Ausgabe Nr.
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J M upload 30.09.2018, Viva Edition 124 | Print article

Kolumbushaus zum Día de Hispanidad am 12. Oktober

Kolumbusstatue neben dem Gabinete Literario in Las Palmas de Gran Canaria

Der Tag der Hispanität („Día de Hispanidad“) wurde im Jahr 1935 zum ersten Mal in Spanien zelebriert. Die legale Grundlage dazu erfolgte schließlich 1958 während der Franco-Diktatur. Seitdem wird in der Hauptstadt Madrid jedes Jahr eine Militärparade abgehalten, an der das Königshaus, Vertreter der Regierung und andere ranghohe Persönlichkeiten neben den vielen Bürgern und Bürgerinnen teilnehmen. Dann demonstriert Spanien seine militärische Macht an Land sowie in der Luft in Form von Flugformationen. Was und wieso wird gefeiert?

Der befreiende Schrei „Land in Sicht“ nach einer zermürbenden, über zwei Monate andauernden Schifffahrt ins Ungewisse, kam um 2.00 Uhr morgens am 12. Oktober 1492 von einem Matrosen der Mannschaft von Cristóbal Colón, alias Christoph Kolumbus. Der Kapitän war mit seiner neunzig Mann starken Besatzung auf der Suche nach einer kürzeren Seeroute nach Indien. Spanien hoffte, den Vorsprung der Portugiesen beim Handel mit indischen Gewürzen wettmachen zu können. Doch die Fahrt war anstrengend und ungewiss. Das Wasser wurde knapp, die See schien endlos und Unruhe breitete sich langsam aus, fast kam es zur Meuterei. Für Kolumbus musste dieser Schrei geradezu befreiend gewesen zu sein, der damals die Bahamas ankündigte (wie wir heute wissen). Dieser Tag ging als Meilenstein in die Geschichte ein. Mit der Entdeckung „der Neuen Welt“ begann das Goldene Zeitalter Spaniens (span. Ciclo de Oro) und die Goldreserven des Königshauses quollen geradezu über und mit steigendem Vermögen auch die Bedeutung des Hofes auf europäischen Terrain. An die mit dieser Entdeckung verbundenen unschönen Ereignisse erinnert man sich weniger gern (wie z. B. Ausrottung vieler Völker). Man kann geschichtliche Ereignisse aber auch nicht einfach totschweigen oder so tun, als wären sie nie geschehen.

Der 12. Oktober ist nicht nur ein wichtiger spanischer Nationalfeiertag. Als „Día de la Hispanidad“ bzw. „Día de la Raza“ wird dieser Tag in vielen lateinamerikanischen Ländern, wie z. B. Argentinien, Bolivien, Kuba, Costa Rica, der Dominikanischen Republik, Chile oder Kolumbien, in Memoriam an die gemeinsamen Wurzeln der spanisch-sprachigen Welt begangen.

Welche Rolle spielte Gran Canaria bei den Entdeckungsfahrten von Christoph Kolumbus?

Replik der Kapitänskajüte im Kolumbushaus in Las Palmas de Gran Canaria

In Las Palmas de Gran Canaria gibt es das Kolumbushaus, das meistbesuchte Museum der Insel. Aber warum steht es ausgerechnet dort? Welche Rolle nahm die Hauptstadt und überhaupt der Archipel bei den Entdeckungsfahrten ein? Wieso beherbergt die Casa de Colón ein Zentrum für Amerikastudien?

Wir drehen die Zeit 525 Jahre zurück. Damals waren die von Europa weit abgelegenen Inseln exotisch und geheimnisvoll und weder bevölkerungsmäßig noch aufgrund seiner Volkswirtschaft erwähnenswert. Aber: Das Wetter auf den Eilanden des „Ewigen Frühlings“ war ideal und das Meer beherrschte die Natur hier auf sanftere Weise. Die natürlichen Gegebenheiten der Küste und der Wassertiefe prädestinierten Las Palmas geradezu, sich als Anlegeplatz einen Namen zu machen. Dort versorgte man sich mit Wasser und anderem Proviant oder führte noch letzte Reparaturen durch. Beides traf auf Christoph Kolumbus zu. Bei drei seiner vier Fahrten (von 1492 bis 1504) machte er auf Gran Canaria halt. Bei seiner ersten Fahrt mit den drei Schiffen Santa María, La Niña und La Pinta versorgte er sich mit dem Nötigsten. Bei letzterer musste das Ruder repariert werden und bei La Niña die Takelage. Beides wurde auf Gran Canaria durchgeführt, was den Grund für den ersten Halt auf den Kanaren erklärte. Dann ging es am 2. August 1492 endgültig los, auf die Reise ins Ungewisse …

Empfehlenswert: Besuch der Casa de Colón

Wer alles über die Entdeckungsfahrten der Neuen Welt erfahren möchte, der ist im Kolumbushaus[1] bestens aufgehoben. Die Casa de Colón befindet sich im Herzen der Altstadt Vegueta, unmittelbar an der Rückseite der Kathedrale Santa Ana, in der Altstadt von Las Palmas de Gran Canaria. Aufgrund der außergewöhnlichen Fassade könnte man den Eindruck gewinnen, dass es sich um ein historisches Gebäude handelt. Das ist zum Teil korrekt, denn es steht lediglich auf den Grundmauern des alten Gouverneurspalasts, die mit den angrenzenden Gebäuden verschmolzen und das Ganze wurde als Bau erweitert. Am 18. Juli 1951 wurde es offiziell als historisches Museum umgewidmet und ist seither die meist besuchte Touristenattraktionen der Stadt.

Architektonisch ist das einstige Geburtshaus des großartigen Tenors Alfredo Kraus auf jeden Fall interessant. Es ist ein gelungenes Mischwerk aus Fragmenten historischer Gebäude und Bauelementen (Balkone, Holzdecken etc.) der ganzen Insel. Neben den Originalen wurden auch diverse Replika und Rekonstruktionen implementiert. Hier verschmilzt Alt und Neu auf bezeichnende Weise.

Schiffsmodelle, Replika u.v.m.

• Im Inneren wird alles Wissenswerte rund um die vier Entdeckungsfahrten der Neuen Welt dargestellt, wie z. B. die Schiffskarten und Navigationsgeräte, Karten der einzelnen Routen, originalgetreue Schiffsmodelle und sogar eine Replik der Admiralskajüte von „La Niña“. Die Menschen waren damals definitiv viel kleiner als wir heute. Vor dem Museo Elder steht sogar eine Replik des Schiffs und in Anbetracht der „kleinen Größe“ verwundert es mich nicht, dass die Menschen damals einfach Angst haben mussten, sich damit in den Wogen des Meeres ins Unbekannte begeben zu müssen.

In der oberen Etage ist eine feine Auswahl an Gemälden zu sehen, die teilweise aus dem Fundus des Prado Museums stammen. Auch der holländische Einfluss als einst bedeutende Handelsnation zur See und deren Einfluss auf die Kultur der Kanaren nach deren Eroberung wird verdeutlicht.

Im Untergeschoss befindet sich die Krypta, die sich den lateinamerikanischen Kulturen vor deren Unterwerfung bzw. Ausrottung widmet, wie z. B. aus Ecuador, Mexiko und Yanomani.

Die Bibliothek bietet Fachliteratur und nach Antrag (für Wissenschaftler und Studenten) auch Zugang zu den historischen Dokumenten rund um die Entdeckungsreisen. Regelmäßig kommen Wissenschaftler aus aller Welt, um hier ihren Amerikastudien nachzugehen.

Footnotes

  1. ^ Das Kolumbushaus - das meistbesuchte Museum der Kanaren