Ausgabe Nr.
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J M upload 02.10.2020, Viva Edition 168 | Print article

Wüstenfalke & Fischangler - sie fliegen wieder

Hand aufs Herz. Hat sich nicht jeder von uns schon einmal gewünscht, wie ein Vogel fliegen zu können und die Welt von oben zu erkunden? Damit meine ich nicht die motorisierte Variante in einem Flugzeug, sondern ähnlich gleitend wie die Falken und dabei mit ‚Argusaugen‘ alles wahrzunehmen. Zugegeben, bei dieser träumerischen Vorstellung ist die des Sturzflugs auf der Jagd nach Beute in meiner Vorstellung ausgeklammert.

Auf jeden Fall fühlen sich viele gefiederte ‚Bewohner der Lüfte‘ im Himmel über den Kanarischen Inseln wohl und das lockt auch Ornithologen aus der ganzen Welt zum „Birdwatching“ her. In den letzten Jahren scheint die zarte Knospe des sogenannten Ornithologie-Tourismus aufzublühen, wie bereits berichtet.1)

Von Wüstenfalken ...

Ein beeindruckender Vertreter ist der Wüstenfalke „Halcón tagarote“ bzw. landläufig auch als „Halcón de berbería“ bezeichnet (zool. Falco pelegrinoides). Es handelt sich um eine etwas kleinere Variante des Wanderfalken. Diese Subspezies kommt in Nordafrika und Ostasien sowie innerhalb Spaniens nur auf den Kanarischen Inseln vor.

Jetzt im Oktober startet die Reproduktionszeit dieser Falken, die ab Februar schließlich ihre drei bis fünf weißen Eier mit roten Flecken in Felsnischen oder an den Klippen in Küstennähe ablegen. Damit haben sie auf dem Archipel ideale natürliche Lebensräume, um diese zu platzieren. Sowohl Vater als auch Mutter kümmern sich um die Nachkommen, wie allerdings genau die Aufgabenverteilung geregelt ist, ist noch nicht restlos geklärt. Im Mai werden die Jungvögel flügge, sind jedoch auf die Fütterung bis September angewiesen.

Diese mittelgroße Falkenspezies erreicht eine Länge von 32 - 40 cm mit einer Flügelspannweite von 82 bis 99 cm, wobei die Weibchen für gewöhnlich größere Dimensionen annehmen können als die Männchen. Die Innenseite des Gefieders ist cremefarben mit einer weißen Brust und schwarzen Flecken an der Unterseite, während es an der Außenseite dunkelgrau ist. Charakteristisch ist zudem der schwarze Kopfbereich mit dem rötlichen Bart. (siehe Skizze2))

Sie ernähren sich hauptsächlich von anderen Vögeln, wie beispielsweise von Tauben.

... und „Fischanglern“

Auch der Fischadler (Pandion haliaetus) ist ein hier vorkommender Greifvogel, der seiner Beute niedrig über der Meeresoberfläche kreisend auflauert und diese flink aus dem Gewässer fischt.

Der Bestand dieser Tiere bereichert die hiesige Biodiversität und sichert das ökologische Gleichgewicht, weshalb in den letzten Jahren seitens der Behörden intensive Bemühungen zum Artenschutz vorgenommen wurden, wie z. B. im Rahmen des kofinanzierten Umweltschutzprojekts FEDER Canarias 2014-2020 unter der Leitung der Ornitologen Felipe Siverio, Beneharo Rodríguez und Manuel Siverio. Sie gehören zur Gruppe GOHNIC.3)

Neben den Gefahren durch die Menschen, dem fortschreitenden Klimawandel und seinen Folgen ist zudem die Vermischung mit anderen Falkenarten, die beispielsweise aus einer Gefangenschaft geflohen sind, für den Verlust der genetischen Identität verantwortlich.

Leider ist die Situation weiterhin prekär, denn gemäß den jüngst veröffentlichten Daten4) wurden nur noch sieben Paare und wenige einzelne Wüstenfalken gezählt, vor allem in den Regionen von Alegranza, Teneriffa und La Gomera.

Ende August hat die Kanarenregierung ein weiteres Projekt initiiert, das eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation umfassen soll. Die Studie soll die dedizierten Lebensräume und Brutplätze auf den Kanarischen Inseln identifizieren, sowie die Anzahl der Wüstenfalken auf La Gomera, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote. Mit Sendern soll ihr Einzugsgebiet näher bestimmt werden können. All diese Informationen ergänzen die bereits erlangten Daten von den anderen Inseln und führen zu einer Gesamtsicht der Situation. Drücken wir die Daumen, dass die Bestrebungen dieses Umweltschutzprojektes bald Früchte tragen wird und wir auf diese königlichen Herren und Damen der Lüfte nicht verzichten müssen.               jm

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Verweise - nachzulesen auf www.viva-canarias.es

1)Viva Canarias Nr. 139 vom 2.8.2018 Makaronesien - Ornithologie, Vogelbeobachtung als Tourismusnische?

2)www.seo.org/ave/halcon-tagarote/

3)GOHNIC - Grupo de Ornitología e Historia Natural de las Islas Canarias

4)Gobierno de Canarias vom 27.8.2020