die Sicht von der anderen Seite aus auf das Städtchen genießen können. Kulturinteressierte sollten aber unbedingt noch einen Abstecher in das Museum Tomás Morales machen. Das Geburtshaus des großen kanarischen Chronisten wurde zum Museum umgebaut und zeigt auf anschauliche Weise das Leben zur Zeit der Jahrhundertwende (siehe auch unseren Ausflug aus Ausgabe Nr. 66).
Die Lorbeerwälder von Los Tilos
Mit Wehmut muss man heute die Landschaftsbeschreibungen der frühen Chronisten lesen, denn sie beschreiben die Insel mit sprudelnden Quellen, wasserführende Schluchten und dicht bewachsenen Wäldern. Leider sorgten die spanischen Inquistadoren dafür, dass diese größtenteils ihren Äxten und dem Raubbau zum Opfer fielen. So versiegten viele Wasserläufe und Landschaftsstriche verödeten großflächig.
Auf Gran Canaria überlebte nur etwa ein Prozent dieses einstigen undurchdringlichen Märchenwaldes. „Los Tilos de Moya“ ist ein Teil dieses kleinen Rests auf Gran Canaria und besticht dafür mit seinem Artenreichtum. Das ist der Grund warum man ihn zu einem Sondernaturschutzgebiet deklariert hat und versucht die Baumbestände abzusichern bzw. auch aufzuforsten. Der Lorbeerwald befindet sich inmitten des „Parque Rural de Doramas“ und liegt etwa zwei Kilometer hinter der Stadt Moya.
AB IN DAS NATURPARADIES „BARRANCO DE LAUREL“
Beim Hinweisschild „Barranco de Laurel“ biegen wir links in die Landstraße GC-704 ein. Los Tilos liegt auf einer Höhe zwischen 500 und 800 Metern. Nach einem kurzen Stück auf einer schmalen einspurigen Straße (siehe Foto 004) haben wir die Möglichkeit das Auto zu parken.
Schon beim Aussteigen wird klar, wir befinden uns in einem Naturparadies. Die Luft ist klar und frisch und während das Rauschen des Bachlaufs ein angenehmes Gefühl in uns auslöst, bewundern wir die leuchtende üppige Vegetation. s ist kein Quadratmeter Boden zu sehen. Alles ist überwuchert von unzähligen Pflanzen in allen Schattierungen von Grün, die jetzt zusätzlich mit ihrem prachtvollen Blüten verzaubern. Sträucher, Blumen, Kräuter, Gräser, Farne und jede Menge Bäume sollen wir während unserer Entdeckungstour sehen.
Es beginnt steil und bleibt schmal
Gleich am Anfang dieser Straße befindet sich der Start des Rundwegs, der mit einem Schild mit der Aufschrift „Ruta dirección Moya“ gekennzeichnet ist. Ab hier sind es insgesamt 1,8 Kilometer. Es beginnt steil mit Steintreppen bzw. Stufen, die mit Baumstämmen abgesichert sind (siehe Fotos 005 und 006). Links und rechts umrahmen Bäume und blühende Sträucher die Strecke und sorgen für Verzückung und unzählige Fotomotive. Dass diese in Folge zur Qual der Wahl mutieren sollte, wird uns erst bei der Rückkehr in der Redaktion bewusst.
Nach etwa zehn Minuten gemütlichem Wandern wird es eben und eng, denn auf diesem Trampelpfad kann man nur hintereinander entlang schlendern.
Bunte Märchenwelt im Lorbeerwald
Bei „Gegenverkehr“ muss man sich stellenweise eine Nische suchen, um aneinander vorbei zu kommen. Der Weg ist sehr gut zu bewältigen und größtenteils abgesichert. Von hier oben hat man immer wieder einen herrlichen Blick auf die üppig bewucherte Landschaft. Begleitet wird man nur vom abwechslungsreichen Zwitschern der Vögel, die sich scheinbar angeregt miteinander unterhalten. Das Naturkonzert wird immer wieder auch vom Plätschern des Bachlaufs untermalt. Es ist einfach herrlich! Wir wählten übrigens einen Montag für unseren Ausflug aus und trafen lediglich ein Pärchen auf dieser Wandertour. Natürlich gibt es in Europa viele Naturparks und riesige Waldlandschaften aber in „Los Tilos de Moya“ hat man stellenweise das Gefühl im Urwald zu sein, wenn auch in einem kleinen.
Fazit
Man sollte unbedingt einmal den Lorbeerwald besucht haben. Der Weg ist auch für weniger sportliche Menschen gut zu bewältigen. Nur das erste Stück hat eine Steigung bzw. Stufen. Ansonsten ist der Weg eben. Wir empfehlen unbedingt das Wetter vorher zu überprüfen, da einige Wege und Straßen bei Regen nicht befahren werden können.(www.eltiempo.es oder mit ihrem Smartphone)
Auf der nächsten Seite präsentieren wir einige zum Teil auch endemische Pflanzen und Tiere, die Sie hier entdecken können. Manche Arten sind gefährdet. Am Anfang der Rundtour befindet sich auch ein Informationshäuschen (siehe Foto 007) rund um den Parque Los Tilos.