Eine machtvolle Demonstration der Naturgewalt und die Machtlosigkeit des Menschen wird bei einem Vulkanausbruch auf dramatische Weise evident. Dies konnten bzw. mussten wir uns vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse auf unserer geliebten Insel La Palma vor Augen führen. Das kleine, westlichste gelegene Eiland des Archipels, das den Beinamen „La isla bonita“ trägt, muss seit 19. September 2021 die Eruptionen des Vulkans in der Cumbre Vieja hinnehmen.
Aus aktuellem Anlass behandeln wir den Vulkanismus als Sonderthema. Dieses gliedern wir in folgende Subthemen:
- Hotspot-Vulkanismus Kanaren
- INVOLCAN: Vulkanologische Beobachtung und Vorhersage
- PEVOLCA Vulkan-Krisenplan
- La Palma: Chronologie der Eruption vom 19. September 2021
Hotspot-Vulkanismus der Kanarischen Inseln
Die Kanarischen Inseln befindet sich geologisch betrachtet auf der Afrikanischen Platte, am Ostrand des Kanarischen Beckens, das bis in eine Tiefe von 6.501 Meter abfällt. Der Archipel ist das Ergebnis unzähliger submariner Eruptionen, die vor mindestens 140 Mio. Jahren begannen und unterseeische Berge formten, die mit der Zeit die Meeresoberfläche durchbrachen und die Eilande entstehen ließen.
Fuerteventura, die älteste Insel, entstand vor ca. 22 Mio. Jahren und dort wurde seit etwa 5.000 Jahren kein Ausbruch mehr verzeichnet. Etwas zeitlich versetzt folgte Lanzarote (15,5 Mio. Jahre) und Gran Canaria (14,5 Mio Jahre), gefolgt von Teneriffa (12 Mio. Jahre) und La Gomera (ca. 11 Mio. Jahre). Die westlichsten Inseln sind zugleich die jüngsten: La Palma (ca. 2 Mio. Jahre) und El Hierro (1,2 Mio. Jahre). Letztere wurde erst 2011 von einer submarinen Eruption nach wochenlangen seismischen Aktivitäten heimgesucht. Prägnant waren die Bilder der auf dem Meer treibenden toten Fischen.
Der Vulkanismus des Archipels ist jedoch nicht nur den Bewegungen der Plattentektonik geschuldet, die sich etwa 1,2 Zentimeter pro Jahr nordostwärts zieht, sondern auch dem Vorhandensein eines Plume. Somit handelt es sich um Hotspot-Vulkanismus.
Ein Plume ist eine Art Strömung, in der Material aus dem unteren Erdmantel (-200 bis 2.980 km) in den oberen Erdmantel transportiert wird (siehe Skizze) und dort das Gestein mit dem heißeren Plume-Material aufheizt. Daraufhin beginnt ein Schmelzvorgang, bei dem basaltisches Magmen mit charakteristischer chemischer Zusammensetzung entsteht. Diese flüssige heiße Masse versucht zu entweichen, beispielsweise über Gesteinsritzen oder -poren. Gleichzeitig strömt laufend Material von unten nach und die Magmabecken wachsen stetig an. Der Druck steigt unter der Lithosphäre ebenfalls. Wenn der Plume über genügend Auftriebsenergie und einen entsprechend großen Durchmesser verfügt, kann es durch den ‚Überdruck‘ zu einem Durchbruch an der Lithosphäre kommen und das Material wird an die Oberfläche geschleudert (Eruption).
Institut INVOLCAN: Auf den Kanaren wurde das Institut INVOLCAN (Instituto Volcanológico de Canarias S.A.) im Jahr 2010 mit Sitz in Santa Cruz de Tenerife gegründet. Es besteht aus nationalen und internationalen WissenschaftlerInnen, die alle Belange rund um Vulkanismus und Geothermik untersuchen.
Siehe auch
Das Institut INVOLCAN und die ständigen Messungen
PEVOLCA Kanarischer Krisenstab bei vulkanlogischen Notfallsituationen
PEVOLCA: 4-stufige Ampel bei vulkanlogischer Gefahr
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Anmerkung: Die Titelstory, so wie in der Druckausgabe erschienen, fügen wir als PDF zum Download bei.