Wochenbericht vom 11.11.2021 um 11.00 Uhr (MEZ-1): Die Aktivitäten seit Ausbruch des Vulkans am 19. September 2021 in der Cumbre Vieja auf La Palma nehmen kein Ende. Die Eruption entspricht nach wie vor einem stromboliarischen Vulkantyp, also einem, wo sich effusive und eruptive Phasen abwechseln.
Die Stärke entspricht der Stufe 2 der 8-stufigen VEI-Skala (Vulkanexplosivitätsindex), und hatten ihre stärkste Ausprägung vom 22. bis 24. Oktober und zuletzt am 10. November. Letztere zählen zu den stärksten seit beginn der Eruption und erreichten eine Stärke von bis zu 5 auf der Richterskala. Die Fernbeben befinden sich in einer Tiefe von etwa durchschnittlich 14,35 km.
Eine zweite Glutlawine hat in den Morgenstunden um 0.44 Uhr die Küste an der Playa de Los Guirres erreicht (siehe Foto oben) und strömt nun ebenfalls ins Meer. Dadurch wurden weitere 10 ha zerstört und insgesamt sind 1.009 ha Fläche zerstört worden. Die Breite der Glutlawinen nimmt nun 3,1 km ein. Am stärksten Betroffen sind die Gemeinden Los Llanos de Aridane (75,57 %), El Paso (18,44 %) und Tazacorte (5,99 %).
Die jüngsten Kopernikus-Satellittenaufnahmen zeigen, dass 1.456 Gebäude beschädigt wurden. Die Daten wurden von der Generaldirektion des Katasteramts vom 9.11.2021 verifiziert und wie folgt zugeordnet:
1.179 Residenzen
149 landwirtschaftliche genutzte Gebäude
67 Industriegebäude
33 Freizeit- und Hotellerie
13 Öffentliche Gebäude
15 Sonstige
- Landwirtschaftlich genutzte Fläche: 294 ha (davon 168 ha Bananenplantagen, 60 ha Weinberge, 25 ha Avocados)
- Straßen ca. 64 km (LP-2, LP-211, LP-212, LP-213, LP-2132)
Die Luftqualität ist gut, mit Ausnahme der Zonen von Puntagorda sowie in den Gemeinden Tijarafe, Los Llanos de Aridane, El Paso und Tazacorte. Dort ist sie aufgrund der Feinstoffemissionen PM10 sowie der Schwefeldioxidwerte mittelmäßig und es wird aus Vorsichtsmaßnahme empfohlen Aktivitäten im Freien zu reduzieren bzw. unnötige Aufenthalte zu vermeiden. Grund dafür ist u. a. der Eintritt der zweiten Glutlawine in das Meer und der damit freigesetzten Schwefeldioxidemissionen bzw. der verbundenen Gefahren. (siehe auch Auftreffen der Lavamassen auf das Meer mit Spannung erwartet )
Dashboard La Palma
Die Inselregierung von La Palma hat ein Dashboard eingerichtet, wo tagesaktuell die Informationen zur Situation publiziert werden.
https://riesgovolcanico-lapalma.hub.arcgis.com
Luftqualität
Diese wird für alle Inseln publiziert und nicht nur für La Palma - siehe nachfolgenden Link. Dort müssen Sie runter scrollen, um zur Auswahl der Insel zu gelangen und die gewünschte Information abrufen zu können.
https://riesgovolcanico-lapalma.hub.arcgis.com/pages/calidad-del-aire
Seismik
https://info.igme.es/eventos/Erupcion-volcanica-la-palma/sismicidad
Evakuerte - Notfallplan
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez ist bereits zum sechsten Mal nach La Palma gekommen, um am Einsatzstab des Pevolca Lenkungsausschusses (siehe weiterführende Links am Ende dieses Berichts) teilzunehmen. Er möchte damit die Solidarität und Priorität zu den Vorgängen auf der Kanareninsel unterstreichen. 5 Mio. Euro vom staatlichen Krisenfonds sind bereits genehmigt und überwiesen. Diese Woche sollen weitere 18,8 Mio Euro folgen, die insbesondere der Agrarwirtschaft und der Fischerei zugute kommen.
Über 7.000 Personen wurden evakuiert und ein Großteil ist temporär bei Freunden, Bekannten und im Familienkreis untergekommen.
Die Schlüssel für die ersten 18 Häuser wurden bereits übergeben und weitere 45 folgen demnächst. Nachdem nicht genügend Gebäude für die Geschädigten, die von der Insel- und Kanarenregierung aufgekauft wurden, zur Verfügung standen, wurden insgesamt 200 Fertigteilhäuser erworben. Diese haben jeweils 74 qm (siehe Foto) und davon sind die ersten 30 ebenfalls bereits ausgeliefert worden.
Infrastruktur
- 1.550 EinwohnerInnen haben einen Antrag für das "Sonder-ERTE" beantragt, das bis 2025 für die Insulaner zu Verfügung stehen wird. Damit können Sie die kurz- und mittelfristig eingebrochene Wirtschaftstätigkeit, die durch die Eruption zum Erliegen gekommen ist, auffangen bzw. überbrücken.
- In der Gegend bei Puerto Naos wurde die zweite mobile Entsalzungsanlage installiert, die für die Landwirtschaft benötigt wird. Gesamtwert: 4 Mio. Euro.
Solidarität
Die Solidarität der Nachbarn, der Inselbewohner sowie Spaniens ist ein Paradebeispiel, dass in diesen Zeiten man füreinander da ist. Zum aktuellen Stichtag ist bei dem von der Inselregierung eingericheten Spendenkonto über sieben Millionen Euro an Spenden eingegangen. Damit möchte man von offizieller Seite sicherstellen, dass die Verteilung der Geldmittel transparent und fair erfolgt. Zudem sind so viele Sachspenden eingegangen, dass die Einsatzteams die kanarische Bevölkerung vor zwei Wochen aufgerufen haben, keine weiteren Spenden zu tätigen. Einerseits seien die Lager voll und andererseits benötigen die Einsatzteams (derzeit etwa 800 im Einsatz) die Transportkapazitäten auf den Fähren und auf den Flügen für wichtige andere relevante Lieferungen, wie z. B. Equipment, Schutzmasken, Technik etc.
Siehe auch
PEVOLCA Kanarischer Krisenstab in vulkanlogischen Notfallsituationen