Der wohl bekannteste der 15 Leuchttürme der Provinz Las Palmas de Gran Canaria ist der Faro de Maspalomas, eines der meist fotografierten Wahrzeichen der Touristenhochburg. Am 7. Februar 2019 wurde im Rahmen einer pompösen Inszenierung der Leuchtturm nach umfassenden Renovierungsarbeiten für die Öffentlichkeit wiedereröffnet. Der Frage, was diesen zum Kulturgut1) erklärten Turm so Besonders macht und wieso es so lange gedauert hat, bis er wieder zugänglich gemacht wurde, wollen wir auf den Grund gehen.
Mitten im Nichts - anno dazumals
Dieser zylindrische Bau misst 56 Meter und zählt zu den sogenannten hohen Leuchttürmen. Er markiert den den südlichsten Punkt der Insel und sorgte dafür, dass der immer größer aufkommende Schiffsverkehr auf der Transatlantikroute sicher passieren konnte. Das war auch der Grund, warum man im Jahr 1861 entschieden hat hier einen Leuchtturm zu errichten.
Mit dem Bau wurde Juan de León y Castillo erst im Jahr 1884 mit einem veranschlagten Budget von 229.983,69 Peseten beauftragt. Der der angesehene kanarische Architekt erhielt erst ein Jahr zuvor den Zuschlag für die Planung des strategisch so wichtigen Hafens Puerto de la Luz in Las Palmas de Gran Canaria.2)
Für die Errichtung des Leuchtturms waren zwei Jahre Bauzeit vorgesehen. Sowohl das Budget als auch die Zeit musste aufgrund einer Reihe von unvorhergesehenen Herausforderungen überschritten werden.
Und dann kam alles anders
Wir müssen uns vor unserem geistigen Auge vorstellen, dass es damals in der Zone, wo sich heute der Leuchtturm befindet, nichts gab außer Wüste und Wasser. Vor Agüimes endete das letzte Stück einer errichteten Straße und der restliche Teil bis zum Süden bestand aus einem Pfad, der nur zu Fuß oder auf dem Pferd gemeistert werden konnte. Das unwegsame steinige Gelände war für die Lieferung des benötigen Baumaterials ungeeignet und musste daher auf dem Wasser geliefert werden. Dadurch wurde die Errichtung einer Rampe erforderlich (Foto 04), damit das Baumaterial per Schiff geliefert werden konnte, ebenso wie später das benötige Brennöl für die Lampe.
Die Bodenbeschaffenheit erforderte den Bau eines profunderen Fundaments und eines zwei Meter hohen Sockels. Das widerstandsfähige aber teure Basalt wurde als Material für die Fassade des Turms genutzt. León y Castillo wählte einen hellen blaugrauen Ton, was dem Leuchtturm später eine noble Note verlieh und weshalb er nach seiner Eröffnung in den kanarischen Zeitungen stolz als „Faro de primer orden“ (also von erstem Rang) beschrieben wurde. Die zusätzlich benötigten Mittel wurden am 19. Juli 1886 schließlich genehmigt.
Die französische Firma F. Barbier & Cie montierte die Beleuchtung auf einer Glaskuppel mit einem Durchmesser von 3,7 Metern. Am 1. Februar 1890 um 17,23 Uhr wurde der Faro de Maspalomas erstmals in Betrieb genommen und brannte bis 6.34 Uhr des folgenden Morgens. In diesen 13 Stunden und 11 Minuten wurden 7 Kilogramm und 527 Gramm Petroleum verbraucht. Der Tank fasste knapp neunzig Kubikmeter Im darauf folgenden Dauerbetrieb wurde einmal im Monat das benötigte Brennmaterial per Schiff geliefert. Die Elektrifizierung des Leuchtfeuers erfolgte im Jahr 1960 und dreizehn Jahre später die Automatisation, also der Betrieb ohne Wärter. Die Reichweite des Lichts wird heute mit 19 Seemeilen bzw. 32,5 Kilometern angegeben.
Wasser und Wüste
Um die Arbeit in diesem so weit entfernten Leuchtturm attraktiver zu gestalten, musste man für die drei für den Betrieb benötigten Wärter etwas tiefer in die Taschen greifen und zahlte pro Tag 0,5 pts., geradezu fürstlich für damalige Verhältnisse. Weit und breit thronte dieser Turm einsam in der Wüstengegend. Für den Besuch des nächst gelegenen Arztes im 42 Kilometer entfernten Telde musste man eine zeitaufwändige Reise auf sich nehmen.
Einsamkeit könnte so manchen in den Wahnsinn treiben …
Daher wurde für Annehmlichkeiten der Wärter und ihre Familien gesorgt, um sie bei Laune zu halten und unnötige Wege zu ersparen. Das Haupthaus wurde derart geräumig dimensioniert, für damalige Verhältnisse gar luxuriös, dass genügend Lebensraum für die drei Wärter und ihre Familien geboten werden konnte. So sollten allfällige Streitereien, die sich im Zusammenhang mit Allgemeinräumlichkeiten ergeben könnten, vermieden werden. Daher verfügte jede Familie zusätzlich über eigene Schreibzimmer und Waschräume im Erdgeschoss. Dort zweigten die einzelnen Räume rundum ab und in der Mitte befand sich eine imposante zehn Meter hohe Galerie. Fensterläden an allen Fenstern schützten vor Wind und Regen. Die obere Etage konnte über eine im Westen montierte Holztreppe erreicht werden.
Jacques Mandé Daguerre stellte die Fotografie im Jahr 1839 in Paris erstmals der Öffentlichkeit vor und dem Schiffsverkehr haben wir es zu verdanken, dass bereits 1847 diese aufregende neue Technologie auf die so entfernten Eilande kam und wir so historisches Fotomaterial der Inseln haben. Einige alte Aufnahmen des Leuchtturms habe ich zur Veranschaulichung aus dem FEDAC Archiv für Sie herausgesucht.
Wiedereröffnung: Gut Ding braucht Weile
Die Renovierung des Leuchtturms verzögerte sich aufgrund unvorhergesehener Dinge immer wieder, wie beispielsweise dem Termitenbefall der Holzvertäfelungen, die größtenteils entfernt werden mussten. Trotzdem ist es gelungen, das Kulturgut mit seinem ursprünglichen Charme zu erhalten und, wo notwendig, moderne Elemente zu fusionieren.
Der Zylinder des Turms hat einen Durchmesser von 6,2 Meter und über schmale Stufen können Sie in die erste Etage hochgehen (Foto 03). Für Menschen mit Gehbeeinträchtigung wurde auch ein Lift installiert, um niemanden auszuschließen. In der oberen Etage ist nun ein ethnografisches Zentrum untergebracht, in dem kanarisches Brauchtum und Kunsthandwerk in allen Facetten aus der Zeit vom 15. bis zum 20. Jhdt. präsentiert wird. Ein Highlight ist das entzückende Puppenhaus aus dem Jahr 1930 mit 17 kanarisch möblierten Räumen in Miniaturgröße.
Im Erdgeschoss befindet sich heute eine Touristeninformation und ein Souvenir-Geschäft der kanarischen Kunsthandwerkvereinigung FEDAC mit einer feinen Auswahl an hochwertigen traditionellen Erzeugnissen.
Auf dem Dach des Gebäudes wurde eine Aussichtsterrasse installiert, von der aus Sie einen wunderbaren Ausblick auf den Boulevard, die Küste und die Dünen haben, während im Landesinneren die Bergkämme bezaubern und das alles von Meeresrauschen begleitet. Wir wünschen viel Spaß!
Leuchtturm Faro de Maspalomas als Ethnografisches Museum
Geöffnet: Täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr.
Siehe auch: Faro de Maspalomas - Spielball zwischen Gemeinde und Inselregierung?