In nur sechs Jahren, von 2016 bis 2022, ist die weltweit durch Windkraft produzierte Energie um das sechsfache gestiegen. Und auch in Spanien, wo die Energietransformation im Rahmen des nationalen Plans PNIEC 2030 (Plan Nacional Integrado de Energía y Clima) intensiv vorangetrieben wird, wurden gemäß dem Monatsbericht vom März 2024 der REE (REE Red Eléctrica España) 85,1 Prozent emissionsfrei produziert, davon 28,4 % durch Windkraft. Dadurch konnten 32 Mio. Tonnen CO2 Emissionen reduziert werden. Ungeachtet davon weist der landesweite Energie-Mix eine positive Energiebilanz auf, weshalb die Überproduktion des Stroms exportiert werden kann, vornehmlich nach Portugal und Frankreich.
Mittels des neuen Portals der REE kann jederzeit die Stromproduktion je nach Energieträger in Realtime eingesehen werden: https://www.ree.es/es/datos/generacion
Windkraft auf den Kanaren
Auf den Kanarischen Inseln nahm die Energietransformation erst ab 2019 Fahrt auf, doch inzwischen sind 23 Windparks installiert. Der größte davon mit 68 Windrädern auf einer Fläche von 1.800 Hektar befindet sich im Südosten von Gran Canaria (Parque Eólico de Arinaga), operativ seit 2013 und versorgt mit einer Produktionskapazität von 156 MWh etwa 70.000 Haushalte.
Zum Schutz der Vögel (Sepiasturmtaucher) wurde beispielsweise auf La Palma im Jahr 2022 ein Laser-Lichtschranken eingerichtet, der zwischen den Windrädern leuchtet, um Vögel in ihrer Flugbahn abzulenken. Dabei wurden die Vorgaben des Lichtschutzgesetzes eingehalten, denn die Insel hat weltweit das erste Gesetz gegen die Lichtverschmutzung verabschiedet.
Auf Grafcan, dem kanarischen territorialen System können alle Windräder eingesehen werden (visor.grafcan.es/visorweb/)
Das Potenzial für die Kanaren: Offshore Windkraft
Der Archipel konnte mit innovativen Pilotprojekten bei Offshore-Windkraftanlagen landesweit eine Führungsrolle in diesem Segment sichern, das ein großes globales Potenzial birgt und rückte damit auch in den internationalen Blickpunkt. Inzwischen haben einige renommierte internationale Konzerne, wie z. B. Naturgy-Equinor, Ferrovial, RWE, Iberdrola und Navantia den Archipel ins Visier genommen und als öffentlich-private Konsortien in diverse Projekte investiert, wie von uns berichtet.
Ende März fand in Bilboa die dritte internationale Fachmesse Wind Europe 2024 statt, an der eine kanarische Delegation mit 16 Vertretern von Behörden, Freizonen, Hafenbehörden, ZEC, Fedeport, Plocan, Proexca etc. teilnahmen. Teresa Ribera, die Ministerin für den ökologischen Übergang der Kanaren, kündigte im Rahmen von Wind Europe 2024 die Schaffung der spanischen Charta der Windenergiebranche im Einklang mit der im vergangenen Dezember unterzeichneten Europäischen Windenergiecharta an, die neue Regelungen zur Erteilung von Genehmigungen für Offshore-Windkraft vorsieht.
Die Kanaren erhoffen sich aus den zuvor genannten Gründen und der sich daraus ergebenden Potenziale, dass das nächste Treffen der Offshore-Experzten auf dem Archipel über die Bühne gehen wird, ganz nach dem Motto „Canary Islands Wind Energy Destination“.
Hier könnte Spaniens erster Offshore-Windpark entstehen, zumindest zeigten u. a. Teilnehmer aus Dänemark, Norwegen und Großbritannien ein hohes Interesse. Wir bleiben dran. jm